Den großen Digitalisierungs-Schritt haben im HR bisher nur ganz wenige Unternehmen geschafft. Kein Grund für einzelne HR-Verantwortliche zu warten. Was würde MacGvyer in der Lage tun? Ganz einfach: Alle diejenigen Tools und Apps verwenden, welche es meist kostenfrei gibt. So kann man die unmittelbare Digitalisierung der eigenen HR Arbeit vorantreiben und die eigene Wirkung erhöhen. Hier wird beschrieben wie die modernen HR MacGvyer denken und welche Lösungen sie nutzen können. Eine (inoffizielle) Anleitung zur persönlichen Digitalisierung:
In einer idealen Welt würden die Unternehmen und deren Personalabteilungen sowieso einer klaren Strategie zur digitalen Transformation folgen. Es hätte eine entsprechende Analyse gegeben, die eigenen Chancen und Risiken erkannt und ein Handlungsplan wäre verabschiedet worden, welcher natürlich konsequent umgesetzt würde. Technischer Kompetenzaufbau und flankierender kultureller Wandel griffen ineinander und das Top-Management würde dies alles sinnvoll und in größter Klarheit erklären und überzeugend dafür werben und so weiter… Nun, wie leicht zu bemerken ist, verwende ich hier ziemlich viele Konjunktive. Die sind nötig, weil die meisten Unternehmen eben kein solches Vorgehen in Sachen eigener digitaler Erneuerung an den Tag legen. Leider sind es besonders die Personalbereiche, welche von allen Unternehmensfunktionen im Durchschnitt am wenigsten Digitalisierungsfortschritte bzw. –ambitionen vorzuweisen haben (vgl. dazu die Studie vom Transformationswerk).
Während es einerseits in vielen Organisationen mit der Digitalisierung nicht recht vorangeht und aus den verschiedensten Gründen fortschrittliche, zukunftsweisende Arbeitstechniken nicht eingesetzt werden, gibt es andererseits zum Glück einige engagierte, mutige und neugierige Einzelpersonen, welche einfach mit dem Digitalen beginnen, wo sie nur können. Die gibt es auch in HR – zum Glück! Es sind vielleicht noch zu wenige, aber sie sind da und sie helfen sich bestmöglich selbst. Jene ambitionierten Recruiter oder HR-Managerinnen machen viel aus wenig. Gerade anfangs bekommen sie von ihren Unternehmen oft kaum aktiven Support und die offiziell verfügbaren Mittel sind – gerade im Recruiting und Personalmarketing – häufig die von vor 5 Jahren plus XING Talentmanager wenn´s gut läuft… Aber diese cleveren Personalerinnen und Personaler haben den richtigen Spirit um das „Digitale“ anzupacken. Vielleicht haben sie sich dafür die Frage gestellt:
Was würde MacGyver tun?
Mac… wer? MacGyver, TV-Held der 90er und der Inbegriff der technisch-tüfftlerischen Improvisation. Nur ausgerüstet mit seinem Taschenmesser, guten Ideen und einem soliden Wissen rund um die Naturwissenschaften, kam der Protagonist der gleichnamigen Serie stets aus scheinbar ausweglosen Situationen heraus. Dazu nutze MacGyver sein Wissen und alles um ihn herum verfügbare Material. Genau dieser alte MacGyver-Spirit ist es, der digitale Do-it-yourself-HR-Akteure erfolgreich macht. Ausprobieren und alle frei zugänglichen digitalen Tools und Apps heranziehen. Im Zweifel eben auch ohne den strategisch-unternehmensweit verfügbaren Überbau in Form einer Digitalisierungsstrategie. Und wenn etwas nicht auf Anhieb funktioniert und Zweifel an einer Lösung die Situation zur Hölle machen, dann halten die modernen Digital-MacGyvers es mit dem ollen Churchill. Er sagte: „Wenn du durch die Hölle gehst, geh weiter!“ Am Ende gibt der ihnen der Erfolg Recht. Diese Erfolge kommen nicht immer auf geraden Wegen zustande, aber sie sind da und so sorgen die digitalen HR-MacGyver unserer Zeit dafür, dass ihre Unternehmen bzw. ihre Personalabteilungen Stück für Stück digitaler werden. Das ersetzt auf Dauer keine unternehmensweiten Strategien und freie Tools sind kein vollständiger Ersatz für sinnvolle digitale Infrastrukturen. Aber: Es ist ein pragmatischer Anfang!
Wie stellen diese HR MacGyver unserer Zeit das an? Nun, es ist kein Hexenwerk! Die digitalen HR MacGyver haben das Schweizer Taschenmesser gegen das Smartphone getauscht. Ansonsten sind sie wie ihr TV-Vorbild schlicht neugierig und handlungsorientiert immer mit der Lösung im Fokus. Sie fragen was funktioniert und probieren es aus. Mit all ihrer Werkzeuge kann im Grunde jeder von uns arbeiten. Daher kann ich hier und jetzt die wohl möglich besten und wirksamsten Tools und Apps der digitalen Recruiting- und HR-MacGyver vorstellen. Einige der Tools dürften bekannt sein. Andere vielleicht weniger. Im Zweifel lohnt sich das Ausprobieren – Motto: Wecke den Digital-MacGyver in Dir ;-)
Das sind die Tools im digitalen Taschenmesser der HR MacGyver
Wie beim Original kommt auch bei den digitalen Macs das positive Mind Set und das Wissen noch vor dem Tun. Der digitale HR MacGyver ist gut informiert. Er oder sie (HR MacGyvers sind natürlich auch oft weiblich) liest in jedem Fall regelmäßig die wichtigen HR Blogs und progressive Fachmedien. Seine bevorzugte App für den schnellen Informationsaustausch ist ganz klar Twitter. Hier und anderswo im Web aufgestöberte Links merkt und organisiert er sich mit Evernote. So hält er seine digitale Leseliste in Form und behält den Überblick. Alternativ sollen einige HR MacGyver auch auf Pocket als Themenspeicher für Artikel, Links, Videos etc. zurückgreifen. Ist wohl Geschmackssache.
Natürlich liest der Digitale HR MacGyver nicht nur via Twitter, sondern vernetzt sich dort auch. Darüber hinaus ist er auch im Offline immer am Austausch mit Gleichgesinnten interessiert, geht in jedem Fall zum HR BarCamp (und ist Teil der HRBC-Community auf XING). Er geht vielleicht auch zum HR Hackathon, zur HR Failure Night oder mal zur re:publica. Dazu trifft er oder sie Kolleginnen und Kollegen bei Gelegenheit auch auf Fachmessen. Er ist vielleicht im BPM, wohl eher nicht im DGFP. Doch im Grunde braucht er diese Foren nicht sonderlich, weil die eigenen Netzwerke und Kontakte in Google-Gruppen, via LinkedIn und natürlich XING organisiert sind und stets schneller agieren und reagieren als jeder Berufsverband. Für den spontanen Gebrauch während Veranstaltungen und für den schnellen digitalen Feedback-Happen aus der eigenen Community nutzt der HR MacGyver neben Twitter auch gern mal Whatsapp oder Snapchat.
Seine projektbezogene Kommunikation mit Kollegen, externen Experten oder Dienstleistern regelt der Digi-HR-Mac gern bspw. über Slack oder setzt auf intuitive und leicht anwendbare, webbasierte Arbeitsgruppen-Tools wie Yammer. Wenn es in der digitalen Projektorganisation oder für kollektive To-Dos besonders visuell werden soll, greift er gern auf Trello zurück. Große Dateien versendet er über WeTransfer an seine Partner und beim Abstimmen von Terminen hilft ihm nach wie vor der Dienst von Doodle sehr. Will sich der HR MacGvyer spontan ortsbezogen orientieren welche Brüder und Schwestern im Geiste gerade in der Nähe sind, checkt er bei Foursquare Swarmapp ein und ist so schnellstens im Bilde.
Wenn es weniger um die digitale Kollaboration, sondern eher um die persönliche Aufgabenorganisation geht, greift der HR MacGyver – sofern ein iphone-Verwender – zum Beispiel auf Things zurück, eine Aufgabenmanager-App die sehr einfach To-Do-Listen pflegen lässt, Arbeitsstati und Zielkontrollen ermöglicht. Wunderlist ist die Alternativ-App hierzu, auch für MacGyvers, die eher Android oder Windows-Smartphones nutzen.
Braucht der HR MacGyver mehr als nur die persönlichen Arbeitsstati, sondern Kennzahlen oder themenspezifische Informationen, so ist sein Werkzeugkoffer ebenfalls mit unterschiedlichsten Tools gefüllt: Einfach, aber unglaublich hilfreich, wird er über neue Entwicklungen bei ausgewählten Keywords von seinem Google-Alerts-Dienst informiert. Geht es um die Kontrolle der Zugriffe auf die Karriere-Webseite oder die Online-Stellenangebote des eigenen Unternehmens, so ist der HR MacGyver natürlich via Google Analytics informiert und kann so zahlenbasiert die richtigen Entscheidungen treffen. Und wo wir schon dabei sind: Falls der HR MacGyver die Geschwindigkeits- und die Mobil-Performance der verantworteten Karriere-Webseite ckecken mag, greift er wiederum auf einen Google-Dienst zu: Testmyside.
Um auch bei der nächsten Recruiting-Kampagne gute Klickzahlen von der richtige Zielgruppe zu bekommen, nutzt der HR MacGyver ebenfalls clevere Tools: Mit dem KW Finder bspw. checkt er die Reichweite bzw. Suchhäufigkeit von Keywords aus. So kann er Texte für die Karriere-Webseite optimieren oder treffend relevante Stellentitel vergeben. Wenn es dann darum geht die Stellen in der passenden Online-Stellenbörse zu posten, nutzt der HR MacGyver den kostenfreien Jobbörsen-Kompass, um Reichweite und Zeilgruppenrelevanz zu prüfen. Sofern das Unternehmen des HR MacGyver kein Multiposting-Tool im Einsatz hat, nutzt er selber dlvr.it, ein simples Multiposting-Tool, mit dem man ebenso Content organisieren, kategorisieren und kuratieren kann. Bündeln und zentral steuern kann der HR MacGyver seine Social Media Aktivitäten auch sehr gut mit Hootsuite. Sofern sein Unternehmen ein KMU oder Startup ist oder einfach sonst kein Bewerbermanagement-Tool im Einsatz hat, greift der HR MacGyver auf YAWIK zurück. Dabei handelt es sich um eine kostenfreie openSource Bewerbermanagement-Lösung, mit der neben Bewerberverwaltung auch Stellenpostings in sozialen Netzwerken und die Organisation des Recruitingprozesses möglich ist. Erste Bewerber-Videointerviews macht ein HR MacGyver dann gern mal über Skype. Beim Kommunizieren von Absagen an Bewerber ist der HR MacGvyer klassisch: Er/ Sie ruft an. Das mögen Kandidaten gern und es hilft dabei eine positive Candidate Experience zu schaffen. Das macht dann auch den MacGyver zufrieden…
Aktuelle Zusatztipps: Wenn der HR MacGvyer ein kleines Budget übrig hat…
1) Der HR MacGvyer hält sich fit was Kommunikations- und Digital Recruiting Trends angeht:
Digital Recruiting & Employer Branding für Gen Y & Gen Z (Seminar)
2) Der Cultural Fit ist dem HR MacGvyer so wichtig, dass er/sie auf ein darauf spezialisiertes Tool nicht verzichten mag und nutzt den webbasierten Cultural Fit Evalueator zum Recruiting und Employer Brand Controlling.
3) Für die Organisation, Visualisierung und den Überblick über zusammengefasste KPI im selbstkonfigurierten Dashboard verwendet der HR MacGyver ggf. auch die kostenpflichtige Lösung von Geckoboard.
Bilder:
„Macgyver“ CC BY 2.0 by TNS Sofres
„What would MacGyver do?“ CC BY 2.0 by Roland Tanglao
Lieber Herr Athanas,
Ihr Artikel bringt eins auf den Tisch: Das digitale Taschenmesser des HR MacGyvers muss wachsen. Mit unserer Employer Branding-Software Benefit versuchen wir da mitzuhelfen – gerne einfach mal unter https://www.benefit-portal.net/ nachschauen, ob wir helfen können!
Liebe Grüße
Das Benefit-Team
Super Zusammenfassung von Tipps, wie man als HR-ler Stück für Stück digitaler werden kann!
Danke!
Lieber Christoph,
danke für den klasse Blog-Post mit vielen tollen Empfehlungen! Dazu eine Ergänzung aus dem unternehmer.fm-Podcast von Christian Gursky (Hörempfehlung zum Thema eigener Blog oder Podcast!): Über die App „Say&Go“ kann man sich Sprachnotizen automatisiert an Evernote senden – dort am besten in einen Ordner „Eingang“, den man regelmäßig sortiert…
Ansonsten noch ein Evergreen: Scanbot für die schnelle Dokumentation von Workshop-Ergebnissen.
LG & bis bald! Basti
Super Artikel, danke!
Ich ergänze mal aus Sicht des digitalen DIY-Personalentwicklers: Onlinemeetings kann man mit join.me machen, Projektorga mit freedcamp (inkl. dazugehöriger App fürs Smartphone). Lern-Communities aufbauen mit moodle. Erklärfilme für den kostenlosen Anfang mit Jing, später dann mit Camtasia Studio. MOOCS ansehen zum Beispiel via mooin.oncampus.de. Und Anmeldelisten für klassische Veranstaltungen ganz banal mit Google Docs. :-)
Schöne Grüße
Dagmar Dörner
MacGyver – der Held meiner Kindheitstage – das ich so etwas nochmal derart prägnant benötigen könnte. Lieber Christoph, den ein oder anderen Kartentrick oder die Spezialmesser werde ich mal den Kollegen gleich heute zeigen. Da ich als HR Artist auch mit 17 Bällen blind gut jonglieren können darf sage ich mal wieder besten Dank aus der hessischen Provinz.
Lieber Sebastian,
liebe andere Kommentar- und Impuls-Geber/innen,
danke für die schönen Feedbacks zum Artikel und vor allem vielen Dank für die zahlreichen hilfreichen Ergänzungen. In der Tat: Das digitale Taschenmesser kann noch mehr ;-)
Weiter so!
VG, Christoph