Mitarbeiterempfehlungen leicht gemacht: Gespräch mit Recruiting-Revoluzzer Arnim Wahls von Firstbird

IMG_3878Es lag Spannung in der Luft am 1.März 2016. Zumindest in der deutschsprachigen Recruitingszene. Das österreichische Startup Firstbird hatte für diesen Tag nicht weniger als eine kleine Revolution angekündigt: „The Day Recruiting will change forever“. Standesgemäß für solche großen Vorhaben, wurde in den sehr vorzeigbaren Räumen von Microsoft in Berlin das neue Firstbird präsentiert: Ein cleveres Mitarbeiterempfehlungstool mit einem bisher zumindest in diesem Segment nicht gesehenem Konzept. Hier einige Eindrücke zur Lösung und das Interview mit Firstbird CEO und Recruiting-Revoluzzer Arnim Wahls.

 

Ich beginne diesen Beitrag ganz unumwunden mit einem Lob: Das Marketing im Vorfeld der Kampagne zum neuen Firstbird war richtig stark! Unter dem Hashtag #1march2016 wurde Wochen zuvor auf Twitter der Termin lanciert und angekündigt, dass sich an jenem Datum im Recruiting ziemlich etwas tun würde. Parallel bekamen eine Reihe Influencer und wohl die wichtigsten HR-Blogger auch aufwendig gestaltete Postkarten mit der Bitte sich für den Termin in Berlin anzumelden. Die Location mit der Adresse Unter den Linden sorgte ebenso für Neugier. Wer würde hier präsentieren? Und vor allem was? Der Aufmerksamkeitslevel war hoch, die Erwartungen allerdings auch.
Schließlich war kurz vor dem Termin die Katze aus dem Sack, zumindest der Name. Die Mietze war ein Vogel und nannte sich Firstbird. Damit konnte vermutet werden, dass es am 1.3. etwas in Richtung Mitarbeiterempfehlung geben würde. Nur was genau blieb natürlich weiter unklar.

Für mich persönlich lichtete sich am Vorabend der Schleier der Unkenntnis, wurde ich doch zur streng vertraulichen Sneak Preview eingeladen. In sehr angenehmer Atmosphäre, nett bewirtet vom Team von tandemploy, welche hier ihre Berliner Räume zur Verfügung stellten, erfuhr eine kleine Runde Previewer vom Firstbird-Team bereits am 29.2. was am 1.März 2016 passieren würde. Zu meiner Freude konnte ich gut flankiert von HR-Blogger-Kollegen Henner Knabenreich, Robindro Ullah und Mythos Fachkräftemangel-Autor Martin Gaedt nicht nur zuhören und zusehen, sondern auch schon ein wenig selber das neue Firstbird testen. Das war interessant und gibt einem viel bessere Einblicke, als wenn man lediglich einer Präsentation lauscht. Der Preis für diese kleine Demo inklusive Fragerunde im kleinen Kreis war allerdings die vollständige Verschwiegenheit bis nach der offiziellen Präsentation am nächsten Abend.

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Sneak Previewer am Vorabend der Firstbird Präsentation in den Räumen von tandemploy

Die offizielle Präsentation am Abend des 1.3. inszenierte das neue Firstbird-Tool dann in der Tat hervorragend. Nicht nur die bereits erwähnte tolle Location inkl. alpenländischer Häppchen (hmm, Wiener Minischnitzel) vorweg war ansprechend, sondern auch die große Zahl der bekannten Gesichter der innovativen HR-Szene. Hier und da hatte ich ein wenig den Eindruck beim HR BarCamp Reloaded zu sein… Bevor Firstbird-COO Matthias Wolf und CEO Arnim Wahl Dankesworte sagten und die eigentliche Präsentation der neuen Lösung vornahmen, gab es per Video Grüße und gute Wünsche des österreichischen Außenministers (auch nicht normal für HR!) und eine formidable Keynote von Whatchado-Gründer und HR-Innovationspreis-Abräumer Ali Mahlodji. Ali begeisterte das Publikum mit seiner persönlichen Biografie. Er, der eines der heißesten HR-Startups aufgebaut hatte, der mittlerweile mit Ehrungen überhäuft wird und mit seinen zahlreichen Vorträgen überall auf der Welt vor allem junge Leute inspiriert und dazu anregt darüber nachzudenken, was sie in Job und Leben wirklich wollen, er – gilt im klassischen Recruiting als „Systemfehler“. Schulabbruch und über 40 verschiedene Jobs seit der Pubertät sind in klassischen CVs nicht vermittelbar. Er würde nicht rekrutiert werden in typischen HR-Prozessen. Hier aber kommen die Beziehungen zwischen Menschen ins Spiel und die auf diesen aufbauenden (Mitarbeiter)Empfehlungen. Learning frei nach Ali Mahlodji: Solche Überzeugungstäter im besten Sinne wie ihn finden traditionelle Recruiting-Verfahren nicht – sie sieben sie aus. Resultat dann: Alle verlieren. Zwischenmenschliche Beziehungen aber können dieses Problem lösen und gute Leute, gute Leute finden bzw. empfehlen lassen…

Der Weg war bereitet und Arnim Wahls übernahm das Wort um ausgehend vom beispielhaften Ali das Ende von Denken in Human Resources und den Anfang des Denkens in Human Connection zu propagieren. Das war nun endlich der Moment, wo das neue Firstbird-Tool der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Wie viel der angekündigten Revolution würde es wirklich geben? Die Spannung war groß im Saal, außer bei uns Sneak-Preview-Leuten natürlich, wir genossen einfach die Show ;-)

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Firstbird CEO Arnim Wahls bei der Vorstellung der neuen Lösung vor rd. 100 Personen.

Die vorgestellte Firstbird-Lösung wusste tatsächlich zu gefallen und präsentierte sich mit zahlreichen mutigen bzw. konsequent gedachten Features. Das Wichtigste: Das Tool wird in der Basisversion ab sofort als Freemium angeboten. Dies bedeutet, die Basisvariante des Produktes steht jedem FREI und KOSTENFREI zur Verfügung. Einen Account kann man in weniger als einer Minute für sein Unternehmen oder seinen Bereich anlegen. Talent Scouts, also diejenigen, welche Mitarbeiterempfehlungen aussprechen sind ebenso schnell und unkompliziert eingeladen und können ihrerseits mit extrem wenig Aufwand Empfehlungen streuen, sei es via eMail oder über diverse social Networks. Darin besteht ein weiteres interessantes Charakteristikum des neuen Firstbird: Es ist extrem einfach es zu vernetzen mit Diensten wie Evernote, Slack oder Dropbox. Shares über die „klassischen“ sozialen Netzwerke á la Facebook verstehen sich da fast von selbst und sind natürlich auch leicht möglich.

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Blick auf die Oberfläche der cloudbasierten Firstbird-Software.

Besonders offen zeigt sich das neue Tool auch was die Integration in Bewerbermanagement-Systeme angeht. Die API des neuen Firstbird ist offen zugänglich und kann somit bei Bedarf und Wunsch leicht an bestehende ATS-Systeme angekoppelt werden. Hier haben die Firstbirds wirklich neue Wege beschritten.

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Meine eigene Job-Empfehlung via Firstbird, generiert bei der Sneak-Preview.

Letztes Feature, welches vor allem die mit Online-Games Sozialisierten unter uns ansprechen dürfte ist eine Award-Funktion, mit welcher ausgesprochene Empfehlungen oder via Empfehlung rekrutierte Mitarbeiter usw. mit kleinen virtuellen Auszeichnungen belohnt können („Badges“). Ein Gamification-Element, welches Anregung und Zusatz-Story sein kann um das Thema Empfehlungen und Verantwortungsübernahme im Recruiting durch jedermann leichter intern zu kommunizieren und sichtbar zu machen. Ich bin sicher dieses Feature wird viele ansprechen, vor allem im Tech-Umfeld. Die Beschreibung des Produktes ist hier bei den HR-Blogger-Kollegen Henner bzw. Robindro noch ausführlicher und in jedem Fall lesenswert.

Zwischenfazit:
Die gute Wirksamkeit von Mitarbeiterempfehlungen als Rekrutierungskanal wird immer wieder von Studien belegt (auch hierzu kann bei Henner Knabenreich mehr gelesen werden). Daher ist es in jedem Fall sinnvoll das Thema Mitarbeiterempfehlungen als Teil der eigenen Recruiting-Strategie auf dem Schirm zu haben. Das neue Firstbird ist dazu eine in gleich mehrfacher Hinsicht interessante Lösung. Ob es zur Revolution des und Neuerfindung von Recruiting reicht, möge bitte jeder für sich beantworten. Ich persönlich meine, dass es sehr stark am jeweiligen Nutzer selbst bzw. am das Tool einsetzende Unternehmen liegt, ob und wie stark die Impacts dadurch sein werden, dass eine pauschale Beurteilung über das Tool allein schwierig ist. Die Form, wie das Tool daherkommt ist allerdings im Bereich der Recruiting-Lösungen wirklich neu und spannend.
In Summe also aus meiner Sicht ein klares Jein, mit deutlich positiver Tendenz ;-)

 

Arnim Wahls FirstbirdDas Interview:
Mein Jein mit Positivtendenz ist die perfekte Steilvorlage um mit dem Hauptverantwortlichen für diesen Wirbel zu sprechen. Daher habe ich ein paar Tage nach der Produktvorstellung bei Firstbird-CEO Arnim Wahls nachgefragt und ihn um seine Einschätzungen gebeten. Hier das Gespräch:

Christoph Athanas, meta HR: Hallo Arnim, Ihr von Firstbird habt ab 1.März 2016 quasi die Revolution im Recruiting ausgerufen (Hasttag #1march2016: „The Day Recruiting will change forever“). Das war sicherlich einerseits eine sehr viel Aufmerksamkeit gewinnende PR-Kampagne, andererseits habt Ihr aber auch die Erwartungen ordentlich hoch getrieben. Wie fällt Dein Fazit im Hinblick auf die Reaktionen aus, jetzt mit ein paar Tagen Abstand? Oder anders gefragt: Wie viel Revolution war das nun?

Arnim Wahls, Firstbird: Seit dem Launch haben über 250 neue Unternehmen einen Account bei Firstbird erstellt und diese Woche sind bereits die ersten Bewerbungen über Firstbird eingegangen. Das alles in nur einer Woche, ohne das eines der Unternehmen einen Vertrag unterschrieben hat, ohne das Geld überwiesen wurde, ohne dass es Trainings oder ein Implementierungsprojekt gab. Die Accounts wurden nicht nur von HR-Verantwortlichen erstellt, sondern von Abteilungsleitern, Einzelunternehmern, Personalberatern und Geschäftsführern. Sie haben sich einfach einen Account angelegt und losgelegt. Das ist genau die Revolution die wir anstossen wollten. Wir haben ein Tool gebaut, mit dem jeder in wenigen Minuten sein Netzwerk aktivieren und über dieses rekrutieren kann, vollkommen unabhängig von Position, Erfahrung oder Budget.

C.A., meta HR: Nach meiner Wahrnehmung sind die meisten Reaktionen positiv und Ihr habt durchaus viele Leute an der neuen Form der Mitarbeiterempfehlung via Firstbird interessiert. Allerdings gab es auch einige skeptische bzw. kritische Rückmeldungen aus der Community. Wie denkst Du darüber?

A.W., Firstbird: Ich liebe die Recruitingbranche. Es ist unsere Mission, die richtigen Menschen zusammen zu bringen und damit sind wir entscheidend für den Erfolg einer Organisation verantwortlich. Es wird Zeit, dass wir uns auch so positionieren. Seit Jahren predigen alle davon, dass wir im HR mehr Mut brauchen und mit unserem Launch sind wir hier mit gutem Beispiel voran gegangen. Das wir das alte Establishment der HR Branche dadurch aufwühlen und teilweise auch verärgern war durchaus Teil des Plans.

C.A., meta HR: Das sind in jedem Fall selbstbewusste Worte. Etwas anderes: Ein sicher ganz entscheidendes Element in Eurer Lösung für proaktive Mitarbeiterempfehlungen ist die „Freemium“ Konzeption, d.h. Euer Tool als kostenfreie, cloudbasierte Basisversion anzubieten. Das ist in jedem Fall überraschend und wie ich finde auch mutig. Was hat Euch einen solchen doch recht radikalen Schritt machen lassen?

A.W., Firstbird: Wenn ich heute ein Problem habe, möchte ich es auch heute lösen und nicht erst nach einem 6-monatigen Prozess voller Budgetverhandlungen, Trainings, und technischer Implementierungen.
Deswegen haben wir uns dazu entschieden, dass jeder Firstbird ohne finanziellen oder personellen Aufwand sofort starten kann. Das heißt für uns natürlich auch, dass wir nicht mit losen Versprechen gewinnen können. Wir müssen uns erst einmal im Recruitingalltag beweisen und wirklich einen Mehrwert für das Unternehmen bringen, bevor wir Kunden für unsere Premiumfunktionen gewinnen.

C.A., meta HR: In Recruiting-Studien werden Mitarbeiterempfehlungen immer wieder als sehr effektiver Recruitingweg aufgeführt. Gleichzeitig sagen aber auch zahlreiche Unternehmen, dass sie keinen „Schwung“ in diesen Kanal bekommen. Was sind Eure Erfahrungen damit: Was machen die in Sachen Empfehlungsrecruiting erfolgreichen Unternehmen richtig und die eben relativ erfolglosen falsch?

A.W., Firstbird: Mit einem Empfehlungsprogramm gebe ich meinen Mitarbeitern eine Stimme und lasse sie mitgestalten. Wenn ich diese Kultur bereits vor der Einführung eines Empfehlungsprogramms gelebt habe und auch weiterhin fördere, ist der wichtigste Grundstein für ein erfolgreiches Empfehlungsprogramm gelegt.
Der größte Fehler ist es aus meiner Sicht, wenn Empfehlungen als gegeben wahrgenommen werden. Wenn mein Mitarbeiter einen Job auf Facebook teilt oder einen Kandidaten empfiehlt, ist das für mich als Unternehmen ein großer Wert. Nur wenn ich diese Leistung sichtbar mache und wertschätze, werde ich auch in Zukunft Empfehlungen erhalten.

C.A., meta HR: Eure Duftmarke als interessante und zugängliche Recruiting-Lösung (Stichwort: offene API) habt Ihr am 1.März dieses Jahres sicherlich gesetzt. Wo soll es nun hingehen. Was ist Euer Plan für die Zukunft von Firstbird und warum sollten Recruiter bei Euch „dran bleiben“?

A.W., Firstbird: Firstbird ist ein Tool für jeden Menschen der neue Mitarbeiter sucht, es ist einfach, macht Spaß und bringt Ergebnisse. In diese Richtung wird es für uns weiter gehen, sei es durch neue Funktionen, Partnerschaften oder Integrationen mit anderen Anbietern.

C.A., meta HR: Danke Dir für dieses Gespräch, Arnim. Ich wünsche Euch viel Erfolg mit dem neuen Firstbird und bin sicher, dass ich Eure Entwicklung interessiert verfolgen werde.

 

Ausprobieren:
Wer sich ein eigenes Bild verschaffen und das neue Firstbird einfach mal ausprobieren möchte, kann sich hier kostenfrei für die Nutzung registrieren.

 

Über meinen Gesprächspartner Arnim Wahls:
Arnim verfolgt seit Beginn seiner Karriere das Ziel, Menschen mit den richtigen Jobs zu verbinden. Er startet als Headhunter bei Kienbaum und Hudson und verantwortet das Recruiting der größten Kanzlei in CEE, bevor er Anfang 2013 mit seinen beiden Partnern Firstbird ins Leben ruft.

Über Firstbird:
Firstbird wurde 2013 in Wien gegründet und bietet ein einfaches und schnell implementierbares Empfehlungsprogramm. Zu den Kunden gehören Einzelunternehmen, Personalberater und Konzerne in der gesamten DACH Region.
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