HR 2024: An der Verbindung von Technologie und Menschlichkeit arbeiten

Human Resources hat sich in den vergangenen Jahren deutlich weiterentwickelt. Eine entscheidende Rolle dabei spielen neben neuen Organisationsformen und einem neuen Mindset vor allem die Offenheit für Technologien und deren Einsatz. Getrieben durch die Notwendigkeiten während Lockdowns usw. kam es seit 2020 zu immer schnelleren technologischen Fortschritten. Sie haben den HR-Bereich verändert und modernisiert. In Bezug auf die Themen Recruiting und Mitarbeiterbindung ist diese Weiterentwicklung auch ein Faktor um im Wettbewerb um Talente bestehen zu können.

In diesem Beitrag untersuche ich, warum es entscheidend ist, Technologie in HR zu integrieren und gleichzeitig die menschliche Seite zu stärken. Außerdem beschreibe ich wie Personalerinnen und Personaler durch individuelle Weiterentwicklung diesen Trend vorantreiben können – zum eigenen Nutzen!

Technologie in HR: Darum eine Notwendigkeit

Seit 2020 haben sich HR-Technologien rasant weiterentwickelt, um den komplexen Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht zu werden. Automatisierung, künstliche Intelligenz (KI), Big Data Analytics und Video Interviews bieten Personalabteilungen die Möglichkeit effizienter zu arbeiten. Die nicht mehr wegzudenkenden Bewerbungsmanagement-Systeme sind mittlerweile fast flächendeckend bei deutschen Arbeitgebern eingeführt. Sie sind schon allein wegen der Datenschutz-Regulatorik nahezu unumgänglich. Dazu gibt es noch eine Fülle von Social Media Tools oder das Programmatic Job Advertising, die insbesondere fürs Personalmarketing eine große Hilfe darstellen. Oben drauf die noch immer präsenten Themen wie Chatbots für den ersten Kontakt mit Bewerbern und das Predictive Analytics zur Identifizierung von Talenten. Letztere sind Themen, die aus meiner Sicht in der Praxis i.d.R. noch nicht wirklich gut funktionieren, aber ihr Potenzial für HR andeuten.
Jetzt denken wir uns alle die oben genannten Themen wieder weg und erkennen sofort wie hoffnungslos abgehängt jede HR-Organisation ohne sie wäre. Daher: HR Tech ist da, ist notwendig und wird nicht mehr weggehen. Eher im Gegenteil…

Effizienzsteigerung und Ressourcenoptimierung

Die Integration von Technologie ermöglicht HR-Profis, repetitive Aufgaben zu automatisieren, wodurch Zeit für strategische Entscheidungen gewonnen wird. (Teil-)Automatisierte Screening-Prozesse reduzieren den z.B. Verwaltungsaufwand bei der Bewerberauswahl, während datenbasierte Analysen dabei helfen, personalbezogene Entscheidungen auf fundierten Informationen zu treffen. Diese Effizienzsteigerung führt zu einer besseren Nutzung von Ressourcen und einer beschleunigten Personalbeschaffung. Dies passiert vor allem dann, wenn einerseits die (Recruiting-)Prozesse so angepasst werden, dass die technischen Lösungen ihre Wirkung voll entfalten können und andererseits die Candidate Experience weiter im Mittelpunkt steht.

Die menschliche Seite stärken: Bedeutung von Empathie im digitalen Zeitalter

Trotz des technologischen Fortschritts ist es entscheidend, die menschliche Seite in HR-Aktivitäten und in der Organisation insgesamt nicht zu vernachlässigen. In einer Zeit, in der virtuelle Interaktionen immer häufiger werden, gewinnt Empathie als menschliche Kernkompetenz an Bedeutung. HR-Profis sollten Technologien nutzen, um administrative Aufgaben zu bewältigen und gleichzeitig Raum für persönliche Interaktionen und empathische Entscheidungen schaffen. Außerdem kann Technologie die Personalarbeit ergänzen. Dazu sind HR-Profis aufgerufen ihre eigene Kompetenz im Umgang mit Tech-Tools zu erweitern und sich selbst hierdurch produktiver zu machen. Schon vor einem Jahr, als ChatGPT ganz neu war, schrieb ich diesen Bericht, wo ich zu dem Fazit komme, dass Personalarbeit nicht von KI bedroht ist – sofern Personaler lernen KI zu nutzen. Jetzt wo ChatGPT immer selbstverständlicher wird und es mutmaßlich inzwischen 1000 andere KI Tools gibt, gilt dieses Fazit umso mehr!

Individualisierung der Employee Experience

Die Individualisierung von Mitarbeitererfahrungen ist ein Schlüsselaspekt für Organisationen, um in Summe menschlicher zu werden. HR-Technologien, die die Präferenzen und Fähigkeiten der Mitarbeiter berücksichtigen, ermöglichen z.B. personalisierte Entwicklungspläne und fördern das Engagement. Daten-Screening mit Hilfe von Auswertungstools kann helfen individuelle Anliegen zu erkennen und personalisierte Lösungen anzubieten, was zu einer positiven Mitarbeitererfahrung beiträgt und die Mitarbeiterbindung erhöhen hilft. Die so verfügbaren und interpretierbar gemachten Daten können Personalabteilungen und Führungskräfte unterstützen. Aber auch bleibt der Transfer dieser Mehrwerte beim Menschen. Fähigkeiten zur empathischen Kommunikation z.B. wird keine KI abnehmen können.

Tech und Menschlichkeit kombinieren: Holistische Employee Experience

Auf Basis der vorgenannten Entwicklungen komme ich zu dem Schluss, dass eine erfolgreiche und zukunftsgerichtete HR-Strategie heute die nahtlose Integration von Technologie und Menschlichkeit fordern und fördern muss. Die Schaffung einer ganzheitlichen, quasi holistischen Employee Experience bedeutet, dass technologische Lösungen überall als unterstützende Elemente dienen.  Gleichzeitig steht der Mensch im Mittelpunkt und jede Technologie richtet sich auf die betroffenen Menschen aus. Arbeitgeber sollten daher daran arbeiten, dass HR-Technologien die individuellen Bedürfnisse von Bewerbern oder Mitarbeiter berücksichtigen und gleichzeitig den Raum für menschliche Interaktion und Empathie erhalten und sogar fördern. Ein praktisches Beispiel hierfür sind die technisch organisierten Zufalls-Meetings von Mitarbeitern zum Mittagessen, wie das etwa die Lösung von Mystery Lunch macht.

Recruiting und Employer Branding mit Tech unterstützen

Seit einigen Jahren wird immer mehr Arbeitgebern bewusst, wie entscheiden leistungsfähiges Recruiting und Employer Branding ist. Die Integration innovativer Technologien, wie virtuelle Bewerbungsgespräche, virtuelle Begehungen oder online-unterstützte Onboarding-Programme, ermöglichen es potenziellen Mitarbeitern, die Arbeitgeber und Unternehmenskultur auf eine zugängliche Art und Weise zu erleben. Ebenso sind z.B. digitale Online Self-Assessments zur Berufsorientierung oder zur Cultural Fit Bestimmung wichtige Hilfsmittel für die Auswahlentscheidungen von Jobsuchern genauso wie für die der Arbeitgeber. Trotz aller dieser spannenden technischen Möglichkeiten werden es auch weiterhin die allermeisten Kandidaten bevorzugen mindestens einmal im Bewerbungsprozess Face-to-Face beim Arbeitgeber gewesen zu sein. Auch hier greifen Tech-Lösungen und Menschlichkeit idealerweise perfekt ineinander.

HR-Profis bilden sich weiter in Tech- und Soft Skills gleichermaßen

Damit HR-Profis die Vorteile neuer Technologie nutzen können, braucht es eine kontinuierliche Beschäftigung mit dem Thema. Dabei muss nicht jedes Thema bis in den letzten Tiefegrad verstanden und beherrscht werden. Aber Orientierungswissen sollte immer aufgebaut werden, welches Personalerinnen und Personaler dazu befähigt selbstständig zu ein Tech-Thema erkunden zu können und zu wissen, wann und welche Experten für weitergehende Fragen eingeschaltet werden können. Die Themenvielfalt ist dabei faszinierend und geht oft über den reinen HR-Fokus hinaus. Beispielsweise sind die Themen Blockchain oder Metaverse bisher kaum im Human Resources Alltag vorhanden. Aber es kann nicht schaden, solche Entwicklungen zu verstehen und in Zukunft beobachten zu können. Denn klar ist: Die technologischen Entwicklungen, die schnell auch HR betreffen können, kommen immer schneller.

Spannend wird es hier, wenn die Weiterbildung von Personalabteilungen die Bereiche abdeckt, die das doppelte Potenzial mit sich bringen: Mehr Technologieeinsatz und mehr Menschlichkeit. So könnten bspw. Schulungen Fähigkeiten im Umgang mit Datenanalyse mit interkultureller Kommunikation kombinieren. Eine konkrete Verknüpfung. Oder ein anderes Mega-Thema, was gleichermaßen Tech- wie Human-Skills bedient und welches sich immer weiterentwickelt ist Candidate Experience. Dies kann ich aus der Praxis vieler Beratungsprojekte und Seminare sagen. Und zusätzlich mit dem Hintergrundwissen aus zahlreichen Studien, die ich gemeinsam mit Prof. Dr. Peter M. Wald (HTWK Leipzig) seit 2014 zu dem Thema gemacht habe. Für die erfolgreiche Umsetzung benötigen heute immer mehr HR-Themen die „menschliche Integration von Technologien“.

PS: Wer sich konkret in diese Richtung weiterbilden möchte, findet in diesem von mir geleiteten Seminar „Digitale Recruiting- und HR-Marketing-Strategien“ genau jene praktisch-angewandte Verknüpfung von Tech und menschlichen Skills, von Datennutzung und Mindset. Die nächsten Termine sind im Februar 2024 in Frankfurt bzw. im Mai 2024 in München. Gleich anmelden – dann sehen wir uns dort!

Fazit

Die Integration von Technologie in den HR-Bereich ist unausweichlich und bietet enorme Vorteile in Bezug auf Effizienz und Effektivität. Dennoch ist es entscheidend, dass Arbeitgeber sicherstellen, dass diese Technologien die Menschlichkeit nicht verdrängen, sondern unterstützen. Diese vorteilhafte Kombination zu verstehen und zu fördern, ist aus meiner Sicht eine der wichtigsten Aufgaben für HR im Jahr 2024.

(Titelbild: pixabay – free pic)