Drei HR-Events in vier Tagen. Diese „Tournee“ prägte kürzlich meine Aktivitäten. Ich nahm an der d:eep15 Konferenz für Personalmarketing von Westpress teil, war als Workshop-Geber auf dem HR Innovation Day in Leipzig aktiv und landete schließlich beim HR Hackathon. Unterschiedlicher können Events kaum sein. Hier mein persönlicher Nachbericht.
Wie in meinem Ausblick und meiner Vorschau auf diese drei Veranstaltungen bereits geäußert, bot mir dieser sehr zeitnahe Besuch auf den ganz unterschiedlichen Events eine gute Gelegenheit etwas mehr über die HR-Event-Landschaft zu erfahren. Ich hatte bei allen Veranstaltungen einige Erwartungen und hier und da auch ein paar kleine Befürchtungen. Ich möchte hiermit gar nicht die zum Teil umfangreichen Inhalte nacherzählen, was auch schwer möglich wäre bei der erlebten Fülle, sondern vor allem eine Rückschau betreiben und den individuellen Mehrwert der einzelnen Veranstaltungen herausstellen. Dies kann Interessenten u.a. dabei helfen sich leichter eine Meinung über das jeweilige Event zu bilden, um dann zukünftig dieses ggf. selber zu besuchen. Denn eins dürfte klar sein: Alle drei Events werden sehr wahrscheinlich auch im kommenden Jahr wieder stattfinden.
d:eep15 – Personalmarketingkonferenz bei Westpress
Die d:eep nimmt eine gewisse Sonderrolle unter den drei Events ein, war doch eine persönliche Einladung nötig um dabei sein zu können. Westpress lud eine illustre und teils hochkarätige HR-Runde ein, was sich in den guten Gesprächen niederschlug. Außerdem wurden die PMI-Awards verziehen, bei welchen ich die Ehre hatte bereits zum zweiten Mal als Teil der Jury mit zu entscheiden. Gemeinsam mit dem Jury-Kollegium prämierten wir Martin Maas von Daimler für deren sehr innovative und gelungene Whatsapp-Aktion. Die Aktion, welche bspw. hier ausführlich beschrieben wurde, ist ein würdiger Preisträger. Innovatives Personalmarketing heißt schließlich neue Wege zu gehen. Das tat Daimler und hat dabei u.a. gezeigt, dass gute Idee großes Budget schlägt. Maas und sein Team starteten die erste Runde ihrer Whatsapp-Aktion mit nur 100 Euro Werbegeld auf Facebook!
Auch der Personalmarketing-Innovator wurde gut gewählt. Erstmalig ging der Preis dabei an ein Team: Michael Witt und Robindro Ullah wurden als Innovatoren ausgezeichnet. Auch hier war der Fall für die Jury klar: Die beiden haben in ihrem Wirken bei VOITH eine ganze Reihe toller innovativer Ansätze im Personalmarketing gezeigt und sind wahrhafte Pioniere ihrer Zunft. Glückwunsch an alle Preisträger!
Ansonsten war das Event wie gewohnt bei Westpress von hoher Qualität, vor allem der Rahmen war sehr schön und ausreichend lange Networking-Phasen bei bester Verpflegung glichen die Zeiten des „nur“ Zuhörens bestens. Das Lauschen bei den Vorträgen fiel übrigens in der Regel leicht. Mit Ausnahme eines kleinen Hängers nach der Mittagspause (immer ein schwieriger Zeitpunkt für jeden Speaker) wurden die Impulse sehr gut aufgenommen. Besonders toll war der letzte Vortrag von Oliver Wolff vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen, der quasi „nebenberuflich“ eine Antarkis-Expedition plante und umsetzte. Das hatte zwar nicht mit Personalmarketing zu tun, aber der eindrucksvolle Vortrag öffnete die Augen dafür was es heißt Ziele konsequent zu verfolgen, Prioritäten zu setzen und sich fokussieren zu können. Qualitäten, die auch im HR-Business von großem Wert sind. Nebenbei ist Wolff ein klasse Redner.
Mein Fazit: Ein eher klassisches HR-Event, aber auf höchstem Niveau: Mit tollen Inputs und klasse Leuten in einem mit Liebe zum Detail perfektionierten Umfeld durchgeführt. Danke Westpress!
Ein paar Stimmungsbilder und einige Statements zum Event zeigt dieses Video:
HR Innovation Day in Leipzig
Nur zwei Tage nach der Veranstaltung in Hamm bei Westpress war ich in Leipzig auf dem HR Innovation Day. Dort war ich nicht nur als Teilnehmer anwesend, sondern hatte zugesagt einen rund einstündigen Kurzworkshop zum Thema Candidate Experience zu übernehmen. Gesagt, getan. Aber zuvor hörte ich mit Freude die sympathisch-persönliche und auch nachdenkliche Rede meines lieben HR-Blogger-Kollegen Henrik Zaborowski (kleines Bild im Text). Er malte ein schönes Bild von den vielen Absurditäten, die Personalsuche und –auswahl heute bieten. Ein prima Start in die Veranstaltung. Lediglich der Titel welcher auf „Das Recruiting der Zukunft – wie Technologie und Menschen den Unterschied machen werden“ lautete war nicht ganz passend gewählt. Obwohl die Rede selber sehr gut ankam, hatten doch ein paar Zuhörer etwas andere Erwartungen gehabt, wie ich später feststellte. Das störte jedoch nicht, den Henrik liefert halt Überraschungen und zwar mit Charme und Denkanstößen. Noch zwei weitere Vorträge gab es, einen von Stefan Heil als Vertreter der IBM und einen von Philipp Schuch. Letzterer hatte es ebenso mit dem Titel. Der seine lautete „Evidenzbasierte Aussagen statt Polemik: Analytische Stellenbewertung als Grundlage für Equal-Pay und Equal-Opportunities“. Das klingt mal nach richtig schwerer Kost. War es aber gar nicht. Im Gegenteil: Philipp machte sehr faktenorientiert, aber deshalb nicht weniger unterhaltsam klar, wie weit der Weg für faire Bezahlung und Equal-Pay in Deutschland noch ist. Das gab mir sehr willkommene Einblicke in einen Bereich des HR, den ich selber nicht so bearbeite. Gerade dies machte es für mich wertvoll.
Zwischen den Vorträgen wurde fleißig genetzwerkt und dann gab es ja auch noch mehrere parallel stattfindende Workshops. Leider hatte ich durch die morgentliche Anreise aus Berlin die erste dieser Workshop-Runden (Beginn ab sportliche 8 Uhr) verpasst. Gern hätte ich Active Sourcing Expertin Barbara Braehmer gehört, aber wenigstens traf ich sie später. Mein Workshop zur Mittagszeit wurde von rund 30 interessierten Personalerinnen und Personalern, wie auch von einigen HTWK-Studenten besucht. Mit viel Elan durften diese Teilnehmer dann schnell mal ein wenig Tuchfühlung mit digitalen Bewerber-Touchpoints aufnehmen und ihre Smartphones etwas zum glühen bringen. Nebenbei skizzierte ich natürlich auch warum Candidate Experience ein absolutes Top-Thema für Employer Branding und Recruiting ist und nannte die Top-Facts aus unserer Studie zum Thema, welche ich zusammen mit HR Innovation Day Initiator Prof. Peter M. Wald 2014 aufgelegt hatte. Es machte richtig Spaß, war aber gefühlt viel zu kurz. Schon läutete jener Peter Wald die Schlussrunde ein. In dieser befragte er mich und einige andere Repräsentanten der innovativen HR-Szene über HR-Trends. So muss ein solches Event einfach enden. Und weil zum Beispiel zu tolle Innovatoren wie Careerdate-Gründer Christoph Skrobol da mit mir stand gab es natürlich interessante Statements – nee, ehrlich!
Mein Fazit: Der HR Inno Day ist eine tolle Bereicherung für die HR-Event-Szene und hat mich vor allem durch das viele Herzblut von Peter Wald und seinem Team ein wenig ans HR BarCamp erinnert. Gute Leute in einer guten Mischung von etabliert bis hin zu Studenten. Gern komme ich wieder.
Ein paar Eindrücke vom Event sind hier zu sehen:
Mein Candidate Experience Workshop beginnt.
Es wurde ernst: Meine Workshopgruppe musste selber aktiv werden und hatte Spaß daran.
Schlussrunde: Verdienter Applaus für den Event-Organisator Prof. Peter M. Wald.
Nach dem Event gingen die informellen Gespräche noch lange weiter. Hier bin ich mit Christoph Skrobol und Peter Wald (i.d. Mitte).
HR Hackathon
Meine HR-Event-Tour führte mich abschließend auf den 1.HR Hackathon. Zum Glück für mich als Berliner diesmal ein Heimspiel. Das Event, hier in aller Form beschrieben, hatten meine HR-Blogger-Kollegin Eva Zils (siehe kleines Bild zusammen mit mir) und Talentwunder-Gründer Andreas Dittes als echten Testballon steigen lassen. Wie sie mir sagten, wussten sie nicht genau wie es werden würde und wie es angenommen würde. Genau darin liegt der Reiz des Neuen: Man muss es einfach ausprobieren. Denn das war es wert! Der Hackathon bringt HR-Themen mit IT zusammen. In vielen Fällen sind technische Innovationen wichtige Bausteine bei der Weiterentwicklung von HR und der Bewältigung von Herausforderungen. Der hierzu erforderliche Experimentier- und Erfindergeist lag in dem Event wirklich in der Luft. Meine kleine Befürchtung im Vorfeld, dass sich ggf. HR- und IT-Vertreter wenig zu sagen hätten war zum Glück total unbegründet. Die Ergebnisse der Entwicklerteams konnten sich dann nach nur zwei Tagen zum Großteil wirklich sehen. Aber dazu gleich mehr. Es gibt noch die Frage, was eigentlich zwischen dem Ideenpitch und dem Teambuilding am ersten Tag (hatte ich leider verpasst) und der finalen Ergebnisvorstellung am Ende des 2.Tages passiert. Klar, die IT-Leute programmierten. Die HR-Leute hatten in ihren Teams Input zu leisten bzw. konnten netzwerken. Für reine Besucher wie mich oder z.B. PMI-Innovator Robindro Ullah, den ich dort wieder sah, gab es ein lockeres Rahmenprogramm. Technisch-orientierte HR-Themen oder allgemein Innovationsthemen wurden in kleinen ungezwungenen Runden präsentiert und diskutiert. Auch hier eine angenehme Stimmung und kein Heizdeckenverkauf, obwohl viele der Präsentatoren auch als Sponsoren des Events vertreten waren. Doch das Fachliche stand im Vordergrund. Ich bspw. hörte Sandra Petschar von Textkernel aus Amsterdam zu, die über die eigene Innovationswoche des HR-Technologie-Unternehmens sprach. Das lieferte sehr interessante Insights darüber wie innovationsfreudige Zusammenarbeit als internes Event organisiert und anschließend als Dauerformat im Unternehmen institutionalisiert werden kann. Kurioserweise hatte ich im vergangenen Jahr beim meinem Besuch bei Textkernel vor Ort einen Ausschnitt dieser Aktivitäten live mitbekommen. So schließt sich der Kreis… Textkernel ist ein gutes Stichwort: Deren Technologie und deren API-Schnittstellen wurden von zahlreichen HR Hackathon Teams genutzt. Die Ergebnisse waren zum Teil verblüffend und hier kann man beim bereits mehrfach genannten Robindro im Blog einiges zu dazu nachlesen. Gewonnen hat, nach dem Votum einer Jury, übrigens ein eindrucksvoller virtueller Jobagent, der mit Sprachinteraktion und intelligenten Jobsuch- und Jobmatchroutinen aufwartete. Obwohl die Lösung toll ist, hätte ich dem Projekt ehrlich gesagt nur die Silbermedaille umgehängt. Mein Favorit kam vom Goltfisch-Team (drei sympathische Jungs aus Paderborn) und demonstrierte wie super-schlanke, mobile Videorecruiting-Lösungen einmal aussehen könnten. Ich werde darüber hier im meta HR Blog mit Sicherheit noch bereichten, denn die Goltfische (Schreibweise ist Absicht!) muss man meiner Meinung nach zukünftig auf dem HR-Innovations-Radar haben. Anyway, es waren schöne Ergebnisse dabei beim HR Hackathon.
Mein Fazit: Sehr interessantes neues Event-Format, das die HR-Event-Szene positiv bereichert. Großes Kompliment. Eva und Andreas sollten das unbedingt wiederholen. Und vielleicht könnte dann das Event auf nur einen Wochenendtag gelegt werden um ein wenig familienfreundlicher zu werden…
Die Drittplatzierten nach der „Siegerehrung“: Das Team vom Projekt mobiles Videorecruiting mit den drei „Goltfischen“ Alexander (links stehend), Philip (2.v.l.) und Marc (2.v.r.).