Candidate Experience weitergedacht ist Brand Experience

bran-ex-picSofern man Candidate Experience über ihre wichtige Funktion im Recruiting hinaus denkt, wird man zu dem Schluss kommen, dass Menschen auch nach der Bewerbung weiter Erfahrungen mit Arbeitgebern machen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn aus den Bewerbern neue Mitarbeiter werden. Brand Experience ist die Konsequenz.

 

Prof. Peter M. Wald und ich haben bei unserem gemeinsamen Impulsvortrag auf der HR-Edge-Konferenz im September die Gedanken gewissermaßen ein wenig fliegen lassen: Wo endet eigentlich die Kandidatenerfahrung? Und was tritt dann an deren Stelle? Erfahrungen mit dem Arbeitgeber machen ja zumindest diejenigen Personen weiterhin, welche aus der Bewerberrolle in den Status einer Neueinstellung übergehen. Insofern sollte das Erfahrungsthema weiterhin eine Rolle spielen. Wenn man diese Überlegung ernsthaft verfolgt, dann ist die Candidate Experience der New Hires nur dann glaubwürdig und echt, wenn sich die Erfahrung anschließend bei Eintritt und Mitarbeit in der Organisation ähnlich fortsetzt.

Während eher zu Anfang des Bewerbungsprozesses technisch-prozessuale Fragen die Candidate Experience stark prägen können (Karrierewebseite, eRecruiting und technische Bewerbungseinreichung), gewinnen kulturell-personelle Experiences und emotionale Faktoren später im Prozess noch mehr an Gewicht. Wird diese Logik konsequent weiterverfolgt, kann das nur heißen, dass eine glaubwürdige Candidate Experience sich aus Haltungen und (kulturellen) Selbstverständnissen der Unternehmenskultur und Ihrer Arbeitgebermarke speist. Candidate Experience darf demnach nicht als „Show“ für Bewerber inszeniert werden, sondern muss die erste Stufe einer Brand Experience sein.

Brand-Experience

Brand Experience unter HR-Perspektive

Brand Experience ist die Entsprechung der vollständigen Erfahrung einer Person mit dem Unternehmen. Sie wird den verschiedenen Stakeholdern in unterschiedlichen Facetten und in unterschiedlichen Situationen „geliefert“, aber würde im Ideal keine Brüche aufweisen und stets den (Employer) Brand passend repräsentieren. Eine solche Einheitlichkeit in der Brand Erfahrung ist auch aus dem Grund sinnvoll, da die „Empfänger“ dieser Erfahrungen sich im Verlauf des sog. Employee Life Cycle vom Bewerber, über den neu eingestellten Mitarbeiter zum Mitarbeiterveteranen und schließlich oft auch zum Ehemaligen (Alumni) entwickelt. Unterschiedliche Empfänger-Stati für ein und dieselbe Person. Damit fallen Brüche in der Experience auf. Aus der meta HR / Stellenanzeigen.de Candidate Experience Studie wissen wir, dass 4 von 5 Bewerbern über ihre gemachten Bewerbungserfahrungen mit Freunden und Familienangehörigen sprechen. Wir können also davon ausgehen, dass dieses Experience Sharing auch in zukünftigen Stati anhält. Lediglich diejenigen, welche diese Erfahrungen mitgeteilt bekommen werden je Rolle andere sein bzw. mehr solcher „Co-Empfänger“ von Brand Experiences kommen hinzu.

Prof. Wald äußerte die Einschätzung, dass das Onboarding ein entscheidender Schlüssel für die Verknüpfung und die glaubwürdige Übermittlung und Vermittlung zwischen Candidate und Brand Experience sein sollte.
Ich persönlich gehe bei dieser Einschätzung mit. Doch auch wenn Onboarding sicher eine wichtige Rolle spielt, bleiben zunächst Fragen offen:
Wie realistisch ist die einheitliche Umsetzung von Brand Experience? Und: Wessen Aufgabe sollte die Bestimmung und Gestaltung der Brand Experience sein? Strategisches Management? Marketing? OE? HR allgemein? Employer Branding? Communications? Es bleibt spannend…
Ich bin gespannt auf Meinungen hierzu!

 

Foto: Licence Free via Pixabay

6 Gedanken zu „Candidate Experience weitergedacht ist Brand Experience

  1. Birger Meier

    Vielen Dank für diesen Artikel.
    Endlich eine Person in Deutschland, bzw. zwei die das Thema Candidate Experience in direkten Zusammenhang mit der Brand Experience (Markenerlebnis) setzen. Ich dachte schon, ich rede mir den Mund fusselig.
    Gruß
    Birger

  2. Christoph Athanas Beitragsautor

    Hallo Birger,
    Deine Einschätzung freut mich. Und: Ja, Candidate Experience ist natürlich wertvoll und wichtig im Recruiting. Wo es aber allein darauf reduziert wird, wird eine Menge an Chancen verschenkt und die Herausforderungen nur teilweise verstanden.
    Beste Grüße, Christoph

  3. Stefan Nette

    Sehr guter, richtiger Ansatz. Eigentlich schon fast schade, dass man darüber sprechen muss.. Im Prinzip beschäftigen wir uns doch im HR damit wie man Leute findet (Recruiting) und dann idealerweise nicht wieder gehen (lassen muss) lässt. (Retention)

    Wenn man das neben den administrativen Bereichen endlich mal flächendeckend als wichtigen Bereich der Personalwirtschaft sehen würde und auch davon ausgeht dass es hierfür Spezialisten und Vordenker braucht, dann wären wir ein ganze Stück weiter. Aber da ist wohl noch ganz viel zu tun.

    Viele Grüße
    Stefan

  4. Sven Semet

    Hallo Christoph,
    super, dass ihr von eurer aktuellen Erfahrung hier berichtet. Es gibt in vielen Unternehmen aktuell dringenden Handlungsbedarf bzgl. der Candidate Experience. Wir werden das auch wieder am Beispiel unseres Kunden Novartis auf der BusinessConnect am 20.10. in Köln diskutieren. Vielleicht hast du oder ihr Zeit auch zu kommen? Hier der LINK: http://www-05.ibm.com/de/businessconnect/
    Es würde mich sehr freuen, wenn wir uns mal wieder persönlich treffen. Schönes Wochenende wünsche ich.
    Gruss Sven

  5. Christoph Athanas Beitragsautor

    Hallo Stefan, schön, dass Du meine Perspektive teilst. Und: Ja, für manche dürfte der Weg noch recht weit sein…
    VG, Christoph

  6. Christoph Athanas Beitragsautor

    Hallo Sven,
    danke für Deinen Kommentar. Ich bin sicher, dass Eure Veranstaltung in Köln interessant werden wird. So erlebte ich auch schon Euer Event in Berlin im letzten Jahr. Allerdings ist der Termin nun für uns recht kurzfristig. Aber wenn Ihr bei IBM sicher gehen möchtet, dass Prof. Wald und ich dabei sind, ladet uns doch mal ein dort z.B. über Candidate Experience zu sprechen ;-)
    Bis hoffentlich bald mal wieder.
    VG, Christoph

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