Erfolgreiches Recruiting geht nahtlos in das Onboading neuer Kolleginnen und Kollegen über. So die Theorie. Was New Hires sich ab dem Moment der Jobzusage wünschen und was sie dann erleben haben wir in der Candidate Journey Studie anhand von 773 erfolgreichen Bewerbergeschichten u.a. untersucht. Die ermittelten Daten deuten auf eine hohe Relevanz für die resultierende Mitarbeiterbindung hin. Hier gibt es wichtige Aussagen über Onboarding und Employee Experience für alle, die über den Tellerrand der reinen Rekrutierung hinaus gucken möchten.
Seit Januar 2017 ist unsere brandneue Candidate Journey Studie veröffentlicht. Die in der Zusammenarbeit von meta HR und Stellenanzeigen.de und unter wissenschaftlicher Begleitung von Prof. Peter M. Wald ermittelten Ergebnisse sind umfangreich und interessant. Um einzelnen, spannenden Ausschnitten aus der Studie mehr Raum zu geben, stelle ich solche von Zeit zu Zeit hier im Blog vor. Wer die ganze Studie lesen mag, kann sie hier kostenfrei runterladen.
Was für neue Mitarbeiter wichtig ist bzw. als besonders wertvoll empfunden wird
Sobald die Personalauswahl getroffen ist, geht die Candidate Experience in die Employee Experience über. Diese Phase kann man als Onboarding Experience bezeichnen. Es beginnt die Einarbeitung und Integration neuer Mitarbeiter. Logischerweise wünschen sich Arbeitgeber eine möglichst rasche Einbindung in laufende Arbeitsprozesse und neue Angestellte, die nach kurzer Zeit die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen. Doch was wünschen sich die New Hires im Laufe ihres Onboardings? Welche primären Anforderungen stellen sie an ihre Unternehmen?
Für den direkten Übergang vom Kandidaten- zum New Hire-Status stehen ganz oben auf der Liste das zeitgerechte Vorliegen des Arbeitsvertrages (für 79% der Befragten ist das wichtig) und der Wunsch nach konkreten Ansprechpartnern aus Personal- und Fachabteilung, die für Fragen jederzeit zur Verfügung stehen (für 76% wichtig).
Mit 49% folgen dann vom Arbeitgeber bereitzustellende weitere Informationen zum Unternehmen und zur neuen Stelle. Die Differenz zwischen Wunsch und Wirklichkeit ist bei den vom Arbeitgeber aktiv bereitzustellenden Informationen mit 27% auffallend groß. Hier sollte es Unternehmen besonders leicht fallen, entsprechend zu reagieren und geeignete Maßnahmen im Onboarding-Prozess zu integrieren (In der Tendenz: Mehr „Push“ als „Pull“ bei Informationen zu Arbeitgeber und Arbeitsaufgabe). 34% der Befragten nennen außerdem die gezielte Beteiligung an Aktivitäten des Unternehmens bereits vor dem ersten Arbeitstag als wünschenswert.
Welche Punkte sind in den ersten zwei Wochen besonders relevant, um neue Mitarbeiter besonders effektiv zu integrieren?
In unserer Candidate Journey Studie 2017 haben wir die Erlebensabschnitte für das „Ankommen“ neuer Mitarbeiter beim neuen Arbeitgeber in die Onboarding Phase und die Integrationsphase unterteilt. Die Onboarding Phase wird verstanden als die unmittelbaren ersten beiden Wochen nach Tätigkeitsaufnahme. Die Integrationsphase umfasst die Aspekte Employee Experience, welche binnen der max. ersten 12 Monate stattfinden und zur tieferen Einarbeitung bis hin zur vollen Mitarbeiterproduktivität führen sollen.
Blicken wir zunächst auf die kurze Zeitspanne am Anfang („Onboarding Phase“): Für neue Mitarbeiter sind diese Tage besonders prägend. Hier gilt wieder einmal die alte Weisheit von der besonderen Bedeutung des ersten Eindrucks. In dieser Phase zeigt sich erstmals, ob und inwieweit die Informationen des Arbeitgebers im Bewerbungsprozess der Realität entsprechen und ob erste Erwartungen des neuen Arbeitnehmers erfüllt werden können. Die folgende Grafik zeigt die erlebten Jobrealitäten von New Hires. Es wird hinterfragt, inwiefern deren Wünsche und Erwartungen an das Onboarding-Verhalten der neuen Arbeitgeber von diesen erfüllt wurden.
Onboarding Experience – drei besondere Auffälligkeiten:
- Der Wunsch gleich zu Beginn an internen Schulungen teilnehmen zu können, geht nur für 29% aller Befragten in Erfüllung. Obwohl es für weitere 34% wichtig gewesen wäre.
- 35% beklagen das Arbeitsabläufe und Tätigkeiten nicht zeitnah ausreichend erklärt worden sind.
- Ein Gespräch innerhalb der ersten Wochen mit den direkten Vorgesetzen über Erwartungen und Ziele bleibt für viele Neueingestellte ein Wunschtraum. Zwar erlebt fast jeder zweite Neueingestellte (47%) einen solchen Dialog, doch weitere 38% hätten es sich zu Beginn ihres neuen Tätigkeit gewünscht, aber nicht erlebt.
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Erwartungen und Erleben der Employee Experience in den ersten zwölf Monaten
Ein gelungene Integration und die damit verstärkte Mitarbeiterbindung werden durch Feedback, Verantwortungsübernahme und die aktive Vermittlung der Unternehmensstrategie gefördert. Während die Übernahme von Verantwortung und die Möglichkeit eigenständig zu arbeiten überwiegend erfüllt werden, schneiden viele Unternehmen bei den anderen beiden Punkten weniger gut ab. 38% aller New Hires beklagen ausbleibende Feedbackgespräche und nicht einmal die Hälfte aller Studienteilnehmer kann nach einem Jahr behaupten, dass ihnen gegenüber Unternehmensstrategie bzw. Unternehmensziele klar vermittelt wurden. Ebenfalls vermissen 37% passende Fortbildungsangebote innerhalb der ersten zwölf Monate. Weiter hätten sich auch ein Viertel aller Befragten ein höheres Maß an Raum für Eigeninitiative gewünscht.
Die nachfolgende Grafik zeigt Erwartungen und Erlebnisse der Neueingestellten im Hinblick auf diese Elemente der Employee Experience. Besonders spannend dabei: Wir stellen hier Studienteilnehmer in zwei Gruppen einander gegenüber. Während die oberen Balken diejenigen Studienteilnehmer und ihr Erleben bzw. ihre Erwartungen zeigen, welche nach der Tätigkeitsaufnahme beim neuen Arbeitgeber angeben bereits erneut auf Jobsuche zu sein bzw. grundsätzlich nach wie vor wechselwillig zu bleiben, beschreibt der untere Balken jeweils die sog. Good Practice-Gruppe. Dies sind diejenigen Studienteilnehmer, welche in mehrerer Hinsicht bei ihren neuen Arbeitgebern hervorragende Prozesse als Kandidate bzw. New Hire durchlaufen haben und KEINE erneute Wechselabsicht haben. Nähere Informationen zu den Good-Practices finden sich an zahlreichen Stellen in unserer Studie.
Wie sich unschwer erkennen lässt, bekommen jene Befragten der Good Practice Gruppe in allen hier untersuchten Belangen von ihren Arbeitgebern eine bessere Employee Experience geboten als die meisten anderen neu eingestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Beitrag der gelieferten Employee Experience aus dem Zeitraum ab dem ersten Arbeitstag zur Mitarbeiterloyalität ist als beträchtlich einzuschätzen. Arbeitgeber sollten sich hierzu genau überlegen, was sie hier leisten können und was nicht. Auch bereits im Vorfeld, d.h. noch während entsprechende Bewerbungsprozesse mit Kandidaten laufen, sollten Arbeitgeber klar machen, welche Gestalt der Job im Unternehmen haben wird, jenseits der fachlichen Anforderungen. Klare und glaubwürdige Arbeitgeberkommunikation macht den Anfang, entsprechendes Handeln schließt den Kreis zur Glaubwürdigkeit und zur Erfüllung entsprechender Arbeitnehmererwartungen. Obendrauf kann man problemlos bekennen, dass ein Mehr an Umsetzung der hier aufgeführten Onboarding bzw. Employee Experience Angebote sich positiv auf die Mitarbeitermotivation und –bindung auswirkt.
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