Besprechungen, Meeting oder Workshops sind u.a. dann effektiv, wenn es gelingt gute Entscheidungen zu treffen und deren weitere Umsetzung zu planen. Kürzlich habe ich im Rahmen eines Führungs-Workshops auch das Thema Entscheidungen in Besprechungen zusammen mit den Teilnehmern thematisiert. Welchen Modus zur Entscheidungsfindung kann man wählen? Welche Vorteile oder Nachteile bieten verschiedene Entscheidungsmodi in Besprechungen oder Workshops? Dies waren unsere Fragestellungen. Hier ein Überblick über die Ergebnisse:
Mögliche Entscheidungsmodi:
- Demokratisch, Mehrheit bestimmt
- Senorität, Hierarchie oder Erfahrung bestimmt
- Paritätisch, jeder hat begrenzte Mitsprache und Entscheidungsanteil
- Kriterienbasiert, Entscheidung unterliegt allein objektiver Systematik
Vorteile/ Chancen (+) und Nachteile/ Risiken (-) der benannten Entscheidungsmodi
1. Demokratisch
(+)
> Demokratische Entscheidungen binden alle in den Entscheidungsmodus ein.
> Eine Mehrheit steht in jedem Fall hinter der getroffenen Entscheidung.
> Einfaches Verfahren.
(-)
> Die unterliegende Minderheit fühlt sich ggf. vom Beschluss nicht angesprochen (man war ja schließlich dagegen) und fühlt sich im Extremfall ausgegrenzt.
> Die Rationalität demokratischer Entscheidungen ist nicht immer die Beste.
Ein Beispiel: An einem sehr sonnigen fortgeschrittenen Freitag Nachmittag wird demokratisch zur Entscheidung gestellt, ob das Meeting fortgesetzt oder vertagt wird. Die Verlockung auf kurzfristige Nutzen (Freizeit) zu votieren scheinen sehr verlockend. Niemand weiß aber, ob hier wirklich rational entschieden wird. Kurzfristig Erwägungen können somit schnell längerfristigen Aspekten überwiegen. Kennen wir ja irgendwie aus der Politik, oder?!
2. Senorität
(+)
> Einfaches und schnelles Verfahren.
> Erfahrung in der spezifischen Sache wird für die Entscheidung in jedem Fall genutzt (wenn so gewählt und nicht ausschließlich die hierarchische Position).
(-)
> Neue und frische Ansätze haben tendenziell weniger Chancen, wenn nur die Erfahrenen entscheiden und „das so wie immer“ machen.
> ggf. einsame Entscheidung (hierarchisch begründet) ohne nötige Erdung fundiert in der Sache. Dies ist insbesondere die Gefahr bei „Basta“-Beschlüssen durch den hierarchisch höchsten Anwesenden
3. Paritätisch
(+)
> Jeder wird (in gewissen Umfang) beteiligt und kann seine Punkte einbringen.
> Interessante Variante, u.U. wenn eine komplexe Entscheidung mehrere Unterthemen/ Subentscheidungen verschiedener Fachrichtungen beinhaltet (Finanzen, IT, Personal usw.).
(-)
> Gefahr, dass nur ein in Summe suboptimales Ergebnis erzielt wird.
> Ewiger Kompromiss, birgt zudem das Risiko, dass sich Teilnehmer nur in Teilen mit dem Ergebnis identifizieren, nämlich mit dem wo ihre eigenen Anteile sichtbar werden.
> ggf. umständlich und zeitintensiv, da erst ein Verfahren für die Festlegung der Paritäten ermittelt und festgestellt werden muss (klingt schon wie Eurokratie, oder?)
4. Kriterienbasiert
(+)
> Fokkussiert auf die Lösung.
> Objektiviert und standardisiert eine Entscheidungsfindung.
> Hohe Identifikation mit dem Ergebnis, insofern alle die Kriterien als zutreffend empfinden.
> Fördert kreative Lösungsfindung und Werteabgleich, wenn im Vorfeld die Kriterien ermittelt und diskutiert werden.
(-)
> Gefahr: Fehler im System! Die Kriterienauswahl muss stimmen!
> Zeitintensiv. Um zu guten Kriterien zu gelangen muss ggf. erst eine Systematik erstellt werden.
> Erfahrungsträger und hierarchische Positionen können ggf. beim exakten Festhalten an den Kriterien im Ergebnis in der Minderheit sein.
Soweit unser Ergebnis zu den Vorteilen und Nachteilen verschiedener Entscheidungsmodi in Besprechungen, Meeting oder Workshops. Jeder Entscheidungsmodus kennt ein Pro und ein Kontra. Es kommt darauf an, in welcher Situation der jeweilige Entscheidungsmodus gewählt wird und wie gut dieser akzeptiert ist bei den Teilnehmern der Besprechung bzw. in der Arbeitsgruppe oder in der Abteilung.
Es exisiteren sicherlich weitere Entscheidungsmodi (z.B. Zufallsentscheidung), welche hier nicht diskutiert wurden.
Vielleicht ist das ja eine Anregung für Sie uns mitzuteilen, wie Sie in Ihren Besprechnungen zu guten Entscheidungen kommen und welchen Modus Sie verwenden!
Beste Grüße,
CA
Wenn im Team entschieden wird, dann bleibt meist unberücksichtigt, welche Rolle die Gründe spielen. Neben den Aspekten Kriterien, Optionen und Kosten einer Entscheidung, die auch rational zu erfassen und nachzuvollziehen sind, spielen die Gründe eine große, aber doch oft unbekannte Rolle: Muss ich meine Entscheidung im Anschluss begründen? Wem gegenüber? Gibt es einen Vorstand, von der Entscheidung betroffene Mitarbeiter, entstehen Kosten?
Häufig wird eine Entscheidung gewählt, die sich gut begründen bzw. rechtfertigen lässt. Das ist nicht unbedingt die, die auch die „beste“ ist.