Sowohl für Unternehmen, die auf der Suche nach jungen Talenten sind, als auch für Berufseinsteiger, die sich einen zu ihnen passenden Arbeitgeber wünschen, ist die Suche nach der „Nadel im Heuhaufen“ oft langwierig und frustrierend. Das Team des Startups jobify ist überzeugt, dass der Status Quo des Jobmarkts oft nicht mehr zeitgemäß ist. Die unterstützenswerte Vision von jobify ist es demnach, den Bewerbungsprozess für beide Seiten nachhaltig zu verändern und Arbeitgeber und Kandidaten zusammenzubringen, die auch langfristig wirklich zusammenpassen. Über diese Vorhaben spricht Stefan Schabernak, Gründer von jobify, hier im Interview.
Recruiter haben mittlerweile eine breite Auswahl an Plattformen, um neue Mitarbeiter zu finden. Von den großen, bekannten Stellenbörsen über auf eine Branche spezialisierte Jobbörsen bis hin zu Nischenplayern mit innovativen Konzepten. Einige davon wollen mit ihrem Modell die Personalgewinnung auf den Kopf stellen und rollen den ersten Kontakt zwischen Kandidat und Arbeitgeber nochmal neu auf. Dabei fällt auch das Anschreiben weg und der Fokus wird auf andere, qualitativere Faktoren gelegt. Um zu erfahren, welche Herangehensweise die Matching-Plattform jobify dafür nutzt, habe ich mich mit Stefan Schabernack unterhalten.
Das Interview:
Christoph Athanas, meta HR: Hallo Stefan, meine Einstiegsfragen lauten: Warum habt ihr jobify gegründet? Was hat aus Eurer Perspektive auf dem Markt gefehlt?
Stefan Schabernak, jobify:
Viele Stellenportale und Karriereplattformen vernachlässigen die individuellen Fähigkeiten von Berufseinsteigern, die persönliche Eignung für einen Job und dessen Rahmenbedingungen im Bewerbungsverfahren. Diese Erfahrung haben wir mit der Initiative ROCK YOUR LIFE! gemacht, die sich für Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit für junge Menschen einsetzt. Um das zu ändern, haben wir jobify gegründet. jobify steht für eine neue Art des Recruitings. Wir helfen Unternehmen aller Branchen und Größen, geeigneten akademischen Nachwuchs zu finden.
Viele Arbeitgeber haben inzwischen Schwierigkeiten, junge Talente zu identifizieren, die Ihre Anforderungen erfüllen, zu Ihrer Unternehmenskultur passen und langfristig im Unternehmen bleiben. Die Suche nach potentiellen Kandidaten kostet viel Zeit und Geld. Mit jobify machen wir die Besetzung freier Positionen für Praktikanten, Berufseinsteiger und Young Professionals wesentlich einfacher und unkomplizierter.
Neben den Soft Skills der Bewerber müssen auch die Bedürfnisse und Ansprüche der „neuen“ Generation, der sogenannten „Generation Y“, berücksichtigt werden. Work-Life-Balance, Selbstverwirklichung und Umzugswille: Traditionelle Bedürfnisse und Wünsche wurden mit der Zeit aufgebrochen, und ein persönlicheres und gemeinschaftlicheres Arbeitsumfeld wird gefordert. Der Mangel an Nachwuchskräften lässt die Generation Druck auf den Arbeitsmarkt ausüben, insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen müssen sich jetzt gegen die Big Player mit zahlreichen Benefits durchsetzen. Employer Branding und aktive Talent Akquisition wird zu einer Notwendigkeit – eine spannende Entwicklung im Arbeitsmarkt, welche in Zukunft viel Potenzial für Lösungen wie jobify bietet.
Christoph, meta HR: Du sprichst es schon an, es gibt auch andere, ähnliche Lösungen wie jobify. Was unterscheidet euch von anderen Anbietern? Und: Was ist der Vorteil für Unternehmen im Vergleich zur Ausschreibung auf klassischen Stellenbörsen?
Stefan, jobify: jobify ist kein Jobportal oder eine Jobsuchmaschine im klassischen Sinne. jobify-Nutzer erhalten auf Basis ihres persönlichen und individuellen Profils passende Jobvorschläge – unabhängig von bestimmten Suchbegriffen oder gesuchten Berufsbezeichnungen. Qualifikationen werden durch Faktoren wie die Persönlichkeit und Wünsche zum zukünftigen Arbeitsumfeld angereichert. Durch intelligentes Job-Matching bringen wir Kandidaten und Arbeitgeber zusammen, die besonders gut zusammenpassen. Dies geschieht auf Grundlage von ausführlichen Informationen, die wir sowohl bei den Kandidaten als auch bei unseren Partnerunternehmen erheben. Unser selbstentwickelter Matching-Algorithmus vergleicht die Angaben beider Seiten und ermittelt die Kombinationen mit der größten Schnittmenge – die sogenannten „Matches“.
Bei einem Match können sich sowohl Unternehmen als auch Kandidaten beieinander bewerben. Dabei verzichten wir bewusst auf das Anschreiben, da die Auswertung jedes einzelnen Matches bereits einen ausführlichen Überblick über die persönliche Passung gibt. Dadurch ist eine Bewerbung mit nur wenigen Klicks möglich: Einfach und effizient – und das für beide Seiten.
Anders als typische Jobbörsen, Karrierenetzwerke und Active Sourcing Lösungen beschränken wir uns nicht nur auf die Analyse von Lebensläufen. Gerade für die langfristige Bindung und die beidseitige Zufriedenheit sind auch andere Faktoren von großer Bedeutung. Daher verfolgen wir einen ganzheitlichen Ansatz und können wesentlich genauere Empfehlungen aussprechen als andere Plattformen.
Christoph, meta HR: Nun mal von der Bewerberseite aus gesehen: Für wen ist jobify eine gute Lösung um einen neuen Job zu finden?
Stefan, jobify: Wir fokussieren uns zunächst auf Bewerber mit akademischem Hintergrund: Studenten und Young-Professionals mit bis zu 5 Jahren Berufserfahrung. Der Fokus bei Unternehmen liegt grundsätzlich auf mittelständischen Unternehmen, dennoch konnten bereits Big Player wie Coca-Cola, BASF und Deutsche Post DHL von unserem innovativen Konzept überzeugt werden. Insbesondere Bewerber und Unternehmen, die offen gegenüber innovativen Lösungen sind, überzeugt die Idee und das Produkt.
Bewerber werden nicht nur auf ihren Lebenslauf und die akademische Ausbildung reduziert, es werden auch die Soft Skills in den Algorithmus aufgenommen. Außerdem profitieren sie von beruflicher Orientierung im Arbeitsmarkt, denn jobify zeigt ihnen auf einen Blick, welche Jobs zu dem persönlichen Profil passen. Unternehmen können sofort passende Matches ansehen und direkt anfragen, „Post & Pray“ gehört somit der Vergangenheit an.
Christoph, meta HR: Danke bis hierher. Zum Abschluss noch eine generelle Frage: Welche drei Dinge sollte man im Online-Recruiting beherzigen – was brauchen Arbeitgeber um aus Deiner Sicht hier erfolgreich zu sein?
Stefan, jobify: Die Nachwuchskräfte von morgen denken und handeln anders als ihre Vorgänger. Berufseinsteiger sind Teil der Generation Y und Z: Sie leben schnelllebig und mobil. Die Generation ist wählerisch und entscheidet sich für einen Job insbesondere auf Basis persönlicher Passung. Als Personaler sollte man daher unbedingt beherzigen, die Ansprüche der Generation zu verstehen und dahin zu kommunizieren. Employer Branding ist hier in wichtiges Stichwort.
Weiterhin müssen Prozesse angepasst werden. Eine Bewerbung bedeutet für den Bewerber nicht nur inhaltlichen Aufwand, sondern ist oft technisch herausfordernd. Denn viele Arbeitgeber setzen auf eigene Systeme oder Drittanbieter, welchen es aber oft an einer sinnvollen User Experience mangelt. Ein K.O.-Faktor für Digital Natives.
Kann ein Anschreiben einen Kandidaten authentisch vertreten? Einige Vorreiter im Recruiting verzichten bereits auf das ausgediente Medium und setzen auf gezielte Motivationsfragen. Schlussendlich muss auch beim Online-Recruiting der Mensch hinter dem Lebenslauf erkannt und eingeschätzt werden. Insbesondere bei der wählerischen Zielgruppe ist es im Online-Recruiting essentiell, den Bewerbern die Möglichkeit zu geben, Individualität zu beweisen. Eine Bewerbung ohne Anschreiben oder Job-Matching sind erste Ansätze, neue Anreize zu schaffen.
Christoph, meta HR: Zusammengefasst sind Deine Tipps also: Moderne Bewerbergenerationen und ihre Bedürfnisse verstehen, gute User Experience bzw. Candidate Experience bieten und weitgehend auf Bewerberanschreiben zu verzichten. Da kann ich mitgehen!
Vielen Dank für das Gespräch und noch viel Erfolg mit jobify!
Über meinen Gesprächspartner:
Stefan Schabernak ist Gründer und Geschäftsführer des HR-Startup jobify.