Wie der Personalmarketing Innovator des Jahres das Thema Cultural Fit clever nutzt

Es heißt immer: HR braucht positive Beispiele. Leute die Mut machen indem sie neue Wege gehen und damit erfolgreich sind. Stimmt! Das ist hilfreich. Und hier ist eine solche Person:
Marcel Rütten (Foto). Er ist der Personalmarketing Innovator des Jahres 2017 und wurde gerade frisch mit dem PMI-Award prämiert. Sein Erfolg basiert u.a. auf dem cleveren Einsatz des Themas Cultural Fit. Hier ist sein Gewinner-Case, bzw. der Teil davon, welcher sich um die kulturelle Bewerberpassung dreht.

 

Am 18. Juni 2017 wurde Marcel Rütten, Personalreferent vom Kindernothilfe e.V., mit dem PMI-Award als Personalmarketing Innovator des Jahres ausgezeichnet. Er folgt damit anderen hervorragenden Innovatoren und HR-Persönlichkeiten nach wie z.B. Jörg Buckmann (ehemals VBZ Zürich), Robindro Ullah (ehemals Voith) oder Florian Schrodt (ehemals Deutsche Flugsicherung). Der beehrte, vom Fachmagazin W&V und der Agentur Westpress gestiftete Preis, würdigt den Mut, den Innovationsgeist und natürlich auch die erzielten Erfolge einer spezifischen Person im Themenkreis Personalmarketing bzw. Employer Branding. Der jeweilige Preisträger wird von einer Expertenjury gewählt.

Besonders bemerkenswert ist das der diesjährige Preisträger nicht einfach nur ein engagierter Personaler ist. Das waren seine Vorgänger als Träger des PMI-Awards ebenso. Marcel Rütten arbeitet für die gemeinnützige Organisation Kindernothilfe. Der eingetragene Verein hat zwar über 150 feste Mitarbeiter und operiert bei seinen Projekten sehr international in über 30 Ländern dieser Welt, dennoch ist und bleibt die Organisation auf Spendengelder angewiesen und muss besonders achtsam und effektiv damit haushalten. Das Marcel Rütten seine Personalmarketing-Erfolge vor allem mit Cleverness erzielt und nicht mit großen Budgets spielte eine große Rolle bei seiner Wahl als PMI-Preisträger. Eine wichtige Rolle bei seinen innovativen und letztlich budget-schonenden Aktivitäten für seinen Arbeitgeber spielt das Thema Cultural Fit. Dadurch, dass die Kindernothilfe unser Kunde ist, können wir ein wenig hinter die Kulissen schauen und darstellen, wie Rütten seine Erfolge im Thema Cultural Fit organisiert.

Zielsetzungen
Als wir in Sachen Cultural Fit vor der Zusammenarbeit mit der Kindernothilfe standen, wollten wir wissen, welche Zielsetzungen Marcel Rütten im Auftrag seines Arbeitgebers mit der Implementierung des Themas verfolgte. Ungefähr diese Zielsetzungen kamen damals in unseren Gesprächen zum Vorschein:

  • Potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern eine valide Möglichkeit bieten selbständig herauszufinden wie gut sie mit dem Arbeitgeber in kultureller Hinsicht matchen. Dabei sollte gleichfalls die Candidate Experience jener Kandidaten positiv beeinflusst werden.
  • Die Organisation von unpassenden Bewerbungen entlasten indem diese sich idealerweise gar nicht erst bewerben. Gleichzeitig jenen Bewerbern den sehr wahrscheinlichen Frust einer Absage zu sparen.
  • Die organisationseigene kulturelle Weiterentwicklung auch über gezieltes Recruiting mitsteuern können. Dies erfolgt in der Form, dass bestimmte Kandidatenprofile mit spezifischen, in der Zukunft für den Arbeitgeber wichtiger werdenden kulturellen Facetten eher ausgewählt werden (immer vorausgesetzt die fachliche Passung ist ebenso gegeben).
  • Schließlich noch: Nachvollziehen können inwieweit die Arbeitgebermarke Kindernothilfe bereits kulturell passende Bewerber anzieht bzw. bei welchen Zielgruppen dies noch nicht der Fall ist und damit ggf. die Employer Brand Kommunikation nachsteuern.

Auf Basis etwa dieser Vorstellungen und Zielsetzungen empfahlen wir Marcel Rütten den von meta HR mitentwickelten Cultural Fit Evalueator an mehreren Stellen im Prozess der Talentakquisition einzusetzen. Um sowohl die Employer Brand-Fragestellungen (d.h., wie gut zieht der Arbeitgeber kulturell welche Zielgruppe an) und ebenso die Recruiting-Fragen (Matching, Auswahl, Kulturwandel unterstützen via Einstellungen) zu beantworten, wurde die Lösung an zwei verschiedenen Prozessschritten zum Einsatz gebracht. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht dies:

Einsatzszenarien Cultural Fit Evalueator (CFE)

Das Tool und sein Einsatz
Das Tool, der Cultural Fit Evalueator (CFE), misst die Werte- und arbeitskulturellen Präferenzen von Kandidaten und vergleicht diese mit der Unternehmenskultur der Zielorganisation. Als Ergebnis dieses Abgleichs wird ein Matching-Score rückgemeldet und Personalentscheider erhalten einen detaillierten Kandidatenreport.

Cultural Fit Evalueator: Ausschnitt Recruiter-Report

Neben dem Einsatz bei der Personalauswahl, hilft der CFE die Employer Brand Wirkung auf interessierte Kandidaten zu messen und kann zur Kulturanalyse herangezogen werden. Zu genannten Zwecken kann man über das Tool sowohl individuelle, personalisierte Testlinks an einzelne Bewerber versenden. Ebenfalls kann der Evalueator von Jobinteressenten eigenständig und anonym über die Karriere-Webseite des Arbeitgebers durchgeführt werden. Im ersten Fall dient das Ergebnis der konkreteren Vorauswahl von Kandidaten, welche dann zum (nächsten) Interview eingeladen werden. Die CFE-Ergebnisse liegen dann den Recruitern vor und ebenso den Bewerbern, in einer etwas verkürzten Form. So kann das Thema kulturelle Passung nicht nur besser und objektiviert eingeschätzt werden, sondern in den Interviews kann das Thema Unternehmenskultur viel klarer mit den Kandidaten besprochen werden. Die Erhöhung der Interviewqualität für beide Seiten ist die Konsequenz.

Im zweiten Einsatzszenario wird das Tool selbständig von Jobinteressenten über die Karriere-Webseite des Arbeitgebers aufgerufen, wo es eingebunden ist. Hier profitieren beide Seiten von der stattfindenden positiven Selbstauswahl der Bewerber, welche durch das Ergebnis des Cultural-Fit-Matchings ausgelöst werden kann: Gut passende Kandidaten fühlen sich erst recht zur Bewerbung motiviert, während wenig passende Personen eher noch mal nachdenken und ggf. von einer Bewerbung absehen. Wieder profitieren beide Parteien.

Karriere-Webseite der Kindernothilfe mit dem CFE-Angebot

Der Arbeitgeber sammelt zudem mit jedem anonymen Testteilnehmer über seine Webseite Informationen über die kulturellen Passungsgrade seiner Besucher auf der eigenen Karriereseite. Das Filtern nach bestimmten Zielgruppen gibt dem Unternehmen Aufschluss darüber, wie gut welche seiner potenziellen Bewerber kulturell passen und worin der Match bzw. Mismatch besteht. Nach einiger Zeit können so Rückschlüsse auf die Wirksamkeit von Employer Brand Botschaften bzw. Personalmarketing-Initiativen getroffen werden. Das Tool hilft dann zu erklären warum bspw. ein Arbeitgeber sehr gut junge Männer, aber wenig junge Frauen anzieht. Das Feintuning an Botschaften und bespielten Kanälen kann beginnen…

Unser Ansatz überzeugte Marcel Rütten und die Kindernothilfe. Zu Beginn unserer Zusammenarbeit sagt er dazu: „Wir sind der festen Überzeugung, dass wir mit dem Cultural Fit Evalueator nicht nur ein Tool einsetzen, dass uns bei der Entscheidungsfindung für eine passgenaue Besetzung von Stellen unterstützt, sondern zusätzlich die Candidate Experience der Bewerberinnen und Bewerbern bereichert.“.
Er sollte richtig liegen…

Wirkungen
Der Cultural Fit Evalueator unterstützt die Kindernothilfe bei der Erreichung der oben genannten Zielstellungen. Einige Vorhaben, wie etwa der Support eines sanften Kulturwandels über kultursensible Kandidatenauswahl im Recruiting brauchen natürlich ihre Zeit. Andere Ergebnisse werden schneller sichtbar. Besonders schön sind hier die positiven Rückmeldungen, welche Bewerber der Kindernothilfe zur Verwendung des CFE-Tools gemacht haben und zwar unaufgefordert! Marcel Rütten war so freundlich mir einige dieser Bewerberstimmen anonymisiert zukommen zu lassen. Das klingt dann bspw. so:

  • „Ich freue mich sehr, dass ich am Cultural Fit Evalueator teilnehmen durfte. Es war eine sehr interessante neue Erfahrung, die hoffentlich zu einem persönlichen Kennenlernen beitragen wird.“
  • „Das Testverfahren ist gut gestaltet und nachvollziehbar. Der Test hat mein Interesse an der Stelle und an Ihrer Organisation gestärkt, weil ich – unabhängig von dem Testergebnis – eine hohe Affinität meinerseits zu Ihren Werten feststelle.“
  • „Darüber den nächsten Schritt erreicht zu haben, freue ich mich sehr. An der Online Befragung habe ich soeben teilgenommen und bin stolz auf das Ergebnis von 81% Cultural Fit. Das Sie die Möglichkeit einer derartigen Orientierung anbieten, finde ich außergewöhnlich und sehr gut.“

Wie mir Marcel Rütten mitgeteilt hat fördert der CFE die vermehrte Einreichung passender Bewerbungen. Ebenso wie er eine durchweg positive Candidate Experience hinterlässt (siehe Zitate oben) und den Arbeitgeber mit seinem bewerberseitigen Angebot damit erfreulich von anderen Arbeitgebern abhebt. Die Nutzung des CFE-Tools via der Karriere-Webseite der Kindernothilfe ist freiwillig und anonym. Dennoch sind die Abbruchraten des Tests ausgesprochen gering. Etwa 86% aller interessierten Personen schließen den Test ab. Selbst wenn es weniger wären: Mit jedem komplettierten Datensatz wächst gleichfalls bei der Kindernothilfe das Wissen um die Art ihres kulturellen Matches mit verschiedenen Zielgruppen. Damit werden Marcel Rütten und seine Kollegen mittelfristig noch genauer ihre Zielgruppenvertreter/innen ansprechen können. Das alles ist effektiv und spart dem Arbeitgeber Geld. So trägt das Thema Cultural Fit und dessen Realisierung mit dem CFE zu Rüttens Innovationspool bei und bescherte ihm letztlich verdient die PMI-Auszeichnung.

PS: Neben Cultural Fit war Marcel Rütten noch auf einigen anderen Gebieten erfolgreich und clever aktiv. Das kann man jetzt ebenfalls nachlesen, denn er ist gerade auch noch unter die bloggenden Personaler gegangen.