Direkte Arbeitgeber-Insights für Bewerber. Interview mit Christoph Skrobol von Careerdate

Careerdate Christoph Skrobol NEW2 14012015Damit Menschen wichtige Entscheidungen treffen können, hilft ihnen eine gute Orientierung zur Situation. Bewerber möchten folglich potenzielle Arbeitgeber genau kennen lernen und Unternehmen wollen wissen wer ihre Bewerber sind. Ein sehr praktischer Weg dieser Joborientierung für beide Seiten ist es sich schlicht einmal in einem ungezwungenen Rahmen zu treffen. Diese verblüffend einfache, wie gleichfalls effektiv Idee hat die Karriere-Plattform Careerdate.net zum Businessmodell gemacht. Rund ein Jahr nach dem Start konnte nun gerade das 1000. Careerdate vermittelt werden. Ein guter Anlass zum Interview mit Ober-Karriere-Date-Doktor Christoph Skrobol.

 

Es gibt sehr viele Möglichkeiten, wo auf der Personalsuche befindliche Unternehmen und Jobinteressenten zusammentreffen können. Ob es klassische Stellenanzeigen in Print oder Online sind, Karrieremessen, die Karrierewebseite oder diverse soziale Medien. Die Varianten sind vielfältig, doch befinden sich diese Touchpoints zwischen Arbeitgebern und potenziellen Bewerbern in der Regel gewissermaßen auf neutralem Boden. Will heißen, dass man als Jobinteressent nur sehr spezifische Ausschnitte des Unternehmens sieht oder sich auf Infotexte verlassen muss, welche einem auf den entsprechenden Portalen etc. angeboten werden. Manche dieser Bewerber-Arbeitgeber-Kontaktpunkte sind außerdem nur monodirektional in der Kommunikation, also ohne die Möglichkeit zum Dialog (z.B. bei Jobpost oder Karriere-Webseite). Dazu kommt schlussendlich das diejenigen, welche unternehmensseitig dort wo Dialog mit Bewerbern stattfinden kann und soll meist „nur“ zur Personalabteilung gehören. Die Fachabteilungen, sprich die potenziellen zukünftigen Kolleginnen und Kollegen, bleiben außen vor.
Solche oder ähnliche Überlegungen halfen dabei die Ideen von einer neuen Bewerber-Arbeitgeber-Interaktion in ein konkretes Projekt zu überführen. Et voilá: Vor etwas mehr als einem Jahr erblickte die Plattform Careerdate.net das Licht der Welt (bzw. des Webs). Seither ist einiges passiert und immer mehr Menschen daten ihre zukünftigen Arbeitgeber. Das „Dates“ auch ohne amourösen Hintergrund eine gefragte Sache sind weiß Christoph Skrobol zu erzählen. Mein Namensvetter ist nämlich Gründer und Geschäftsführer des angesprochen Karriere-Dating-Dienstes. Hier unser Gespräch.


Christoph Athanas, meta HR Blog: Hallo Christoph, bitte erzähl den Leserinnen und Lesern des meta HR Blogs zur Sicherheit noch einmal kurz, was Careerdate ist und was Ihr macht.

Christoph Skrobol, Careerdate.net: Hallo Christoph, na klar doch, gerne. Careerdate ist eine Karriere-Plattform auf der sich Bewerber und Unternehmen zu persönlichen Treffen (sog. Careerdates) verabreden können. Dabei kann es sich um einen Lunch, ein After-Work oder eine Werksführung handeln. Ziel ist es den Bewerbern die Möglichkeit zu geben, Mitarbeiter aus den Fachabteilungen zu treffen und so ein realistischeres Bild vom Arbeitgeber und der Kultur zu bekommen.

CA, meta HR: Ihr habt mittlerweile seit Eurem Start vor rund einem Jahr schon über 1000 Careerdates, also Treffen zwischen Jobinteressenten und Unternehmensvertretern, organisiert. Klingt toll. Wie fällt Dein Fazit bis hierher aus, welches sind die wesentlichen Erkenntnisse?

CS, Careerdate: Anfangs war es gar nicht so einfach Unternehmen für die Idee zu gewinnen. Die natürliche Reaktion war es abzuwarten bis sich das Konzept etabliert. Davon können etliche neue Akteure am Markt ein Lied singen. Doch nach einigen Monaten ist der Knoten geplatzt. Plötzlich fanden sich kleine wie große Unternehmen die zum After Work, einem Tischtennisturnier, Grillabend oder einem Tag auf der Kartbahn eingeladen haben. Mitarbeiter-Events wurden zum Kennen lernen neuer Bewerber genutzt und sogar Geschäftsführer nahmen sich Zeit für ein Mittagessen. Es ging plötzlich ganz schnell und mittlerweile nutzen 50 Unternehmen die Plattform um Bewerber zu „daten“. Wir sind neben Deutschland auch in der Schweiz vertreten und starten in den nächsten Monaten auch in Österreich. Mit der bisherigen Entwicklung bin ich sehr zufrieden. Aus den mehr als 1,000 Careerdates lassen sich natürlich auch erste Schlüsse hinsichtlich Popularität einzelner Events ziehen. Dass ein After Work populärer ist als ein Gespräch im Rahmen einer Karrieremesse überrascht nicht wirklich. Es muss aber nicht immer die große, ausgefallene Veranstaltung sein um Bewerber zu überzeugen. Viel wichtiger scheint zu sein, dass das Careerdate zum Unternehmen passt und authentisch die Unternehmenskultur transportiert.

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CA, meta HR: Dass Jobsucher bzw. Bewerber sich ein Treffen mit Unternehmensvertretern interessieren, kann sich sicher jeder vorstellen. Doch was haben die Unternehmen davon. Es gibt doch schließlich schon zahlreiche Karrieremessen. Reicht das nicht?

CS, Careerdate: Viele Unternehmen mit denen ich spreche haben keine bekannte Marke, dafür aber eine unglaublich tolle und offene Unternehmenskultur. Nur weiß das kaum jemand. Klar kann man Karrieremessen besuchen, nur haben diese eben ein starres Format. Die Atmosphäre, Büroräume, Kollegen (also alles das was später den Arbeitsalltag ausmacht) lassen sich auf solchen Messen nur schwer transportieren.
Neben dieser Authentizität spricht aber noch ein weiterer Punkt für unser Careerdate-Format: Und zwar höre ich oft von einem doppelten Employer-Branding-Effekt. Zum einen sprechen die Bewerber in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis über die zum Teil sehr außergewöhnlichen Treffen. Sie transportieren also die erlebte (!) Arbeitgebermarke weiter und werden zu Markenbotschaftern. Persönliche Empfehlungen sind in einer Welt des schnellen Informationsflusses wichtiger denn je. Zum anderen ist Employer Branding keine Disziplin, die lediglich nach außen gerichtet ist. Die Einbindung der eigenen Mitarbeiter in den Recruiting-Prozess und die damit verbundene Wertschätzung zahlt positiv auf die Wahrnehmung des eigenen Arbeitgebers ein.

CA, meta HR: Meine letzte Frage: Jobsuche auf der einen und Mitarbeiterfindung auf der anderen Seite sind auch eine Frage des Matchings. Welche Eindrücke hast Du zum Thema Matching in Bewerbungsprozess. Ist das ein stabiler Trend und wo geht er hin? 

CS, Careerdate: Ich denke Matching ist viel mehr als nur ein Trend. Es ist eine der zentralen Zielsetzungen des Employer Brandings und Recruitings. Im Endeffekt geht es ja beiden Seiten darum, eine möglichst gute Passung zu finden. Ein Trend ist sicherlich, dass wir beim Matching immer stärker auf Maschinen zurückgreifen. Online-Plattformen, Algorithmen und Matchingtools helfen heute verlässlicher denn bei der (Vor-)Auswahl. Mit besser werdender Technik werden Bewerber und Unternehmen solche Tools noch häufiger nutzen. Wann wir soweit sind, dass ein „Bewerber-Roboter“ und ein „Arbeitgeber-Roboter“ das Matching automatisch durchführen und womöglich gleich die Konditionen aushandeln, weiß ich nicht. Jo Diercks hat vor einiger Zeit einen interessanten Artikel zu diesem Thema verfasst, den ich nur unterschreiben kann. Was Maschinen in absehbarer Zeit aber nicht leisten können, ist es das Bauchgefühlt zu ersetzen. Es geht eben nicht nur um Fähigkeiten und Vorlieben, sondern auch um die „Chemie“ zwischen Bewerber und Arbeitgeber. Ob diese Chemie stimmt, lässt sich nach wie vor am besten durch ein altmodisches Matching im Rahmen eines persönlichen Treffens herausfinden :)

 

Über meinen Gesprächspartner:
Christoph Skrobol beschäftigt sich seit 2009 mit den Themen Talent Communication, Personalmarketing und Employer Branding. Er ist regelmäßiger Referent bei HR-Fachkongressen und häufiger Interviewpartner zum Thema Candidate Experience. Er hat Careerdate Ende 2013 gegründet, leitet das Unternehmen und ist Ansprechpartner für Kunden und Partner.

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