Digitalisierung ist ein absoluter Megatrend unserer Zeit. Er beeinflusst Personen genauso wie Unternehmen und Regierungen. Entsprechend stellt sich auch für Human Resources die Frage wie mit der Digitalisierung umgegangen und wie diese Entwicklung produktiv in der Personalarbeit genutzt werden kann.
Ich bat Enterprise 2.0-Experten Stephan Grabmeier diesen Sachverhalt etwas näher zu erläutern.
Stephan Grabmeier hat nicht nur ein profundes Wissen zum Thema Digitalisierung parat, er ist auch gemeinsam mit der Good School Veranstalter der ersten HR-Safari. Die HR-Safari ist ein innovatives Veranstaltungsformat zum Know-how Transfer für Personaler rund um aktuelle Digitalthemen. Diese Themen können quasi in freier Wildbahn erlebt und diskutiert werden, direkt vor Ort an den Hot Spots der Innovationstreiber. Ein spannendes Konzept zu welchem ich ebenfalls einen Beitrag als quasi Reisebegleiter leisten werde. Mehr dazu gibt es im nachstehenden Interview und im Anschluss daran am Ende dieses Artikels.
Zunächst einmal tauchen wir ein wenig ein in die Welt der digitalen Transformation. Stephan kennt diese als ehemaliger Head of Culture Initiatives der Deutschen Telekom AG genau. Nun ist er mit seinem eigenen Beratungsunternehmen Innovation Evangelists u.a. in Sachen digitaler Wandel unterwegs. Er nimmt dazu Stellung, was den Kern der digitalen Veränderungen ausmacht, worin die Herausforderungen bestehen und wie sie auch im Bereich Personal erfolgreich angegangen werden können.
Das Interview:
Christoph Athanas, metaHR (CA, metaHR):
Hallo Stephan, Du hast Dir das Thema digitale Transformation von Unternehmen auf die Fahnen geschrieben. Sag den metaHR-Bloglesern doch bitte kurz noch einmal was man darunter versteht und warum dieses Thema für Unternehmen wichtig ist?
Stephan Grabmeier, Innovation Evangelists (SG):
Mobile Business, Social Media, Interaktion in Echtzeit – digitale Technologien sind längst in unseren privaten wie geschäftlichen Alltag integriert. Für Unternehmen bedeutet dies, sich ganz selbstverständlich auf strategischer Ebene mit modernen Märkten, Lebens- und Arbeitswelten auseinander zu setzen und somit selbst eine Transformation hin zu digitalen Geschäftsmodellen zu vollziehen. Das beginnt bei der Interaktion mit Kunden, beeinflusst operative Geschäftsprozesse fundamental und schließt die Mitarbeiter eines Unternehmens ebenso ein.
Die Mitarbeiter verfügen zu Hause oftmals über bessere digitale Lösungen als an ihrem Arbeitsplatz. Kunden sind häufig weit technikaffiner als die Anbieter dieser Technologien. In allen Branchen stehen Entscheider vor einer Fülle von neuen digitalen Möglichkeiten. Die Aufmerksamkeit dafür ist zwar vorhanden aber es fehlt an Orientierungspunkten. Die Herausforderung die Unternehmen lösen müssen ist, wie lassen sich diese agilen und innovativen Geschäftsmodelle auf traditionell geprägte und weniger flexible Unternehmensstrukturen übertragen.
CA, metaHR:
Diese Veränderungsanforderungen wie Du sie für die Unternehmen insgesamt beschreibst kommen sicher vielen bekannt vor. Da gibt es einiges zu tun. Wenn wir die digitale Transformation nun spezieller mit dem Blick auf die Human Resources Funktion anschauen, welche Anforderungen siehst Du dann auf Personalabteilungen zukommen
SG:
HR ist ein Bestandteil der digitalen Transformation und zwar ein gewichtiger. Dies auf zwei Ebenen:
1) Muss HR die Entwicklung seiner eigenen Funktion auf das nächste Level entwickeln, d.h. die Fragen für sich beantworten wie die massiven Einflüsse der Digitalisierung auf die HR Prozesse, HR Produkte, Talent- und Performance Management, Shared Services, Diversity, Gesundheit, Nachhaltigkeit, Recruiting und Employer Branding, Training und Development sowie die Skills der HR Mitarbeiter und neuen Arbeitswelten Einfluss nimmt.
Und 2) Wie das neue Produkt- und Serviceportfolio von HR aussieht um die digitale Transformation des gesamten Unternehmens zu begleiten.
Kein leichtes Unterfangen. Leider und das zeigt uns fast jede Studie und auch unsere persönlichen Erfahrungen ist HR weit hinter den Entwicklungen geschweige denn einer Treiberrolle für die Transformation hinterher.
CA, metaHR:
Ein besonderes Angebot für Personalerinnen und Personaler mit Blick auf innovative HR-Arbeit machst Du gemeinsam mit der Good School: Die HR Safari. Da ich dort selber auch mit einer Workshop-Sequenz an Bord sein werde gefällt mir die Veranstaltung natürlich schon mal :-)
Aber unabhängig davon: Was ist die HR Safari für ein Event? Was erwartet die Teilnehmer dort?
SG:
Wir starten die „HR Safari – HR meets Digitalisierung“ das erste Mal in Deutschland. Die Teilnehmer lernen maßgeblich durch Erleben. Das ist der große Unterschied zu Konferenzen oder „normalen“ Workshops. Einerseits haben wir eine bunte Mischung aus Impulsen von Vordenkern. Christoph Bornschein wird zur Digitalisierung seinen Input geben, Tobias Moorstedt zu Big Data und ich vertiefe die Transformation zum Social Enterprise. Andererseits steigen wir immer wieder in den Bus, besuchen Unternehmen und tauchen direkt ein in die Gegebenheiten vor Ort. Wir sind u.a. bei Wooga, den Samwer Brüdern oder auch dem Telekom Incubator hubraum.
Im Betahaus einem Co-Working Space machen wir eine Tool Session für HR’ler, d.h. da steigen wir ganz hands on ein, wie Social Werkzeuge zu bedienen sind. An einem Nachmittag werden ausgesuchte Start Ups aus der HR Szene Innovationen pitchen die für HR zukünftig von Bedeutung sein können. Diese werden von den Teilnehmern in einem Innovationsmarktplatz begutachtet.
Es wird ein facettenreiches Potpourri. Nach zwei Tagen haben die Teilnehmer eine Menge erlebt, gelernt und auch viel Spaß gehabt. Schön, dass Du auch dabei bist und Deine Erfahrung mit einbringst.
CA, metaHR:
Zum diesem spannenden Event trage ich gern etwas bei. Noch kurz zum gedanklichen Hintergrund: Die HR Safari greift das Thema ´HR und Digitalisierung´ entlang einiger Thesen auf. Eine dieser Thesen finde ich besonders schön. Sie lautet: „Das Internet macht die HR-Arbeit schwerer und gleichzeitig leichter, je nach Blickwinkel.“ Was ist Deine Einschätzung hierzu: Wo wird HR-Arbeit wohl gegenwärtig eher aus dem Leichter- und wo aus dem Schwieriger-Blickwinkel wahrgenommen und was können Personaler Deiner Ansicht nach tun um hier eher in die positive Perspektive zu gelangen?
SG:
Jeder Paradigmenwechsel hat zwei Seiten. In erster Linie wird es für die meisten schwerer alte Gewohnheiten zu verlassen, in neue Arbeitsformen einzutauchen, neue Muster anzunehmen und mit tradiertem abzuschließen. Wenn Du den Blickwinkel der Treiber und Evangelisten einnimmst ist permanente digitale Veränderung normal und Veränderung die Droge der Evolution. Bei den meisten Menschen sind die intrinsischen Veränderungsgene nicht so stark ausgeprägt. Das ist der andere Blickwinkel.
Die größte Herausforderung in HR sehe ich in der Einstellung und dem Selbstverständnis von HR. Bisher hat HR das Thema noch nicht in der Form angepackt wie es müsste und wie es die Märkte verlangen.
Neben meiner persönlichen Erfahrung aus der weltweiten Social Enterprise Szene wo HR quasi kaum auftaucht sehen wir immer wieder in Studien wie rückläufig HR ist. Eine Metaanalyse aus 95 Studien der letzten 5 Jahren zeigt uns wie stark der Reifegrad von Social Media in den Corporate Funktionen ist und wie parallel wie stark die Treiberrolle im Unternehmen. Fast alle Funktionen z.B. Marketing, IT, Communications haben seit 2011 sehr große Sprünge gemacht. Die einzige Funktion die auf sehr niedrigem Ausgangsniveau stagniert ist HR. Das darf nicht sein. Hier möchte ich gerne einen Beitrag leisten. HR darf nicht noch mehr Boden verlieren sondern umgekehrt mit gestärktem Selbstverständnis ein Treiber für die Digitale Transformation werden. Jeder der an der HR Safari teilnimmt wird danach wissen woran er arbeiten muss.
CA, metaHR:
Stephan, vielen Dank für das Gespräch. Und ja: Da gibt es noch einiges zu tun für HR. Aber ich habe den Verdacht, dass digitaler HR-Wandel mit der HR-Safari ziemlich Spaß machen wird…
Weitere Informationen
zur ersten
„HR Safari – HR meets Digitalisierung“
Das Konzept: Mit ca. 20 TeilnehmerInnen (natürlich alle aus HR-Funktionen) geht es auf eine zweitätige Safari durch innovative HR-Konzepte, Technologien und Unternehmen. Die Orte werden live besucht. Mit dem Bus. Es gibt dann Impulse vor Ort bei Unternehmen, Mini-Workshops und Austausch mit Experten rund um HR-Digitalisierung.
Wo: Berlin.
Dauer: 2 Tage, Freitag, 23.05. 9:00 Uhr bis Samstag, 24.05.2014 18:00 Uhr.
Wer sollte mit auf die Safari gehen: Innovative HR’ler bzw. solche die es werden wollen.
Noch mehr Infos bietet der aktuelle Safari Plan: www.good-school.de/hrsafari
Über meinen Gesprächspartner:
Stephan Grabmeier ist Gründer und Geschäftsführer der Innovation Evangelist GmbH. Er berät Unternehmen und coacht Vorstände zu Social Enterprise und hilft ihnen schneller zu innovieren. Er war über vier Jahre Head of Culture Initiatives bei der Deutschen Telekom AG. Dort leitete er u.a. das Center of Excellence Enterprise 2.0 und trieb damit die Transformation der Deutschen Telekom AG zu einer Enterprise 2.0. Davor war der studierte Betriebswirt Geschäftsführer der yourcha AG und Managing Director der Master Management Deutschland GmbH. Er wurde im Juni 2011 als „Social Media Innovator“ von der W&V gekürt. Als Business Angel unterstützt er junge Start Ups.