Jobsuchmaschinen-Riese Indeed legt in Deutschland los – Interview mit Frank Hensgens

Frank Hensgens, GF Indeed Deutschland

Das Angebot an Jobsuchmaschinen, Jobportalen und digitalen Stellenmärkten ist geradezu unübersichtlich groß. Ausgerechnet in diesem Markt wird nun noch ein weiterer großer Anbieter mitmischen: Indeed, die weltweit größte Jobsuchmaschine.

Indeed will am deutschen Markt jedoch nicht nur irgendwie präsent sein, sondern bietet mit einem pay-per-click-Modell einen neuen Leistungsansatz in diesem Segment.

 

Die genannten Eckdaten von Indeed sind für sich genommen schon interessant. Dazu kommt noch, dass Indeed Frank Hensgens für sich als Deutschland-Chef gewinnen konnte. Hensgens ist ein ehemaliger, langjähriger StepStone-Mann und Kenner der eRecruiting-Szene. Der Dialog mit ihm ist spannend, wie ich zuletzt bei der truDüsseldorf erleben konnte. Dort diskutierten Frank Hensgens und ich gemeinsam mit anderen HR-Experten über die notwendige weitere Professionalisierung der Recruitment-Funktion in Unternehmen. Im konkreten Fall seines Indeed-Engagements bin ich neugierig geworden was genau dahinter steckt. Ich habe mit ihm folgendes Interview über die Jobsuchmaschine Indeed und seine Einschätzung zum wichtigsten aktuellen Trend im Recruiting gesprochen.
Hier das Interview:

Christoph Athanas (CA, metaHR): Herr Hensgens, mit Indeed ist eine weitere Online-Jobsuchmaschine im deutschsprachigen Markt unterwegs. Warum braucht es bei den vielen Wettbewerbern in dem Segment einen weiteren Anbieter?

Frank Hensgens (F.H.): Indeed ist die größte Jobsuchmaschine weltweit. Aber Sie haben Recht: Der deutsche Markt verfügt über eine fast schon unüberschaubare Anzahl von Anbietern im e-Recruiting. Crosswater hat das mal sehr schön zusammengestellt und ist dabei auf mehr als 800 Anbieter gekommen.

Dieser bereits sehr gut aufgestellte Markt benötigt trotzdem einen Anbieter wie Indeed, da wir für ein Geschäftsmodell stehen, das transparent ist und performance-basiert abgerechnet wird. Der deutsche Markt funktioniert immer noch sehr traditionell. Arbeitgeber zahlen für die Buchung einer Anzeige in einem bestimmten Zeitraum. Das ist nicht sonderlich leistungsorientiert, zumal uns das Internet hier ganz andere Möglichkeiten bietet, die in anderen Media-Bereichen schon lange wie selbstverständlich angeboten werden.

(CA, metaHR): Gut, Indeed ist international also bereits ziemlich erfolgreich. Warum erfolgt erst jetzt der Eintritt in den deutschen Markt?

(F.H.): Indeed ist in den USA die meist besuchte Job-Seite, zudem eine der meist besuchten in Japan, Kanada, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien oder Italien. Auch in Deutschland haben wir in den letzten Jahren eine zunehmend hohe Akzeptanz auf Kandidatenseite erreicht. Im Jahresvergleich Juni 2012 zu Juni 2013 haben wir gemäß Google Analytics die Anzahl unserer Unique Visitors um 124 Prozent auf 2,3 Millionen gesteigert. Das ist ein guter Moment, nun auch verstärkt die Arbeitgeber von unserem Modell zu überzeugen. Da der deutsche Markt für Indeed eine strategische hohe Bedeutung hat, werden wir ab sofort verstärkt daran arbeiten.

(CA, metaHR): Sie sprachen es zuvor schon an: Indeed bietet ein neues Bezahlmodell für die Personalsuche online. Dieses performance-basierte Modell erinnert an Googles Werbeanzeigen. Wo sehen Sie die Vorteile?

(F.H.): Da haben Sie Recht. Wir sind eine ähnliche Seite wie Google – wenn man so will: das Google für Jobs. Auch bei uns gibt es eine organische Suche, und die so genannten „Sponsored Jobs“, vergleichbar mit dem SEA-Bereich bei Google. Unternehmen, die hier Teile ihres Budgets investieren, haben den Vorteil, dass sie nur dann zahlen, wenn ihre Anzeige auch geklickt wird. Zudem führt das Ergebnis direkt auf die Karriereseite des Unternehmens, was auch unter Employer Branding-Gesichtspunkten ein echter Vorteil ist.

(CA, metaHR): Der Jobmarkt hat immer zwei Seiten: Unternehmen und Jobsucher. Lassen Sie uns auf letztere Akteure schauen: Was bietet Indeed dem Bewerber?

(F.H.): Nahezu alle Jobs, die für ihn infrage kommen. Ein neuer Job ist im Leben eines Menschen eine extrem emotionale und wichtige Angelegenheit. Wir alle verbringen so viel Zeit auf der Arbeit, wie nicht einmal mit unseren Familien. Das bedeutet: Kandidaten binden sich nicht an eine Job-Seite. Sie werden sich immer für die Quelle entscheiden, die ihnen möglichst alle aktuellen Jobs anzeigt, die für sie interessant sind. Wir können das anbieten, während konventionelle Jobbörsen letztlich nur die Jobs ihrer zahlenden Kunden auswerfen. Das ist bei uns anders.

(CA, metaHR): Viele Unternehmen bemühen sich redlich an die vielfach zitierten „passiven Kandidaten“ zu gelangen, weil diese ja gerade nicht auf Stellenbörsen zu finden sind. Wie kann Indeed dabei helfen, was raten Sie Personalern hierzu?

(F.H.): Die passiv Suchenden Kandidaten sind aus meiner Erfahrung diejenigen, die über regelmäßige Dienste ihren beruflichen Marktwert im Auge behalten. Das geschieht einerseits über automatische E-Mail Benachrichtigungen, die sie mit interessanten Jobs versorgen. Zudem tragen mobile Apps dazu bei, dass diese Kandidaten immer und überall ihren persönlichen Marktwert überprüfen können.

In beiden Bereichen sind wir sehr gut aufgestellt und registrieren zunehmend steigende Zahlen.

(CA, metaHR): Verraten Sie uns noch welche Trends in der Personalsuche bzw. im Recruitment ganz allgemein Sie zur Zeit am spannendsten finden und warum das so ist?

(F.H.): Einer der spannendsten Trends ist aus meiner Sicht die Entwicklung des mobilen Recruitment. Dabei geht es mir weniger darum, dass die Jobsuche zunehmend mobil stattfindet. Ich denke, das ist mittlerweile jedem klar.

Interessant ist die Entwicklung zu mobilen Bewerbungen. Hier wird sich aus meiner Sicht in den nächsten Jahren einiges tun. Personalberater und Recruiter sind gerade bei den schwer zu findenden Fachkräften in erster Linie an deren Lebensläufen interessiert. Das klassische Motivationsschreiben verliert hier schon jetzt an Bedeutung. Das ist die entscheidende Voraussetzung dafür, dass Kandidaten künftig „nur“ noch ihren Lebenslauf bei potentiellen Arbeitgebern einreichen müssen. Denn die Unternehmen werden in Zukunft bestrebt sein, es dem Bewerber so leicht wie möglich zu machen – der mobile Lebenslauf entspricht dieser Zielsetzung. Nicht zuletzt deswegen haben wir beispielsweise in unserer App die Möglichkeit eingebaut, mobile Bewerbungen verschicken zu können. Das ist ein Tool für die Zukunft.

(CA, metaHR): Lieber Herr Hensgens, ich danke Ihnen für das Gespräch und wünsche viel Erfolg für Ihr Projekt.

 

 

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