Die populäre Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu hat die bei sich vorliegenden Unternehmensbewertungen aktuell ausgewertet. Herausgekommen ist eine Liste mit den 10 beliebtesten Unternehmen auf dem Portal.
Die Datenbasis der aktuellen Auswertung gibt kununu mit insgesamt mehr als 172.000 Mitarbeiter an, welche rund 62.000 Unternehmen nach verschiedenen arbeitnehmerrelevanten Kriterien bewertet haben. Jede Einzelbewertung greift dabei auf ein Punktesystem von 1 bis 5 zu, wobei die 5 der höchsten Bewertung entspricht. In diesem Raster beurteilen die kununu-User ihre Arbeitgeber.
kununu hat in seiner Auswertung die vorliegenden Bewertungsdaten in zwei Gruppen geteilt: Diejenigen Unternehmen mit mehr als 20 Bewertungen auf der Plattform und die mit weniger als 20 Bewertungen. Die Top-Ten wurde von kununu als sog. TOP COMPANY ausgezeichnet und ein entsprechendes Siegel schmückt fortan die kununu-Seite des jeweiligen Unternehmens (und kann auch sonst vom Unternehmen verwendet werden).
Soweit, so gut. Sicher sind Bewertungen durch Arbeitnehmer hilfreicher und vermutlich auch glaubwürdiger als andere Arbeitgeber-Beurteilungen von irgendwelchen Jurys. Allerdings bleibt das Problem der doch oft recht dünnen Datenbasis bei vielen Unternehmen auf dem Portal. Das gilt besonders für sehr große Unternehmen und Konzerne, welche übrigens in keiner der beiden Top-Ten-Listen kununus auftauchen. Als Beispiel kann uns die Firma Infineon dienen. Die kununu-Seite von Infineon kommt aktuell (19.01.2012) auf 33 abgegebene Bewertungen und 12 Kommentare. Infineon Technologies hat aber rd. 25000 Beschäftigte!
Setzt man quantitative (Bewertungen) und qualitative (Kommentare) Äußerungen auf dem kununu-Portal dazu ins Verhältnis, dann kommt man auf einen Wert von 0,0018 auf kununu hinterlegen Äußerungen zum Arbeitgeber je Mitarbeiter! Da ist natürlich sehr fraglich wie hoch die Aussagekraft in solchen Fällen sein kann…
Klar ist, ein wenig Transparenz auf einer neutralen Seite ist besser als keine Transparenz. Jedoch kann das nur ein Anfang sein. Das hier genannte Beispiel Infineon hat es übrigens nicht in die Top-Liste von kununu geschafft. Aber den Gedanken wollte ich doch gern mal ausführen, denn hierdurch wird klar, dass eine Top- oder Flop-Beurteilung auf einer sehr dünnen Datenbasis eben leichter angezweifelt werden kann. Gut daher, dass kununu seine Listen in „mit mehr als 20 Bewertungen“ und in „unter 20 Bewertungen“ auftrennt. Bei letzterer bleibt ein Gefühl der Beiläufigkeit, wenn bspw. das Unternehmen Salaw & Partner dort mit nur 6 Bewertungen auf Platz 3 der Top-Liste „unter 20 Bewertungen“ landet und dann ein solches kununu-Siegel bekommt…
Nun noch ein Blick auf die besten Unternehmen und zwar auf jenen in der Liste mit mehr als 20 Bewertungen. Dort sind unter den ersten 5 nur kleinere und mittlere Mittelständler zu finden . Sie kommen aus der IT-/ Engeneering- oder Finance-Branche. Ich habe hier die besten 5 dieser Liste unten als Tabelle dargestellt. Darin ist zudem die bereits oben von mir erwähnte Formel eingearbeitet. Ich habe das BK-MA-Ratio genannt und es soll eine Angabe für die Intensität der Beschäftigung mit dem Unternehmen auf kununu darstellen. Errechnet wird diese einfach aus der Summe der Bewertungen und Kommentare, geteilt durch die Anzahl der Mitarbeiter im Unternehmen. Je höher die BK-MA-Ratio, desto intensiver wurde das Unternehmen im Verhältnis zu seiner Belegschaftsgröße bei kununu diskutiert und bewertet. Das ist ein Hinweis auf eine höhere oder geringe Aussagekraft der Gesamtbewertung.
Interesanter Beitrag. Die Job-Plattformen bieten für HR-Sites auch Möglichkeiten für das Employer Branding – Arbeitgeber-Portraits und informativen Profilen, sogenannten Unternehmensseiten, gezielte Suche und Ansprache von Kandidaten, Abgabe von Arbeitgeber-Gütesiegeln und Auszeichnungen der Betreiber, Dialoge und Chats mit bestehenden und mit ehemaligen Mitarbeitern, aber auch Stellensuchenden, Top 10 beliebter Arbeitgeber, ähnlich wie hier aufgezeigt, Erfolgsstorys und Reportagen über Praktika, Weiterbildungs- und Karrierechancen und mehr. Interessane Profile können dann in Social Media Netzwerken wie Facebook, Xing, Linkedin und anderen integriert und mit ihnen verlinkt werden.
Hallo Herr Athanas,
Danke für Ihren interessanten Blogbeitrag zu unserem aktuellen Ranking der beliebtesten Arbeitgeber Deutschlands. Dieses basiert auf den Bewertungen unserer User und ist als wichtige Momentaufnahme gedacht – und erhebt keinen Anspruch auf höchste Repräsentativität.
Wir stimmen Ihnen dazu, dass die Bewertungen eine weitere Aussagekraft erhalten, wenn man die Bewertungsanzahl in Relation zur gesamten Mitarbeiterzahl eines Unternehmens stellt. Dieses Thema beschäftigt kununu schon seit langem. Die Umsetzung dazu ist jedoch eine Herausforderung – vor allem wenn man bedenkt, dass in manchen Unternehmen/Branchen/Berufen die Internet-Nutzung bzw. der Internet-Zugang nicht für alle Mitarbeiter gleich ist, beispielsweise bei Baufirmen oder in Krankenhäusern. Hinzu kommt noch, dass jeder einzelne Mitarbeiter eine persönliche Affinität hinsichtlich Internet bzw. Bewertungsportalen hegt: Ist beispielsweise für eine 25-jährige Webdesignerin der Umgang mit sozialen Netzwerken inkl. Bewertungsportalen selbstverständlich, so kann es einem 50-jährigen Sachbearbeiter schon schwer fallen, sich über einem Portal auszutauschen (Ausnahmen bestätigen die Regel ;-) Es ist daher immer ein schwieriges Unterfangen, sämtliche Meinungen aller Mitarbeiter zu bekommen.
Das von Ihnen angesprochene Unternehmen, die Infineon Technologies AG, hat bis dato 33 Bewertungen und eine Gesamtpunkteanzahl von 3,17 erzielt. Ein schönes Ergebnis, auf welche die mit TOP COMPANY-ausgezeichnete Firma auch sehr stolz sein kann – aber aufgrund der Vielzahl an besser bewerteten Unternehmen erzielte Infineon keinen Platz im Ranking. Die Arbeitgeber-Qualitäten werden dadurch jedoch in keinster Weise geschmälert.
Wie Sie richtig schreiben, ist kununu ein erster, wichtiger Ansatz, um authentischen, ungeschönten Mitarbeiter-Meinungen ein Forum zu geben. Wir können Ihnen zudem versichern, dass wir an der Thematik weiter dran bleiben und darauf setzen, dass so viele Mitarbeiter als möglich ihren Arbeitgeber bewerten.
Herzliche Grüße,
Tamara Katja Frast, kununu PR
Hallo Frau Frast,
danke für Ihre ausführliche Rückmeldung.
Ich bin ein erklärter Freund von Arbeitgeberbewertungen durch Belegschaften und Bewerber und schätze die kununu-Plattform dafür.
Natürlich verstehe ich, dass Sie bei kununu nicht die volle Repräsentativität für die sämtlichen bewertenten Arbeitgeber gewährleisten können. Keine Frage, eine solche Momentaufnahme wie Sie es getan haben bieten einen guten Einblick und ist sehr lobenswert – bei allen bekannten Einschränkungen.
Eine Verbesserung fände ich trotzdem angemessen: Die Vergabe des TOP COMPANY Siegels für Unternehmen, welche gerade einmal ein paar wenige Bewertungen vorliegen, halte ich nach wie vor für fragwürdig. Beim oben im Artikel genannten Beispiel sind es nur 6 Bewertungen, welche zu einer TOP-Verleihung führten.
Eine „Auszeichnung“ wie das TOP COMPANY entwertet damit in meinen Augen, wenn es fast beliebig „errungen“ werden kann, sofern aus einem Unternehmen 5 oder 6 sehr gute Bewertungen zusammen kommen. Nichts gegen gute Bewertungen, die können ja durchaus authentisch und ernst gemeint sein. Aber das ist doch ein wenig dünn. Daher mein Vorschlag hier die Belegschaftsgröße ins Verhältnis zu den vorliegenden Bewertungen zu setzen. Was spricht dagegen Unternehmen, die das Siegel von kununu wollen auch hiermit zur Kooperation zu bewegen und die Belegschaftsgröße bekannt zu geben?! Diese Info könnte man bspw. in der von mir genannten Form verwenden. Würden doch alle von profitieren, oder?
Liebe Frau Frast,
Lieber Christoph,
wow, schon zweieinhalb Jahre sind vergangen und die Themen sind noch immer ähnlich, wie die aktuellen Top10 Pharma/Medizin und Top10 Work-Life-Balance zeigen.
Was mir besonders auffällt ist, dass die Umsetzungs- und damit auch Mitarbeiteraktivierungsquote, die ich in meinen Analysen durch Gegenüberstellung der Mitarbeiterprofilanzahl ermittle, vor allem bei KMU bis zu 13 mal so hoch ist wie in Konzernen.
http://bit.ly/kununu_KMU_vs_Corporates
Grüsse
der MiSha
kununu verkauft Gütesiegel: Top Company Siegel und Open Company Siegel für 600/500€
Viele Firmen werben damit, dass Sie von kununu als Top Company ausgezeichnet wurden.
In WIrklichkeit haben Sie eine „Toolbox“ samt Siegel für 500-600€ erworben.
Beweis: kununu Menüpunkt Produkte, dann kununu Toolbox
Stk. „Toolbox“ (inkl. Top und Open Company Siegel) zum Preis von EUR 590,-/Stk
Stk. „Toolbox“ (inkl. Open Company Siegel) zum Preis von EUR 490,-/Stk
Stk. „Toolbox“ (exkl. Siegel) zum Preis von EUR 390,-/Stk
Hallo Th.Michels,
ja, natürlich hat kununu, wie andere Anbieter solcher oder ähnlicher Arbeitgebersiegel auch, ein klar wirtschaftliches Interesse. Daher sind diese Siegel bzw. ihre Aussagekraft generell umstritten. Besonders schön führen übrigens die Kollegen im Blog von Younect das Thema in all seinen Fragwürdigkeiten vor. Dort werden nach aktuellem Stand 178 (!) Arbeitgebersiegel in Deutschland gezählt!
Siehe hier: http://blog.younect.de/2013/11/arbeitgeber-siegel-update-2/