Ein Gastbeitrag von Barbara Lochmann (Information Factory).
.
Mitarbeiter und Führungskräfte in deutschen Unternehmen nehmen Führung sehr unterschiedlich wahr. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Studie „Deutschland führt?!“ von Information Factory. Welche Schlüsse sollten Unternehmen daraus ziehen? Und was sollten Sie bei der Rekrutierung von Führungskräften künftig stärker beachten?
Der Chef findet sich konstruktiv, die Mitarbeiter sind verunsichert: 66 Prozent der Mitarbeiter haben schon einmal wegen einer Führungskraft gekündigt
In deutschen Unternehmen gibt es erhebliche Unterschiede bei der Wahrnehmung von Führung. Das ist das Ergebnis der bundesweiten Studie „Deutschland führt?!“ von Information Factory, stellenanzeigen.de und der Personalwirtschaft bei der Mitarbeiter, Führungskräfte und Personaler ihre Meinung zum Thema Führung äußern konnten. Der Großteil der Führungskräfte schätzt sein Verhalten den eigenen Mitarbeitern gegenüber als konstruktiv ein. So geben 62 Prozent aller Führungskräfte an, dass sie ihre Mitarbeiter aktiv fördern, motivieren und inspirieren, gleichzeitig fühlt sich aber nur ein Drittel der Mitarbeiter von seinen Führungskräften gefördert, motiviert und inspiriert. Zwei Drittel der Mitarbeiter sagen sogar, dass sie das Gefühl haben, von ihren Führungskräften unter Druck gesetzt, verunsichert und kontrolliert zu werden. Die daraus resultierenden Folgen für Unternehmen sind erheblich. So haben 66 Prozent der Mitarbeiter schon einmal oder beinahe wegen einer Führungskraft gekündigt. Das ist aber nur 16 Prozent der Vorgesetzten klar.
Unternehmen benötigen eine Kultur der offenen Kommunikation
Was bedeuten die Ergebnisse für Unternehmen? Die Zahlen zeigen vor allem, dass sich die Erwartungen der Mitarbeiter an Führung und ihre Vorgesetzten verändert haben. Führung nach Schema F hat endgültig ausgedient. Mit Blick auf den demografischen Wandel, können es sich Unternehmen schlicht nicht leisten, begehrte Fachkräfte und Leistungsträger wegen schlechter Führung zu verlieren. Führungskräfte müssen deshalb individuell ausloten, wie sie ihre Mitarbeiter zu optimaler Leistung führen können. Dafür ist eine Kultur der offenen Kommunikation notwendig. Führungskräfte sollten sich viel mehr als bisher mit ihrem eigenen Führungsverhalten auseinandersetzen, Verantwortung für die Leistung ihrer Mitarbeiter übernehmen und deren Feedback ernst nehmen. Dabei ist es die Aufgabe des Unternehmens und von HR, sie bei dieser Herausforderung zu unterstützen. Die Möglichkeiten sind dabei vielfältig und reichen vom informellen Vier-Augen-Gespräch bis hin zu 360°-Feedbackbefragungen.
Die Ergebnisse der Studie sollten Unternehmen darüber hinaus dazu veranlassen, bei der Auswahl ihrer Führungskräfte noch sorgfältiger vorzugehen. Neben fachlicher Kompetenz und Erfahrung sind Verhalten und Empathie in Kombination mit der Bereitschaft zur kontinuierlichen Reflektion und Weiterentwicklung maßgeblich. Nur dann sind Führungskräfte in der Lage, ihre Mitarbeiter langfristig gut zu führen. Und von guter Führung profitieren dann alle – die Führungskräfte, die Mitarbeiter und natürlich das Unternehmen.
Das eBooklet mit den gesamten Studienergebnissen steht hier zum Download bereit:
www.hr-flower.de/Studienbericht_Fuehrung
Über die Gastautorin Barbara Lochmann:
Barbara Lochmann ist seit dem 1. Februar 2013 General Managerin bei der Information Factory Deutschland GmbH und verantwortet in dieser Funktion die Bereiche Personal, Marketing und Controlling. Zuletzt verantwortete sie die Bereiche Personal und Business Development B2B bei der Online-Jobbörse stellenanzeigen.de GmbH & Co. KG.
Hallo Frau Lochmann,
vielen Dank für den Report. Ein wichtiges, aber nciht immer einfaches Thema – gerade in Konzernen :).
Gruß
Oliver Viel
Diese Ergebnisse kann ich aus meiner langjährigen Erfahrung als Führungskräftetrainer nur unterstreichen. Wichtig erscheint mir in diesem Zusammenhang, dass es dabei nicht um Wahrheiten sondern um Wahrnehmungen geht. Doch Wahrnehmungen schaffen Realität. Einzige Lösung: Starke Führungskräfte, die eine offene Kommunikationskultur mit ihren Mitarbeitern fördern und Kritik nicht als Bedrohung sondern als Chance sehen.
Eine offene Kommunikationskultur ist sicherlich ein wichtiger Schritt, um die unterschiedlichen Wahrnehmungen der Verhaltensweisen zu klären. Vermutlich ist aber auch die Selbstreflektion, sowohl der Führungskräfte als auch der Mitarbeiter, eine Lösung.