Universum Studie 2013 benennt die attraktivsten Arbeitgeber der Welt. Interview mit Stefan Lake.

Alle Jahre wieder: Die Veröffentlichung der Rankings in Sachen Arbeitgeber-attraktivität und Employer Brand Wahrnehmung. Das Universum Ranking gehört zweifelsohne zu den ganz großen dieser Rankings, zumal es die attraktivsten Arbeitgeber der Welt benennt. Anlässlich der diesjährigen Veröffentlichung habe ich mit Stefan Lake, Country Manager Deutschland von Universum Communications, ein Gespräch geführt und stelle Keyfacts aus den Ergebnissen dar.

 

Die Universum Untersuchung steht auf einer beeindruckenden Datenbasis. Weltweit wurden nahezu 200.00 Studierende wirtschaftsnaher Fachrichtungen in 12 Ländern befragt. Die Ergebnisse bilden die Basis für die Top-Listen der attraktivsten Arbeitgeber und stellen Karrieretrends und Wünsche von Studenten an Arbeitgeber heraus.

Hier zunächst erst einmal die Top Ten unter den fünfzig attraktivsten Arbeitgebern weltweit – unterteilt nach Studierenden der Wirtschafts- und der Ingenieurwissenschaften.

Wirtschaftswissenschaften:
1. Google, 2. EY, 3. Goldman Sachs, 4. PwC, 5. Microsoft, 6. Apple, 7. Deloitte, 8. KPMG , 9. Coca-Cola, 10. P&G

Ingenieurwesen:
1. Google, 2. Microsoft, 3. IBM, 4. Apple, 5. BMW Group, 6. GE, 7. Intel, 8. Siemens, 9. Sony, 10. Shell

Nachfolgend mein Interview mit Stefan Lake, der einige Ergebnisse etwas näher erläutert, und zudem auch erklärt, weshalb es ein solches Ranking wie dieses von Universum seiner Meinung nach überhaupt sinnvoll ist, wenn – wie auch dieses Jahr – eh immer Google gewinnt…

 

Das Interview

 

Christoph Athanas, metaHR:
Hallo Herr Lake. Es freut mich, dass wir uns anlässlich der Ergebnisse der aktuellen Universum-Umfrage „The World’s Most Attractive Employers 2013“ austauschen. Bevor wir auf Aspekte Ihres Reportes zu sprechen kommen, möchte ich eine etwas ketzerische Frage voranschicken: Welchen Wert haben Employer Rankings ganz generell? Sind nicht letztlich fast immer die gleichen großen Unternehmen ganz vorn: Die deutschen Autobauer und die großen IT-Konzerne wie z.B. Google… Was meinen Sie?

Stefan Lake, Universum:
Employer Rankings sind für die Unternehmen ein wichtiger Gradmesser dafür, wie erfolgreich sie dabei sind, sich als Arbeitgebermarke zu positionieren. Die Frage ist aber schon berechtigt. Es gibt viele solche Arbeitgeber-Rankings – und nicht alle sind seriös. Das Universum Arbeitgeber-Ranking hat eine sehr solide Datenbasis. Wir befragen weltweit pro Jahr mehr als 400.000 Studierende und junge Berufstätige zu ihren Arbeitgeberpräferenzen, Karrierevorstellungen und Kommunikationsvorlieben. Deshalb können wir fundierte Aussagen zu den Trends bei den Karrierewünschen machen, sowohl auf Deutschland bezogen, aber auch international. Wir unterscheiden uns hier ganz klar von Wettbewerbern, die nur auf Deutschland oder auf Europa bezogene Umfragen durchführen.

Aber nun zu ihrer Frage, ob nicht immer die gleichen Unternehmen vorn liegen – in Deutschland Automobilkonzerne wie Audi, BMW und Porsche und global Google. Es ist richtig: Google liegt international gesehen vorn – und das seit 2005. Das ist eine beachtliche Leistung und eher ungewöhnlich, den es gibt durchaus Veränderungen bei den Platzierungen. Sehen Sie sich die Beraterbranche an! Da liefern sich die „Big Four“ Wirtschaftsprüfungsgesellschaften einen harten Kampf.Bei den Studierenden der Wirtschaftswissenschaften rutschte KPMG, die letztjährige Nummer Zwei im weltweiten Ranking, rutschte zum Beispiel um sechs Plätze ab auf Rang acht. KPMGs Rang geht nun an Ernst & Young, das um vier Plätze nach oben kletterte. Und Deloitte verlor ebenfalls zwei Positionen und ist nun auf dem siebten Platz. PwC konnte sich um drei Plätze verbessern und liegt auf Rang vier. Das ist kein Zufall. Diese Änderungen in der Wertschätzung bei den Bewerbern sind das Resultat der Bemühungen bei den Unternehmen, sich als Arbeitgeber positiv darzustellen. Manche manchen es besser als andere. Und manchmal kommt verhageln einem Dinge wie eine Finanzkrise die beste Employer Branding-Strategie.

C.A., metaHR:
Danke für diese einführende Erläuterung. Lassen Sie uns denn nun auf ein paar wichtige Ergebnisse aus „The World’s Most Attractive Employers 2013“ zu sprechen kommen. Beim Betrachten der Ergebnisse kann man der Meinung sein, dass die deutschen Studenten im Hinblick auf ihre Karriereziele und Joberwartungen deutlich anders ticken als viele ihrer internationalen Kommilitonen: Was sind Ihrer Meinung nach hierzu die interessantesten Ergebnisse für Deutschland und wie erklären Sie sich diese?

S.L.:
Die Studierenden in Deutschland ticken eigentlich ganz normal – meistens liegen sie irgendwo im Mittelfeld – etwa bei den Karrierezielen. Global betrachtet ist die Work-Life-Balance für Studierende wirtschaftsnaher Studiengänge das Top-Karriereziel. In Deutschland ist dies nicht wirklich überraschend. Wirtschaftlich geht es ganz gut, die Unternehmen stellen Leute ein und vor allem bei den hoch qualifizierten Fachkräften mit besonderer Expertise kann man tatsächlich schon von einem “Krieg um Talente” sprechen. In einem solchen Bewerbermarkt ist für die Studierenden ein Karrieziel wie eine ausgewogene Work-Life-Balance natürlich von höchster Bedeutung. Was uns aber wirklich erstaunt hat war, dass sich die Work-Life-Balance global durchgesetzt hat – und zwar in so unterschiedlichen Nationen wie den USA, Kanada und europäischen Ländern wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien bis hin zu Japan, Brasilien, Indien und China. Das ist nicht trivial, denn ein deutsches Unternehmen, das in Indien oder China rekrutiert, sollte sich sehr bewusst darüber sein, dass auch dort der Aspekt der Work-Life-Balance immer wichtiger wird. Besonders spannend: Zwar liegen die chinesischen Studenten bezüglich Work-Life-Balance etwas unter dem internationalen Durchschnitt, aber die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ist auch für sie das wichtigste Karriereziel, noch vor Zielen wie Jobsicherheit und eine leitende Funktion zu übernehmen!

C.A., metaHR:
Bleiben wir noch beim Thema Karriereziele und Joberwartungen. Gemeinhin wird über die Gen Y berichtet, dass sich deren Vertreter im Arbeitsleben vor allem Work-Life-Balance wünschen, ein Umfeld in dem Teamarbeit dominiert, die Chance schnell Karriere machen zu können, dabei aber gleichzeitig über ein hohes Maß an Entscheidungsautonomie zu verfügen (z.B. im Hinblick auf Arbeitsort und –zeit). Inwiefern können Sie durch Ihre Untersuchungsergebnisse diese Generalisierungen über die Gen Y bestätigen oder nicht?

S.L.:
Für die Generation Y ist die Work-Life Balance besonders wichtig. Das ist einfach so und man kann sogar sagen, dass sie sich dadurch definiert. Aber international betrachtet suchen die jungen Talente auch Sicherheit im Job und auch eine intellektuelle Herausforderung. Das ist jedenfalls international betrachtet die Rangfolge der Karriereziele. Deutsche Studenten sind im internationalen Vergleich sogar überdurchschnittlich stark an Jobsicherheit interessiert. Für 44 Prozent der Studierenden der Wirtschaftswissenschaften und für 49 Prozent der Ingenieur- und IT-Studierenden in Deutschland ist „einem sicheren und beständigen Job nachgehen“ eines der wichtigsten Karriereziele – erstaunlich angesichts der vergleichsweise niedrigen Arbeitslosigkeitsrate. In China sagten demgegenüber nur 34 Prozent der Studierenden der Wirtschaftswissenschaften und 29 Prozent der Ingenieur- und IT-Studierenden, dass für sie „Jobsicherheit“ ein wichtiges Karriereziel ist. Auch in Frankreich und in Großbritannien bewerteten die Studierenden das Ziel der “Jobsicherheit” nicht ganz so hoch die Studierenden Deutschland.

Beim Karriereziel “Selbstständigkeit und Unabhängigkeit” gab es einige Überraschungen. In unserer aktuellen Umfrage in Deutschland war zum Beispiel nur noch für jeden Fünften Selbständigkeit oder Unabhängigkeit ein besonders wichtiges Karriereziel. Hier gabe es einige Bewegung, den 2008 war Selbständigkeit oder Unabhängigkeit noch für ein Viertel der Studierenden an deutschen Hochschulen ein erstrebenswertes Ziel. Besonders bedenklich ist, dass gerade die IT-Studierenden der Mut zur Selbständigkeit verlassen hat. In 2008 nannten noch 32 Prozent der IT-Studierenden Selbständigkeit oder Unabhängigkeit als wichtige Karriereziele, in diesem Jahr waren es gerade mal 20 Prozent. Und auch bei den Ingenieurstudenten stehen Selbständigkeit und Unabhängigkeit nicht mehr hoch im Kurs: Nur noch 17 Prozent der angehenden Ingenieure fanden Selbständigkeit oder Unabhängigkeit besonders wichtig für ihre Karriere. Hier sind die Universitäten in der Pflicht. Die Unis müssen bei den Studierenden das unternehmerische Denken stärker fördern. Wenn sich nur noch 20 Prozent der Studierenden überhaupt vorstellen können, ein eigenes Unternehmen zu gründen, gefährdet dies den Wirtschaftsstandort Deutschland.

C.A., metaHR:
Sie betrachten die Arbeitgeberpräferenzen Ihrer Studienteilnehmer und kennen daher auch deren Vorlieben im Hinblick auf die Employer Brand Kommunikation. Welches nach Ihrer Erfahrung sind die Kanäle und welches sind die Kommunikationsformate, die in Deutschland besonders gut funktionieren?

S.L.:
Wir haben uns genau angesehen, welche Medien die jungen Talente nutzen. Das Ergebnis: Soziale Netzwerke sind der effektivste Kommunikationskanal, um bei Studierenden den Wunsch zu verstärken, für ein bestimmtes Unternehmen zu arbeiten. In unserer Umfrage gab jeder Dritte an, Soziale Netzwerke zu nutzen, um sich über mögliche Arbeitgeber zu informieren und 42 Prozent sagten, dass die dort erhaltenen Informationen ihr Interesse an dem vorgestellten Unternehmen verstärkt haben. Wenig überraschend: Das meist genutzte Soziale Netzwerk ist Facebook. 84 Prozent der Befragten gaben an, diese Plattform regelmäßig zu nutzen – doch nur jeder Dritte davon sagt, dass er sie auch für die Karriereplanung verwendet. Angesichts dessen erstaunt es, dass 69 Prozent der befragten Nutzer einem oder mehreren Arbeitgebern auf Facebook folgen und fast 40 Prozent schon einmal Arbeitgeber-Informationen über das Netzwerk erhalten haben. Möglicherweise hat Facebook als Karriere-Tool also eine größere Bedeutung, als es den Nutzern selbst bewusst ist. Und dennoch: Unternehmen sollten nicht ausschließlich auf Soziale Medien setzen. Es kommt auf den richtigen Mix an. Es kann manchmal durchaus richtig sein, Print-Anzeigen in den Medien zu schalten, die die Zielgruppe (noch) zur Kenntnis nimmt.

C.A., metaHR:
Abschließend: Was raten Sie Unternehmen um ein Top-Arbeitgeber in der Wahrnehmung der zukünftigen Workforce zu werden und auch zu bleiben?

S.L.:
Unternehmen sollten grundsätzlich die Bedürfnisse der Nachwuchskräfte genau beobachten und rechtzeitig auf Änderungen reagieren. Und vor allem: Unternehmen müssen sich noch besser erklären. Sie sollten ihre Geschichte erzählen und zwar so, dass deutlich wird, was das Unternehmen ausmacht. Unternehmen sollten nicht nur ihre Produkte und Dienstleistungen als „Marke“ verstehen, sondern auch das Unternehmen selbst. Wenn man ein attraktiver Arbeitgeber sein will, muss man mehr tun, als bunte Anzeigen schalten oder schöne Imagefilme in Auftrag geben. Unternehmen müssen lernen, sowohl nach innen wie auch nach außen attraktiv zu sein. Je besser das gelingt, desto größer sind die Chancen, im Wettbewerb um diejenigen zum Zug zu kommen, die am besten zum Unternehmen passen.

C.A, metaHR: Herr Lake, vielen Dank für das informative Gespräch.

 

 

Über meinen Gesprächspartner Stefan Lake:
Stefan Lake ist seit Februar 2011 Country Manager Deutschland von Universum Communications, der weltweit tätigen Employer Branding Beratungsgesellschaft. Er verfügt über besondere Expertise in der Entwicklung authentischer und nachhaltiger Arbeitgeberpositionierungen sowie in der quantitativen und qualitativen Marktforschung, der Markenberatung, Markenentwicklung und Kommunikationsberatung.

 

 

Mehr Infos:
Die Studie und ihre wichtigsten Resultate können hier eingesehen werden. 

 

Es folgen noch einige Ergebnisauszüge aus der Universum Studie „The World´s Most Attractive Employers 2013“.
Das Gesamt-Ranking im Überblick:

Die Karriereziele der Studenten der Wirtschaftswissenschaften:

Die Karriereziele der Ingenieursstudenten:

Ein Gedanke zu „Universum Studie 2013 benennt die attraktivsten Arbeitgeber der Welt. Interview mit Stefan Lake.

  1. Julia

    Der Liste nach scheinen Google und Apple, um mal die zwei Beispiele zu nennen, beim Thema Arbeitgebermarke und Mitarbeiterzufriedenheit einiges richtig zu machen!

    Leider werden in Deutschland, gerade wenn man sich den Mittelstand anschaut, solche Themen wie Employer Branding oder Retention Management total unterschätzt! Da wird noch viel Arbeit zu leisten sein, bevor dies bei den KMU´s angekommen ist!

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