Die Unister-Gruppe mit Zentrale in Leipzig ist eine echte Größe im e-Commerce in Deutschland. Sie betreibt erfolgreiche Portale wie bspw. Ab-in-den-urlaub.de. Bei einer Unternehmensgröße von fast 2000 Mitarbeitern besteht reichlich Bedarf an neuen Mitarbeitern. Die webaffine Unternehmensgruppe beschäftigt dazu mit Jeanette-Freya Enders und Anne Stöckmann zwei Expertinnen, welche sich insbesondere dem Personalmarketing im Social Web widmen.
Jeanette (Foto rechts) und Anne (Foto links) sind u.a. für die Unister Facebook-Karriere-Community verantwortlich. Beide standen mir kürzlich für ein Interview zur Verfügung. Sie gewähren darin interessante Einblicke darüber, wie Social Media bei Unister für Employer Branding und Personalmarketing eingesetzt wird.
Hallo Jeanette, hallo Anne,
es freut mich, dass wir dieses Gespräch führen können und Ihr den metaHR Blog-Leserinnen und –Lesern ein wenig von Euren Erfahrungen in Bezug aufs Personalmarketing und soziale Netzwerke mitteilt. Ich bin sehr gespannt. Lasst uns anfangen. Zunächst mal ein paar Basics zu Euren Aktivitäten.
Christoph Athanas, metaHR (CA): Wo überall seid ihr im Social Media in Sachen Personalmarketing aktiv?
Jeanette-Freya Enders (JE): Wir sind auf allen drei aktuell „klassischen“ Social Media-Plattformen zu Recruiting- und Employer Branding-Zwecken unterwegs: auf Facebook, Xing und bei Twitter.
CA: Seit wann macht Unister Personalmarketing im Social Web?
Anne Stöckmann (AS): Die Facebook Page der Unister Gruppe gibt es seit November 2010. Jeanette und ich haben sie im Oktober 2011 von unserer Social Media-Abteilung übernommen und entsprechend für den Themenschwerpunkt „Karriere“ umfunktioniert. Die Profile bei Xing und bei Twitter existieren etwa seit Anfang 2010.
CA: Wer sind Eure wichtigsten Zielgruppen?
JE: Unabhängig von unseren Social Media-Aktivitäten sind unsere wichtigsten Zielgruppen Informatiker (etwa ein Drittel unserer Kollegen sind IT’ler), Touristiker und Online-Marketing-Spezialisten oder solche, die es noch werden wollen. Demnach suchen wir Hochschulabsolventen, insbesondere die der Wirtschaftswissenschaften und (Wirtschafts-)Informatik. Aber auch eine vergleichbare Ausbildung sowie Berufserfahrung im jeweiligen Umfeld ist für uns immer interessant. Zudem sind Schüler eine wichtige Zielgruppe für uns. Schließlich bilden wir in sieben verschiedenen Berufen aus, vom Bereich Fachinformatik über Mediengestaltung bis hin zur Tourismuswirtschaft. Die Ausbildungsquote bei Unister liegt bei 10%und ist damit doppelt so hoch wie in anderen Unternehmen dieser Größenordnung.
CA: Ok, nun die „Gretchenfrage“ für jeden Personalmarketer und Employer Branding Verantwortlichen: Was macht Unister als Arbeitgeber sexy?
AS: Da gibt es einiges… Zuerst einmal ist E-Commerce eine sehr interessante und lebendige Branche, in der viel Kreativität gefragt ist. Jeder kann bzw. soll sich bei uns im Unternehmen einbringen! Es hat sich schon oft bezahlt gemacht, den Mitarbeitern den nötigen Freiraum für ihre Ideen zu gewähren. Wir sind immer offen, auch unkonventionelle Wege einzuschlagen. Für IT’ler besonders interessant ist unsere Forschungsabteilung, in der neue Suchtechnologien entwickelt werden.
Außerdem macht es einfach Spaß, in solch jungen Teams zu arbeiten. Das Durchschnittsalter im Unternehmen liegt bei knapp über 30 Jahren. Obwohl es Unister erst seit 10 Jahren gibt, hat es sich einen der vorderen Plätze unter den deutschen E-Commerce-Unternehmen gesichert. Die Start-up-Mentalität ist aber immer noch spürbar: die Entscheidungswege sind dank flacher Hierarchien kurz, wir duzen uns im gesamten Unternehmen und es gibt keinen Dresscode.
JE: Ich kann Anne voll und ganz zustimmen. Wir sind mittlerweile etwa 1.900 Kollegen an acht deutschen Standorten. Zudem haben wir inzwischen auch Kollegen in sechs (bald neun) weiteren Ländern. Trotz dieser Größe ist bei uns noch ein echtes Miteinander zu spüren. Unister bietet sowohl das kollegiale, unkomplizierte Miteinander eines Start-ups, als auch die wirtschaftliche Sicherheit eines Großunternehmens, was es ja ist. Man muss aber auch sagen, dass das Erhalten dieser Kultur aufgrund unseres anhaltenden Wachstums eine echte Herausforderung darstellt. Den Zusammenhalt trotz räumlicher Trennung zu bewahren, ist nicht immer einfach.
Naja, und außerdem muss ich unsere legendären Firmenfeiern erwähnen, die zweimal im Jahr stattfinden: das Sommerfest und die Weihnachtsfeier. Alle Kollegen aus allen Standorten und Ländern kommen bei diesen Events zusammen. Die Feiern sind jedes Mal ein absolutes Highlight. Die Spekulationen über Ort und Motto der nächsten Weihnachtsfeier gehen immer schon im frühen Oktober los. Das alles ist für unsere neuen Kollegen und Kolleginnen mindestens genauso „sexy“ wie die Bekanntheit unserer Marken.
CA: Schauen wir mal auf´s big picture. Ihr seid ja nicht allein im Unternehmen und idealerweise ist Social Media gut ins Unternehmen eingebettet. Daher meine Frage an dieser Stelle: Welche Unterstützung bekommt ihr bei Euren Social Media Aktivitäten aus Eurem Unternehmen, insbesondere von außerhalb der Personalabteilung?
JE: Viele unserer Facebook-Fans sind eigene Mitarbeiter von uns. Alle haben uns freiwillig geliked und kommentieren, weil sie einfach Lust darauf haben. Ich denke das zeigt, dass sich die Kollegen mit ihrem Arbeitgeber identifizieren und gern auch ihr privates Umfeld daran teilhaben lassen, was auf ihrer Arbeit so los ist – für uns ein nicht zu unterschätzender Mehrwert.
Die anderen Abteilungen lassen uns auch eigenständig Fotos zur Veröffentlichung zukommen und erzählen uns von Ideen, die sie selbst noch haben. Was das Organisatorische angeht, gibt es neben uns auch noch ein Social Media-Team, mit dem wir uns bei verschiedenen Aktionen abstimmen. Unterstützung bekommen wir außerdem von mehreren anderen Abteilungen. Zum Beispiel hat uns die IT beim Einbinden der Stellenanzeigen auf der Seite geholfen, unsere Grafikabteilung sorgt regelmäßig dafür, dass alles schick aussieht und unsere SEO- und SEM-Teams helfen uns auch immer wieder weiter, wenn wir mit unseren Angeboten besser im Netz gefunden werden wollen.
CA: Das klingt nach Teamwork. Sehr schön, dass so wertvolle Ressourcen im Unternehmen wie bspw. die SEO-Kompetenz so auch Euren HR-Aktivitäten zugutekommen. Lasst uns noch genauer über die Unister Karrierefanpage auf Facebook sprechen: Ihr habt nach aktuellem Stand rund 1100 Fans. Wie seid ihr vorgegangen, um Eure Community aufzubauen?
AS: Natürlich gab es intern einen Hinweis auf die Existenz der Seite. Auch haben wir in der Personalabteilung Social Media Buttons in unsere E-Mail-Signaturen integriert und eine ganze Reihe anderer kleinerer Dinge getan, um unsere Kollegen auf die Seite aufmerksam zu machen. Den größten Fan-Zuwachs konnten wir allerdings immer dann verzeichnen, wenn wir Werbeanzeigen mit konkreten Jobangeboten geschaltet haben. Die Bewerbungen, die wir dadurch direkt generieren konnten, waren zwar nicht der Rede wert. Wir konnten jedoch so unsere Community erweitern, was uns natürlich sehr gefreut hat.
Neben der Karrierepage ist Unister auch mit den Marken ab-in-den-urlaub.de und auto.de auf Facebook aktiv. Indem wir unsere Communities gegenseitig aufeinander aufmerksam machen, gewinnen wir ebenfalls neue Fans.
CA: Bleiben wir bei der Facebook Community: Was sind Eure Erfahrungen im Umgang mit den Contents, welche ihr Eurer Community anbietet? Was wird gut angenommen, wo bekommt Ihr eher wenig Resonanz?
JE: Bilder und Videos sprechen unsere Fans am meisten an. Fotos machen demzufolge einen Großteil unserer Posting-Aktivitäten aus – sei es von Karrieremessen, Teamevents oder sonstigen internen Ereignissen. Ein Imagevideo zu Personalmarketingzwecken steht für 2013 auf der Agenda und wird dann mit Sicherheit auch zu sehen sein.
Hervorragend angenommen wird auch alles, was Mitmach-Charakter hat. Wir haben beispielsweise eine Stellenanzeige für Softwareentwickler im PHP-Code geschrieben. In den Code haben wir Fehler eingebaut und dazu aufgefordert, diese zu suchen und uns die Lösung gemeinsam mit der Bewerbung zukommen zu lassen. Wir haben jede Menge Mails von Programmierern erhalten, die einfach wissen wollten, ob sie alle Fehler richtig korrigiert haben…die waren gar nicht auf Jobsuche, sondern hatten einfach Spaß daran.
Weniger Resonanz bekommen reine Textbeiträge. Auch die Resonanz auf das Posten von Stellenanzeigen auf Facebook ist eher gering, weshalb wir damit äußerst sparsam sind. Facebook soll den Fans Spaß machen und das wollen wir gern unterstützen. Also liefern wir lieber Informationen jenseits von unseren Stellenanzeigen und bemühen uns, einen Eindruck von uns als Unternehmen zu vermitteln. Wer das interessant findet, wird von allein schauen, was wir an Stellenanzeigen zu bieten haben. Das wiederum kann man auch direkt auf einer der Unterseiten unserer Fanpage machen.
CA: Unister verfügt mit fluege.de und ab-in-den-urlaub.de über bekannte Marken. Inwiefern profitiert ihr beim Social Media Personalmarketing davon? Aber auch: Wo gab es ggf. dadurch schon mal Gegenwind für Euch im PM?
AS: Insbesondere außerhalb unseres Hauptstandortes Leipzig haben wir noch damit zu kämpfen, dass der Name „Unister“ weitgehend unbekannt ist. Sobald man jedoch Marken wie ab-in-den-urlaub.de erwähnt, wissen natürlich alle sofort Bescheid. Davon profitieren wir enorm. Auch im Social Media-Bereich nutzen wir unsere Top-Portale und platzieren die bekannten Logos, um stärker auf uns aufmerksam zu machen.
Gegenwind bleibt im Internet nie aus. So passiert es immer wieder, dass z.B. Rückfragen zu Flugbuchungen oder auch Beschwerden auf unserer Facebook-Karriereseite eintreffen. Wir versuchen dann, so gut es geht zu helfen, sind da aber in unseren Möglichkeiten eingeschränkt, was wir auch immer erklären. Meist genügt der Hinweis, dass wir über die Seite keinen Support anbieten können und wo sich die Kunden hinwenden sollen. Schade ist es natürlich immer dann, wenn sich Leute im Ton vergreifen, aber das begegnet jedem, der sich im Internet bewegt und bringt uns nicht aus der Ruhe.
CA: Wie wichtig ist für Euch die Verknüpfung von Online- und Offline-Aktivitäten des Personalmarketings und wie macht ihr das?
AS: Zwar sind wir ein Online-Unternehmen, dessen Aktivitäten sich vorrangig eben auch im Web abspielen. Dennoch ist uns die Interaktion zwischen Online und Offline wichtig und bietet uns und den potenziellen Bewerbern einen Nutzen. Ein einfaches Beispiel: Wir kündigen im Vorfeld auf unserer Karriereseite und auf Facebook an, wenn wir auf Firmenkontaktmessen vertreten sind. Nachdem die Messe dann stattgefunden hat und Interessenten von Angesicht zu Angesicht mit uns reden konnten, veröffentlichen wir Fotos davon.
CA: Wenn jede von Euch beiden auf Basis Eurer eigenen Erfahrungen anderen Personalern einen Tipp zum Thema Social Media und Personalmarketing geben solltet, wie würden diese dann lauten?
AS: Bietet der Zielgruppe interessante Inhalte. Am besten geht man immer von sich selbst aus: Was fände ich als potenzieller Bewerber ansprechend? Wichtig ist auch, die Community nicht mit (inhaltslosen bzw. wenig unterhaltsamen) Beiträgen zu überschütten. Man muss nicht jeden Tag etwas posten, nur damit man es eben tut. Dann stumpfen die Fans schnell ab und klicken auf „Gefällt mir nicht mehr“.
JE: Social Media gewinnt immer mehr an Bedeutung, wird aber die klassischen Rekrutierungskanäle nicht komplett ersetzen. Es ist einfach ein weiterer Kanal neben vielen anderen, der die Personalarbeit erweitert hat und gerade auch von Bewerbern zunehmend als selbstverständlich wahrgenommen wird. Vor diesem Hintergrund sollte man das Thema auf keinen Fall ignorieren, aber auch nicht zu viel von den eigenen Social Media-Aktivitäten erwarten. Am Ende ist ein ausgewogener Marketing-Mix auch im Personalwesen noch immer das Wichtigste.
Wenn man noch vor der Entscheidung steht, mit Social Media zu beginnen, ist es wie so oft bei neuen Projekten eine gute Idee, nicht völlig blind loszurennen. Man kann viele Tipps nachlesen und sich auf anderen Seiten ein Bild von dem machen, was möglich ist, um schließlich zu entscheiden, was man selbst davon umsetzen will und kann. Außerdem kann ich nur empfehlen, die Performance der Social Media-Aktivitäten anhand von Kennzahlen zu erfassen und auszuwerten, um so ein Gefühl dafür zu bekommen, wo sich der Ressourceneinsatz lohnt.
CA: Letztes Thema: Als am Austausch interessierte und aufgeschlossene HR-Profis hattet ihr ja am ersten HR BarCamp teilgenommen und dort auch gleich eine viel beachtete Session geleitet. Wie interessant sind BarCamps für Euch?
AS: Ich halte das Konzept BarCamp für absolut interessant. Die Atmosphäre ist sehr locker und bietet sich ideal zur Netzwerk-Erweiterung an. Ich möchte auf jeden Fall beim nächsten HR BarCamp am 21./22.02.2013 wieder mit dabei sein!
JE: BarCamps sind ja eine Form der Konferenz, die ihren Ursprung im Webumfeld haben. Das damit auf den direkten Austausch angelegte Prinzip kommt mir sehr entgegen und bringt in kurzer Zeit sehr viel mehr unterschiedliche Erfahrungen ans Licht als es bei klassischen „Vortragskonferenzen“ der Fall ist.
Außerdem ist es natürlich zu Beginn eines BarCamps spannend, ob der eigene Themenvorschlag von den Teilnehmern gewählt wird. Andererseits ärgert man sich natürlich auch ein wenig, wenn eine der persönlichen Wunsch-Sessions dann doch nicht stattfindet. Aber alle Präsentatoren sind ja vor Ort und man kann sie ungehindert und völlig ungezwungen ansprechen, wenn man mehr von ihnen erfahren möchte.
CA: Anne, Jeanette, ich danke Euch sehr für dieses interessante Gespräch und freue mich schon darauf Euch beim nächten HR BarCamp wieder zu sehen!
Weitere Informationen über meine Interviewpartnerinnen und das Unternehmen Unister:
Jeanette-Freya Enders
Jeanette ist Senior Referentin Personalmarketing & Employer Branding bei der Unister Gruppe und verantwortet seit Mai 2010 alle Aktivitäten des Bereichs, den sie im Unternehmen neu aufgebaut hat. Zuvor sammelte sie in Jena und Köln, ebenfalls im IT- und E-Commerce-Umfeld, bereits mehrere Jahre Erfahrung im Personalmarketing und Recruiting. Die Grundlage für ihre heutige Tätigkeit legte das Studium der Soziologie, Psychologie und der interkulturellen Wirtschaftskommunikation.
Anne Stöckmann
Nach ihrem International Business-Studium in Dresden, Clermont-Ferrand (Frankreich) und Kufstein (Österreich) ist sie im Juli 2011 als Berufseinsteiger zu Unister nach Leipzig gekommen. Ihre Studienschwerpunkte Personal und Marketing haben sie optimal auf ihren Job vorbereitet. Neben Personalmarketing ist sie seit 1/2 Jahr auch für das Thema interne Kommunikation im Unternehmen zuständig, wo sie unter anderem Artikel für den neu ins Leben gerufenen firmeninternen Blog schreibt.
Karriere bei Unister
Die Unister Gruppe entwickelt, betreibt und vermarktet mehr als 40 national und international bekannte Online-Portale. Als Start-up im Jahr 2002 gegründet, hat sie sich am Hauptsitz Leipzig und weiteren Standorten in rasantem Tempo zu einem profitablen Unternehmen mit etwa 1900 Mitarbeitern entwickelt. Mit einem Jahresumsatz im 10-stelligen Eurobereich ist Unister eines der erfolgreichsten E-Commerce Unternehmen Deutschlands.
Zur Verstärkung ihrer Teams sucht die Unister Gruppe fortlaufend neue Kollegen (m/w) in den Fachbereichen (Wirtschafts-)Informatik, Grafikdesign, Wirtschaftswissenschaften, Kommunikations- und Medienwissenschaften sowie Tourismus und Journalismus. Willkommen sind sowohl erfahrene Fach- und Führungskräfte (m/w) als auch Berufseinsteiger (m/w). Darüber hinaus bietet Unister Ausbildungsplätze, Praktika, Studentenjobs sowie die fachgerechte Betreuung von Abschlussarbeiten und Promotionen.
Unister Webseite: Karrierebereich
Unister-Karrierefanpage bei Facebook
Unister Arbeitgeberprofil bei Xing
Unister Karriereaccount bei Twitter