Bereits im fünften Jahr nacheinander bringt Hays seinen HR-Report heraus. Auch dieses Mal identifiziert die Untersuchung die wichtigsten HR-Handlungsfelder und hinterfragt verschiedene Aspekte daraus. Das Querschnittsthema Unternehmenskultur ist das Top-Thema 2016. Hier nun einige Seitenblicke auf die Zahlen, die Schlussfolgerungen dieses Reports und meine Gedanken dazu.
Wie stets zum Jahresbeginn wartet Hays mit seiner HR-Überblicksstudie, dem HR-Report auf. In der diesjährigen Auflage der Studie für 2015/2016 wurden insgesamt 532 Entscheider aus unterschiedlichen Hierarchiestufen und aus verschiedenen Unternehmensfunktionen befragt, darunter 18%aus Unternehmensleitungen. Die Befragung wurde in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt, wobei 49%der Teilnehmer aus Deutschland kamen.
Die Studie hatte in ihren Vorgängerauflagen stets das Thema Unternehmenskultur als eines der Top-Themen festmachen können, weshalb sich die Studie dieses Mal mit einem Vertiefungsteil speziell dieser Materie zuwendete. Darüber hinaus wurden wie immer nach den allgemein bedeutendsten HR-Themen gefragt und daraus ein Ranking erstellt, sowie weitere Themen wie Mitarbeitergewinnung oder Führung wurden genauer hinterfragt.
Top-Themen: Unternehmenskultur liegt vorn
Keine echte Überraschung brachte die Abfrage der Top-HR-Themen. Die Unternehmenskultur zu entwickeln (mit all seinen Facetten) landete auf dem ersten Platz vor der Bindung von Mitarbeitern und der Förderung der Beschäftigungsfähigkeit. Führung rutschte auf Platz vier ab, bleibt aber bedeutend. Unternehmenskultur, Mitarbeiterbindung und Führung lagen nach Angaben von Hays seit Beginn HR-Reports im Jahr 2011 stets unter den Top-5. Insofern bleibt alles beim Alten. Wer hier feiner skizzierte HR-Trendthemen vermisst, muss sich wohl damit trösten, dass der Hays HR-Report wie gezeigt neben HR-Entscheidern eben auch zahlreiche Nicht-HR-Vertreter befragt und entsprechend die Themen eher in ´grobkörniger´ Auflösung formuliert, damit auch die HR-Fremden mit den Begrifflichkeiten etwas anfangen können.
Ein neueres Trendthema ist dennoch auf die Liste gerutscht, allerdings deutlich abgeschlagen platziert: Das Thema ´Mitarbeiter auf die digitale Transformation vorbereiten´ landete unter der besagten Wichtigkeitsnennung nur auf dem drittletzten Platz. Dies ist aus meiner Sicht die einzig überraschende Information der Top-HR-Themenliste aus dem Hays-Report. Das Themenranking hier im Überblick.
Unternehmenskultur: Unternehmensleitungen glauben besser aufgestellt zu sein
Der Hays-Report 2016 nimmt das Themenfeld Unternehmenskultur detaillierter unter die Lupe und generiert hierdurch einige interessante Ergebnisse. Einige nach meiner Einschätzung besonders interessante nenne ich hier:
Kommunikation ist derjenige Themenblock mit Einfluss auf die Unternehmenskultur welchen die Unternehmen mehrheitlich am bedeutendsten einschätzen. Er liegt sichtbar vor Führung bzw. Flexibilität/ Veränderungsbereitschaft und deutlich vor den anderen angebotenen Themenfeldern (siehe nachfolgende Grafik)
Bei dem Sub-Thema Vielfalt, welches in der Wichtigkeitsabfrage für die Einflussnahme auf die Unternehmenskultur mit Abstand auf dem letzten Platz landete sehen sich die Unternehmen bereits zu 55%sehr gut und zu 30%gut aufgestellt.
Eine eindeutige Diskrepanz stellt sich ein, wenn man die Betrachtung auf die Frage wie gut das eigene Unternehmen im Hinblick auf Unternehmenskultur aufgestellt ist unterscheidet zwischen Unternehmensleitungen, Führungskräften und Mitarbeitern ohne Führungsverantwortung. Hays hat dies getan und die Ergebnisse sind spannend: Durch die Bank weg haben die Unternehmensleitungen eine deutlich positivere Sicht auf das eigene Unternehmen. Hier nachfolgend in der Grafik zu sehen sind die Gegenüberstellungen der Einschätzungen über die unternehmenskulturbeeinflussenden Themen Kommunikation und Führung. Jeweils glauben die strategischen Führungskräfte viel besser dazustehen, als dies die restliche Belegschaft annimmt.
Hier zeigt sich aus meiner Sicht ein Grundproblem vieler Unternehmen im Hinblick auf Unternehmenskultur: Das Thema wird allseits als wichtig beschrieben, aber Unternehmensleitungen haben oft Scheu davor dem Thema offen – z.B. in Form einer neutralen Kulturanalyse – zu begegnen, da sie einen nicht als gut oder sehr gut wahrgenommenen Status als persönliche Fehlleistung interpretieren würden (was es definitiv nicht sein muss). Daher wird lieber aus bspw. erfolgreichen Geschäftszahlen rückgeschlossen, dass die eigene Kultur schon gut oder sogar sehr gut sein wird. Die so kultivierte Wahrnehmungsverzerrung im Verbund mit dem oft leider gepflegten „Softie“-Image des Themas Unternehmenskultur führt dazu, dass zahlreiche Unternehmen auf der Stelle treten. Die weiter oben bereits angeführte geringe Wichtigkeitseinschätzung des digitalen Wandels spricht ebenso dafür. Diese Haltung erfährt eine zusätzlich Verschärfung, da sich nicht wenige strategische Führungskräfte beim Thema Digitalisierung fälschlicherweise eher auf technische Veränderungen einstellen, aber die kulturellen Veränderungsnotwenigkeiten oft noch nicht erkennen oder erkennen wollen.
Mitarbeitergewinnung: Die klassischen Strategien und ein wenig Social Media
Als letzten Ausschnitt des mit über 30 Seiten umfangreichen HR-Reports möchte ich kurz auf das Aktionsfeld der Mitarbeitergewinnung zu sprechen kommen. Die bevorzugten Recruiting-Strategien der Unternehmen fragt Hays auch standardmäßig ab. Knapp zusammengefasst lässt sich sagen, dass es keine Überraschungen gibt: Jobportale (81%) rangieren knapp vor der eigenen Kanälen, sprich Karriere-Webseiten (76%). Erst mit großem Abstand werden externe Dienstleister (40%) oder Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programme (36%) eingesetzt. Printmedien nutzen 20%und nur 18%Social Media. In der Differenzierung zwischen den Ländern der D-A-CH-Region fällt auf, dass Unternehmen aus Österreich und der Schweiz sowohl mehr international rekrutieren als deutsche Arbeitgeber, als auch, dass sie häufiger auf externe Dienstleister zurückgreifen (52%in A, 50%in CH, gegenüber 31%in D).
Der Hays HR-Report 2016 steht hier zum Download bereit.
Die in diesem Artikel verwendeten Charts sind eigene Grafiken und geben die Zahlen aus dem Hays HR-Report 2015/2016 wieder.
Sehr interessante Besprechung dieses wohlbekannten Berichts. Relativiert auch die Bedeutung der sog. „sozialen Medien“ im Rekrutierungsgeschäft, auch wenn andauernd darüber in Blog-Artikeln berichtet wird!
Unternehmenskultur ist besonders wichtig für den Mittelstand.
Meine Empfehlung!
Holen Sie sich die Unterstützung durch externe Spezialisten, die Ihnen maßgeschneiderte Wege zeigen, wie Sie mit Ihren Führungskräften und Mitarbeitern Werte und Visionen entwickeln können, hinter denen alle stehen werden. So können Sie es schaffen, ein gesundes Fundament für eine nachhaltige und strategische Entwicklung Ihrer Unternehmenskultur zu legen.
Unternehmenskultur ist wie eine Blume, sie braucht Pflege.
Wer sich mehr mit dem Thema auseinander setzen und austauschen möchte: „geboren“ auf dem HRBC15 ist das Corporate Culture Camp – DAS BARCAMP zu Unternehmenskultur & kulturellem Wandel. Das CCC16 findet vom 7.-8.4.2016 in Hamburg statt.