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The Recruiting Car oder wie Volvo mit KI, Recruiting und Produktmarketing perfekt verbindet

Die Recruitingwelt ist in Bewegung. Viele Kampagnen sind dennoch eher „more of the same“. Manchmal aber ist es anders. Volvo hatte auf einer bedeutenden Automobilmesse in Belgien einen ganz besonders interessanten Case vorgestellt:
Das Auto, das sich seine Techniker selbst rekrutiert. Mit einem sprachbegabten Assistenzsystem á la Knight Rider (die Älteren erinnern sich an die TV-Kultserie der 80er) und viel künstlicher Intelligenz im System, führte das Auto noch auf der Messe Jobinterviews und identifizierte Kandidaten. Diese Recruitingkampagne war real und keine PR-Show. 50 Stellen für das Werk im belgischen Gent wurden so besetzt. Und: Quasi nebenbei erhielt das neue Volvo S90-Modell die höchste Aufmerksamkeit auf der Brüsseler Motor Show. Eine geradezu perfekte Synthese von Produkt- und Personalmarketing!

Bevor hier nun das Video kommt, was den Case hervorragend illustriert, noch meinen Dank an eine lebhafte und interessante Fachdiskussion unter Recruiting-Experten kürzlich auf LinkedIn. Dieser wertvolle Diskurs wurde vom Videospezialisten Payam Parniani angestoßen und in dessen Folge lieferte Alexander Koutoulas (mobileJobs) den Hinweis auf den Volvo-Case. Danke dafür, Leute! Tatsächlich hatte ich bisher nichts von diesem außergewöhnlichen Fall gehört. Ebenso hatte ich den Eindruck, dass auch sonst in deutschen HR-Medien und Blogs noch nicht darüber berichtet worden war. Dies obwohl der Case offenbar bereits aus 2018 stammt. Umso besser, dass ich das hiermit ändere ;-)
Also, bitte sehr, das Recruiting Car – have fun:

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Das Thema Recruiting Car war bzw. ist kein Messe-Gag. Der Wagen soll auf der Suche nach neuen Mitarbeitern regelmäßig auf Jobmessen, in Schulen und bei Volvo-Händlern vorgeführt werden. Allerdings gilt auch für dieses außergewöhnliche Auto, dass Recruiting Teamsport ist. Der gesamte Recruitingprozess lief auch in diesem Fall nicht ganz ohne Menschen auf Arbeitgeberseite ab. Personaler können entspannt bleiben, das Recruiting Car ist kein Jobkiller.

Wie ich diesem Bericht entnehmen konnte, wurden potenzielle Kandidaten im Vorfeld des Aufeinandertreffens von Mensch und Recruiting-Car gebeten ihre Bewerbungen auf der Webseite einzureichen. Die Vorauswahl wurde also nicht Knight Riders Enkel, dem S90, überlassen. Ebenso wenig wie die finale Entscheidung. Denn wer vom Recruiting Car als passend identifiziert wurde, bekam anschließend noch ein weiteres Interview mit einem HR Verantwortlichen aus Fleisch und Blut. Der KI-gerüstete Wagen allerdings prüft wie im Video dargestellt in „seinen“ Interviews autonom die Bewerber durch Wissenstests und analysierte deren Mimik und Sprachgebrauch. So sollen Motivation und Verhaltensprofile beurteilt werden. Spätestens hier befindet sich aus meiner Sicht der fragwürdige Punkt in diesem sonst eindrucksvollen Case. Verhaltens- und Persönlichkeitsanalysen über Spracherkennung sind ein heikles Thema. Die Validität solcher Analysen ist äußerst fraglich und ihr Einsatz ist hoch umstritten, wie wir aus der Diskussion über den Anbieter Precire hier in Deutschland wissen. Nun ja…

In Summe aber hat mich dieser Volvo-Case echt beeindruckt: Wunderbar gehen hier Produkt- und Personalmarketing Hand in Hand. Bei den Möglichkeiten die digitale Assistenzsysteme und smarte KI immer mehr bieten, wird das sicher nicht der letzte Fall solcher Recruiting-Co-Nutzung eines Produktes bleiben. Gerade bei emotional positiv aufgeladenen Produkten dürfte das gut einsetzbar sein. Ich bezweifle allerdings, dass sich das Prinzip für Produkte aller Art gut übersetzen lässt. Klar, denn wer möchte schon einen Recruiting-Dialog z.B. mit einem „intelligenten“ Hygieneartikel führen… ok, wir werden sehen ;-)

Der Einsatz von Videos im Recruiting. Fragen an Payam Parniani

Foto_PayamIn der digitalen Welt sind Videos nicht wegzudenken. Sie eigenen sich besonders wenn es darum geht komplexe Dinge schnell und unkompliziert zu vermitteln. Sie können Emotionen wecken und sie sind Eye-Catcher auf Webseiten oder in sozialen Medien. Im Recruiting und Employer Branding gibt es einen ungebrochenen Trend zum Bewegtbild.

 

Ich habe zum Thema Arbeitgebervideo und wie das richtig geht mit Payam Parniani gesprochen, der mit seiner Agentur Vidilo solche Clips für Unternehmen plant und realisiert.

Das Interview:

Christoph Athanas, meta HR:
Hallo Payam, lass uns über Videos im Recruiting sprechen. Bitte nenn uns zum Einstieg ins Thema die wesentlichen Gründe, warum Arbeitgeber in Sachen Personalgewinnung Videos berücksichtigen sollten?

Payam Parniani (P.P.):
HR ist das Herzstück eines Unternehmens. Jedes Unternehmen, egal ob groß oder klein, kämpft um Talente. Heute mehr denn je. Und die kleinen Unternehmen müssen eigentlich sogar noch stärker um die Gunst neuer Mitarbeiter kämpfen… Zwar sind die Ressourcen nicht immer optimal, um dieser wichtigen Aufgabe entsprechend Tribut zu zollen (meiner Meinung nach wird HR immernoch zu wenig Wichtigkeit zugesprochen), trotzdem gibt es immer mehr Unternehmen, die erkannt haben, wie entscheidend die Arbeitgebermarke und Arbeitgeberreputation ist. Arbeitgeber und Arbeitgebermarke sind abstrakte Konstrukte. Um sie zu verstehen muss man ihnen Leben einhauchen und Interaktionen schaffen. Im Grunde genommen ist das Ziel, den Außenstehenden an einer Sache teilhaben zu lassen, ihn aufzuklären und zu inspirieren. Das geht face2face, in Printform oder digital.

Unternehmen sind also durchweg dabei Geschichten zu erzählen. Auch wenn der Filmemacher in mir das Wort Storytelling ungern benutzt :) Ein guter Post auf Facebook tut es, ein gutes Bild tut es, eine gute Headline, ein guter Film, usw.

Stellt man die verschiedenen Medien der heutigen Zeit gegenüber, so könnte man meinen, dass das Medium Video das effektivste aller Medien ist. Das kann man aber so pauschal nicht sagen. Zwar gibt es Studien, die belegen, dass Video mehr Emotion auslöst und Information effizienter vermittelt* doch: Video ist nicht gleich Video. Es kommt auf die Umsetzung an. Weiterlesen