Recruiting: Software-Entwickler sind wissbegierig und offen für Neues

stack-overflow-entwicklerumfrageEin Gastbeitrag von Stefan Schwarzgruber von Stack Overflow.
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In Zeiten der fortschreitenden Digitalisierung sind Entwickler weltweit gefragt – und Mangelware. Es gibt heutzutage keine Branche mehr, in der Entwickler nicht gebraucht werden. Zum Vergleich: Laut einer Studie der Bitkom, leiden sechs von zehn ITK-Unternehmen unter Fachkräftemangel. Allein in Deutschland waren im September 2015 über 43.000 Stellen für IT-Spezialisten unbesetzt.
Kein Wunder, dass sich Unternehmen regelrecht um die Besten unter ihnen reißen. Wer erfolgreich sein will im Recruiting, der muss die Bedürfnisse der Entwickler kennen, um im Wettstreit um die besten Köpfe mithalten zu können.

Bei Stack Overflow befassen wir uns schon seit vielen Jahren mit der Frage und haben zum fünften Mal eine Umfrage unter weltweit 50.000 Entwicklern durchgeführt, deren Ergebnisse interessante Einblicke liefern für alle HR-Abteilungen, egal ob von Unternehmen aus dem Mittelstand, großen Konzernen oder kleinen Spezialfirmen. Über 56.000 Entwickler aus 173 Ländern haben an der Umfrage teilgenommen und geben so einen einzigartigen Einblick in ihre Welt.

Der typische Entwickler ist männlich, jung & wissbegierig
Der durchschnittliche Entwickler in der Studie ist männlich und zwischen 25 und 29 Jahre jung. In Deutschland leben die meisten Entwickler in Berlin und arbeiten in einem Unternehmen mit 20-99 Mitarbeitern. Sie sind generell zufrieden mit ihrem Job – aber dennoch offen für neue Herausforderungen. Das geben 60,5 % der Befragten an. Das heißt für HR-Manager, die auf der Suche nach Entwicklern sind, dass sie durchaus Chancen haben, passende Kräfte zu finden oder abzuwerben. Dazu müssen sie aber Anreize schaffen, damit auch zufriedene Entwickler einen Wechsel zu einem neuen Arbeitgeber in Betracht ziehen.

Eine ausgeglichene Work-Life-Balance und ein höheres Gehalt ziehen Entwickler an
Die Studie liefert Anhaltspunkte, welche Anreize das sind. Mit ganz vorn dabei: ein höheres Gehalt. Das Gehalt ist für 53,7 % der Befragten entscheidend. Trotzdem verdient der durchschnittliche Entwickler in Deutschland verglichen mit anderen Ländern mit einem Jahresgehalt von 46.900 Euro nur mittelmäßig. Zum Vergleich: Spitzenreiter sind die USA mit 83.080 Euro, gefolgt vom Vereinten Königreich mit 58.110 Euro. Wer mehr bietet, hat also gute Chancen.

Auch die Vereinbarkeit von Beruf- und Privatleben ist für die Befragten (55,6%) wichtig. Wer zudem noch eine gute Unternehmenskultur und flexible Arbeitszeiten zu bieten hat, punktet weiter im Wettstreit um Entwickler. Vor allem mit steigendem Alter wollen Entwickler die Möglichkeit haben, im Home-Office zu arbeiten. So hat für 26,9% der sehr erfahrenen Entwickler (11+ Jahre) die Arbeit von zu Hause aus höchste Priorität bei der Entscheidung für einen Job.

Stack Overflow Entwicklerumfrage: Was Entwicklern im Job wichtig ist

Stack Overflow Entwicklerumfrage: Was Entwicklern im Job wichtig ist

Autodidakten erobern die Szene
In anderen Berufen ist der Lebenslauf für viele Bewerber das wichtigste Kapital: Bestnoten und ein Studium an einer angesehenen Universität eröffnen in vielen Bereichen Tür und Tor. Bewerber versuchen also stetig ihren “CV” aufzupolieren, um bei Recruitern zu punkten. Wer auf der Suche nach Entwicklern ist, sollte aber das berühmte Schema F beiseitelegen, von klassischen Anforderungen an eine Ausbildung abrücken und flexibel entscheiden, um nicht die besten Talente zu verpassen: Denn bei einem großen Teil der deutschen Entwickler handelt es sich um Autodidakten, die zumindest einen Teil ihrer Fähigkeiten selbst erlernt haben. Ihre Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr beachtlich gestiegen: Von 45,9% im Jahr 2015 auf 74,7% in diesem Jahr (weltweit 69,6%). Nichtsdestotrotz hat Deutschland im weltweiten Vergleich mit 26,7 % den höchsten Anteil an Entwicklern mit einem Masterabschluss. Weltweit betrachtet sind es nur 18,6 %.

Stack Overflow Entwicklerumfrage: Formelle Aus- und Weiterbildung

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Recruiter sollten lieber nach “Entwicklern” als nach „Rockstars“ und „Gurus“ suchen
In vielen Stellenausschreibungen suchen Unternehmen nach Gurus, Rockstars oder Ninjas. Die aktuelle Studie zeigt, dass damit nicht gerade der Geschmack der Entwickler getroffen wird: Diese bezeichnen sich nämlich selbst am liebsten schlicht als Entwickler (69,8%), Programmierer (58,6%), Ingenieure (38,9%), Senior-Entwickler (23,5%) oder Full-Stack-Entwickler (19,9%). Die Bezeichnungen Ninjas (11,5%) und Rockstars (6,7%) landen auf den hintersten Plätzen. Das Schlusslicht ist der Guru, nur 5,1% der Befragten würden sich selber so betiteln. Interessant für Recruiter, die nach besonders jungen Talenten suchen, ist, dass sich unter den unter 20-Jährigen der übermäßige Teil als Programmierer (73,75%) bezeichnet.

Stack Overflow Entwicklerumfrage: Was kostet Entwickler bei der Jobsuche die meiste Zeit und Nerven

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Entwickler ärgern sich über Bewerbungsgespräche
Das Angebot auf dem Entwicklermarkt ist knapp, Arbeitgeber müssen daher ihre Attraktivität für die gesuchten Arbeitskräfte steigern. Das fängt bei der Stellenausschreibung an und geht beim Auswahlverfahren weiter: Unternehmen verbessern die Qualität ihrer Bewerbungsgespräche aus Sicht der Umfrageteilnehmer deutlich, wenn sie die Kandidaten dem Team vorstellen – das wünschen sich 55,6% aller Entwickler. 48,3% wollen darüber hinaus ihren Arbeitsplatz gezeigt bekommen und 35,9% möchten schon im Bewerbungsgespräch den Live-Code sehen, mit dem sie zukünftig arbeiten sollen. 32,3% gaben an, dass sie vorab wissen möchten, wen sie im Bewerbungsgespräch treffen und 26,4% wünschen sich weniger Quizze in der Bewerbung.

Stack Overflow Entwicklerumfrage: Wie können Unternehmen ihre Bewerbungsgespräche verbessern

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Insgesamt ergibt sich ein eindeutiges Bild: Entwickler haben klare Vorstellungen von ihrem idealen Arbeitgeber und sind stets offen für Neues. Das sollte auch für die HR-Manager gelten, die sich vorab bewusst werden müssen, welcher Kandidat für sie der richtige ist und ihre Recruiting-Prozesse an die Bedürfnisse der gesuchten Talente anpassen. Am Ende ist die Rechnung dazu ganz einfach: Wem das am besten gelingt und wer das beste Angebot liefert, der findet auch die richtigen Mitarbeiter.

Wir haben alle Ergebnisse unserer Studie in einem speziellen HR-Report für Unternehmen in Deutschland veröffentlicht, den sie sich auf der Webseite herunterladen können. Darüber hinaus finden Sie hier die detaillierten Ergebnisse der gesamten Studie.

 

Über den Autor:
S-SchwarzgruberStefan Schwarzgruber ist Country Manager DACH bei Stack Overflow.

Stack Overflow war im Februar 2016 erstmalig Sponsor des HR BarCamps in Berlin.