Die SMPC14: Von realistischen Erwartungen an Social Media, systemimmanenten Kulturwandel und PMI-Awards für echte Innovatoren

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Die Social Media Personalmarketing Conference 2014 ist vorüber. Ich sitze im ICE und blicke zurück auf diesen Tag. Dem HR-Blogger in mir jucken die Finger. Und gut: Hier sind dann nun meine Eindrücke aus den Gesprächen und Vorträgen auf dem Event. Nicht zu vergessen, eine Würdigung der Preisträger der PMI-Awards (Personalmarketing Innovator und Innovation 2013).
Drei Aspekte möchte ich entsprechend herausheben.

 

Die SMPC-Veranstaltung gibt sich zeitgemäß: Immer mehr wird diese Konferenz zum Event des Online-Personalmarketings in seiner ganzen Breite. Und damit auch schon die erste (wenn auch nicht mehr ganz neue) Erkenntnis, nämlich dass Social Media allein kaum ausreicht, um in Employer Branding und Personalmarketing etwas zu bewegen. Vielmehr findet Social Media nun häufig einen realistischen und sinnvollen Platz neben anderen Methoden. Meiner Meinung nach tut das dem Thema gut: Kein Hype mehr, eines unter vielen Themen, aber durchaus noch sehr wohl in der Lage viel Innovationspotential abzurufen. Dazu bedarf es allerdings heute deutlich mehr als einfach nur einer Facebookfanpage mit ein paar Likes.

Lutz Altmann von humancaps, Mitveranstalter dieses Events neben der W&V und WESTPRESS, machte dies in seinem Vortag zum Status des Themas Social Media Personalmarketing deutlich. Er hob vor allem hervor, dass Unternehmen immer noch häufig herausgefordert sind echten Dialog auf ihren sozialen Plattformen zu führen und dabei die eigene Kommunikationskultur im Blick haben müssen. Fazit: Social Media wird im Personalmarketing nicht länger als Wunderwaffe angesehen, die es sowieso nie war, aber es ist ein u.U. wichtiger Baustein.

 

Nun zum zweiten mir wichtigen Aspekt, den ich aus der SPMC mitnehme:
Kulturwandel in Unternehmen ist systemimmanent und kein Zeichen von etwa Schwäche einer Organisation. Marcus Reif (EY), hat dies in seinem sehr unterhaltsamen Beitrag „Warum Pinguine, Pinguine rekrutieren“ in interessanter Weise deutlich gemacht, indem er das Thema Kulturwandel mit dem Dauerbrenner GenY verknüpfte.

Die Logik: Alle Erfolgsmodelle existieren immer nur im Kontext ihrer Erlebenswelt und müssen hinterfragt werden, sobald sich die Erlebenswelt der Mehrheit ändert. Einfacher ausgedrückt: Heute sind 90%der Top-Führungskräfte Angehörige der BabyBoomer- oder des älteren Teils der GenX-Generation. Diese sind mit bestimmten Wertvorstellungen und Erfahrungswelten aufgewachsen und haben diese auf ihrem Weg bis an die Spitzen der Unternehmen erfolgreich kultiviert. Trifft nun so jemand eine Personalentscheidung gilt idR. für diese Person das eigene Erfolgsmodell. Bspw. wie ein „optimaler“ Lebenslauf auszusehen habe, oder das 1er-Kandidaten in jedem Fall eine gute Wahl sind. Diese gelernten Einstellungen treffen in den Unternehmen auf Vertreter der GenY und bald auch die der GenZ, welche eine Reihe insbesondere der Wertvorstellungen der Babyboomer (und teilweise auch der GenX) absolut nicht mehr teilen. Dazu haben die Jüngeren zwangsläufig andere Lebensläufen (Stichworte: Bologna-Prozess, Bachelor-Abschlüsse, immer mehr Arbeitgeber in durchschnittlichen Erwerbsbiografien).

Schon gegenüber wenigen GenY-Vertretern im Unternehmen ist die Anwendung der Erfolgsmodelle der älteren Generationenvertreter oft konfliktvoll und ggf. ineffizient. Sind aber erst einmal eine große Anzahl der GenY Vertreter im Unternehmen oder stehen als Bewerber vor dem möglichen Eintritt in die Organisation, werden die so entstehenden Reibungsverluste beträchtlich. Der Kulturwandel kommt dann so oder so ins Unternehmen (es sei denn es verschließt sich dem Wandel völlig und geht unter). Damit ist solcher Kulturwandel systemimmanent und quasi nicht aufzuhalten, wohl aber zu steuern und zu bearbeiten! Ein finaler Appell vom Referenten Reif an die anwesenden HR-Vertreter/innen genau darin aktiv zu werden, schloss dann folgerichtig auch seinen Vortrag. Toll gemacht, Marcus!

 

Mein dritter und letzter mir wichtiger Punkt aus diesem unterhaltsamen Tag ist dann natürlich noch die Verleihung der PMI-Awards, denn (Adel) Jury-Mitgliedschaft verpflichtet… Ich habe ja dieses Jahr erstmals an der Entscheidung über die Personalmarketing Innovation und den Personalmarketing Innovator mitgewirkt. Gemeinsam mit Prof. Martin Grothe (complexium), Simon Zicholl (WESTPRESS), Lutz Altmann (humancaps) und Raoul Fischer (W&V), der übrigens gewohnt unterhaltsam die Veranstaltung moderierte, habe ich die Qual der Wahl gehabt wirklich viele gute Vorschläge anhand von definierten Kriterien zu bewerten und mit den Jury-Kollegen zusammen die Sieger zu küren. Die Entscheidung hat sich diese Jury wirklich nicht leicht gemacht. Das ist anders als man es vermuten könnte übrigens wirklich KEINE Floskel. Nein, wir haben viel diskutiert und unsere finale Telefonkonferenz dauerte meiner Erinnerung nach fast eine Stunde. Schließlich aber wurde als Preisträger für die Personalmarketing-Innovation 2013 das „Wikipedia der Lebensläufe“ aka WHATCHADO benannt. Den Preis des Personalmarketing-Innovators erhielt „Mr.Frechmut“ Jörg Buckmann.

Für WHATCHADO war deren Gründer Ali Mahlodji aus Wien angereist. In seiner Danksagung vor uns versammelten Konferenzteilnehmern konnten wir erleben, warum er sich selbst firmenintern den Titel „Chief Storyteller“ gegeben hat. Einfach Klasse!

Der Personalmarketing-Innovator 2013 Jörg Buckmann stand darin allerdings auch nicht nach. Nach der Laudatio von Sabine Vockrodt (Leiterin Stellenmarkt, W&V) war er zwar noch etwas zurückhaltend, doch schon kurz nach der Mittagspause gab es dann – wie im Programm angekündigt – eine Kostprobe Frechmut-Personalmarketing. Jörg zeigte einige Best-of-Kampagnen aus seinem Wirken bei den Verkehrsbetrieben Zürich. Unterstützt wurde er dabei von Jürgen Sorg (TK) und Florian Schodt (Deutsche Flugsicherung), welche ja beide schon im Februar 2013 bei der Geburtsstunde der Frechmut-Idee auf dem damaligen HR BarCamp mit von der Partie waren. Im Verbund lieferten die drei auf der SMPC14 einen schönen Beitrag ab. Learning darin übrigens auch: Ein innovatives bzw. kreatives Wirken im Corporate Personalmarketing braucht meist einige Anläufe und beinhaltet u.U. auch das eine oder andere Scheitern. Am Ende zählt aber dran bleiben und nicht das tun was alle tun. Klingt doch eigentlich recht simpel, oder?

P.S: An dieser Stelle noch mein ausdrücklicher Dank an Christian Hagedorn und sein WESTPRESS-Team, die dieses Event in ihrem schönen Firmengebäude perfekt organisiert und herzlich umgesetzt haben!

 

Hier noch ein paar Bilder von der Veranstaltung:

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Moderator Raoul Fischer (W&V) stellt die Kriterien für die PMI-Awards vor. Die Spannung steigt…

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Ali Mahlodji nimmt den Preis für WHATCHADO aus den Händen von WESTPRESS Geschäftsführer Christian Hagedorn entgegen.

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Jörg Buckmann erhält den PMI-Innovator 2013 von Sabine Vockrodt (Leiterin Stellenmarkt W&V).

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Gruppenbild mit Dame: Die Preisträger vorn – Ali Mahlodji, Jörg Buckmann; Die Laudatoren Sabine Vockrodt und Christian Hagedorn; die Mitglieder der Jury: Prof. Martin Grothe, Simon Zicholl, Lutz Altmann, Raoul Fischer und Christoph Athanas