Kann Personalberatung transparent sein? Interview mit dem BetterHeads-Gründer

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Personalberatung ist eine der gängigsten HR-Dienstleistungen. Typischerweise hat sie den Fokus auf die Suche und Auswahl von Führungspersonal, insbesondere für gehobene Positionen. Das Angebot an entsprechenden Dienstleistern ist groß. Für Unternehmen ist diese Branche nicht immer sonderlich transparent. Dieses Manko ist der Einstiegspunkt des Online-Portals BetterHeads.
Das Heidelberger Unternehmen will hier Abhilfe bieten und einen Mehrwert für für Personalberater wie für Unternehmen schaffen. Ein Grund für mich mit Firmengründer Markus Krampe ein Interview zu führen.

 

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Wie angedeutet ist das Angebot an Personalberatung in Deutschland enorm groß. Im Jahr 2010 bspw. waren rund 1800 Anbieter in dem Markt aktiv. BetterHeads ist als erstes Online-Portal in Deutschland dazu angetreten die Auswahl, Beauftragung und Bewertung von Personalberatern im Bereich Fach- und Führungskräfte transparent und einfacher zu gestalten. So sollen suchende Unternehmen und die passenden Personalberater zusammengeführt werden und dabei Qualität der Dienstleistung abgesichert werden. Die BetterHeads GmbH verfolgt laut eigener Aussage mit Ihrer Qualitätsinitiative sowohl eine objektivierte Beraterauswahl als auch eine Aufwertung der gesamten Personalberaterbranche.

Wie stehen die Chancen für eine solche Dienstleistung? Wie kann BetterHeads sich produktiv in die Zusammenarbeit zwischen Beratern und Unternehmen einbringen? Wo geht es hin mit Headhunting bzw. Personalberatung? Viele Fragen auf die mir Markus Krampe Rede und Antwort stand.
Lesen Sie hier das Interview:

 

Christoph Athanas, metaHR (CA, metaHR):
Guten Tag Herr Krampe, immer mehr Unternehmen sourcen ihre Wunschkandidaten selber oder arbeiten in der Vorstufe mit reinen Search-Dienstleistern zusammen. Die Verbreitung und Nutzung von sozialen Netzwerken und Tools ermöglicht ganz neue Optionen für Personaler. Ist die klassische Personalberatung, vielleicht mit Ausnahme einiger Top-Management-Headhunter, nicht absehbar ein im Sinkflug befindlicher Branchenzweig?

Markus Krampe, BetterHeads (MK, BetterHeads):
Zunächst ist die „klassische Personalberatung“ Definitionssache. Letztes Jahr haben wir das Whitepaper „ Mehr Transparenz in der Personalbeschaffung von Fach- und Führungskräften“ der Lünendonk GmbH mitinitiiert, was die unterschiedlichen Geschäftsmodelle innerhalb der Personalbeschaffung voneinander abgrenzt. Während Personaldienstleister bei der Suche nach Mitarbeitern und dem Middle Management unterstützen, übernehmen Personalberater die Beschaffung von Fach- und Führungskräften.
Im Vergleich zu Personaldienstleister, die i.d.R. vor allem Stellenangebote mit Ihren und öffentlich zugänglichen Datenbanken abgleichen, gehen die Leistungen eines Personalberaters über die reine Beschaffung geeigneter Kandidaten hinaus. Er definiert gemeinsam mit dem Unternehmen das Stellenprofil, kann die Anforderungen realistisch einschätzen und verfügt über die nötigen Netzwerke. Vor allem Diskretion spielt in dieser Branche eine große Rolle. Dementsprechend hat die Personalberatung nicht nur eine Daseinsberechtigung, sondern sie wird unserer Wahrnehmen nach auch von KMU angesichts des Fachkräftemangels immer mehr in Anspruch genommen.

(CA, metaHR):
Natürlich. Gehen wir davon aus, dass es Personalberatung mit Fokus auf Top-Führungkräfte oder spezifische, schwer zu findende Expertenprofile auch weiter geben wird. Trotz des Trends zum Active Sourcing. Ein andere Frage ist die Qualität dieser Dienstleistung: Nicht selten höre ich von HR-Mitarbeitern, dass diese über die mangelnde Qualität der Arbeitsresultate von Personalberatern klagen. Wie kann BetterHeads hier helfen und wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen im Hinblick auf das Thema Qualität?

(MK, BetterHeads):
Personalentscheider wollen ihre Berater nicht mehr auf dem Golfplatz rekrutieren. Im Austausch mit Unternehmen erreicht uns immer wieder die Botschaft, dass neben dem „Nasenfaktor“ eben auch die Expertise stimmen muss. Wir haben deshalb auf unserem Portal beide Faktoren integriert. Unternehmen erhalten passend zu ihrer Suche Berater, die bereits ähnliche Stellen zeitnah besetzt haben. Die anonymen Referenzen werden von den ehemaligen Auftraggebern bestätigt, so dass die Qualität der Daten Hand und Fuß hat.
Im zweiten Schritt möchten wir vor einer Beauftragung unbedingt den persönlichen Kontakt zwischen Beratern und Unternehmen. Denn für eine gute Zusammenarbeit muss die Chemie stimmen.
Zuletzt ist ein schneller und zuverlässiger Kommunikationsfluss für das Gelingen der Projekte notwendig. Auch hier versuchen wir mit einfachen Verwaltungstools allen Beteiligten immer den Zugang zum Status quo zu verschaffen.

(CA, metaHR):
Bei einer Dienstleistung wie der Personalberatung und –vermittlung sollte man annehmen, dass die Beziehungsebene zwischen den Teilnehmern an diesem Prozess – also Berater, Unternehmen und Kandidaten – besonders wichtig ist. Wie kann Ihre Plattform diesem Anspruch gerecht werden?

(MK, BetterHeads):
Wir sind ebenfalls der Meinung, dass der persönliche Kontakt einen wesentlichen Faktor bei einer gelungenen Beauftragung darstellt. Denn während der Beauftragung stellte der Berater die Visitenkarte des Unternehmens dar und muss deshalb einfach zum Haus passen. Wir möchten deshalb keine „Blindbeauftragungen“, sondern fordern ein persönliches Kennenlernen zwischen Unternehmen und Beratern.

(CA, metaHR):
Wagen wir doch noch einen Ausblick: Wie schätzen Sie die Entwicklung für die nächsten 2-3 Jahre von externer Personalberatung und –vermittlung versus dem Inhouse Active Sourcing durch die Unternehmen selbst ein?

(MK, BetterHeads):
Zunächst glauben wir, dass Inhouse Active Sourcing gut funktionieren kann – wenn die Mitarbeiter exzellent geschult sind. Allerdings sind Recruitingcenter meist noch Sache der Großunternehmen. Ob der Mittelstand die Kapazitäten dafür aufbringen wird, ist fraglich.
Inhouse Active Sourcing geht jedoch hauptsächlich zu Lasten der Personalvermittler und Dienstleister. Denn aufgrund der unterschiedlichen Kandidatenzielgruppen sind Personalberater davon ausgenommen und vice versa wird Active Sourcing diesen Bereich nicht abbilden können. Für Spezialisten bedarf es nun einmal Spezialisten und die kann sich kein Unternehmen als Inhouse-Lösung leisten.

(CA, metaHR):
Und wo wird BetterHeads dann vermutlich stehen?

(MK, BetterHeads):
Aktuell werden als unabhängige Instanz auf dem Markt akzeptiert und erfüllen mit dem Portal unser Ziel: Das richtige Unternehmen mit dem richtigen Personalberater zusammenzubringen.  KMU werden die Plattform zukünftig für die übersichtliche Auswahl von Beratern nutzen. Bei Konzernen und Großunternehmen zeichnet sich insbesondere großes Interesse an Verwaltungstools aller Art ab: Preferred-Supplier-Listen, Prozessübersichten und ausführlichen Abschlussberichte sind dabei einige Funktionen, auf die wir viel positives Feedback erhalten. Unser Ziel ist es, das Ohr am Markt zu haben und uns mit den Trends der Personalberaterbranche zu entwickeln: wir wollen flexibel bleiben und nicht starr an einem begrenzten Konzept festhalten.

(CA, metaHR):
Haben Sie vielen Dank für das Gespräch. Ich wünsche Ihnen, dass Ihre Prognosen für BetterHeads zutreffen und drücke die Daumen.

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So positioniert sich Betterheads nach eigener Einschätzung im Markt der Recruiting-Dienstleister & Serviceanbieter.

 

Über meinen Gesprächspartner:
Markus Krampe ist neben Philipp Mommsen Geschäftsführer der BetterHeads GmbH. In seinen 17 Jahren Berufserfahrung bekleidete er u.a. Positionen im Audit, Expansion, Business Development und Strategie innerhalb der METRO Gruppe, Lidl, SAP und HOLCIM.