Welchen Wert haben Arbeitgeber-Rankings?

Beispiele für AG-Rankings

Ein paar Gedanken und einige Fragen zum Wert von Arbeitgeber-Rankings.

 

Liebe Blogleserinnen und -leser,
Sie kennen sicher einige davon: „Great Place to work„,
Top Arbeitgeber“ & Co. – die Arbeitgeber-Rankings.

Die Ranking-Anbieter vergeben Auszeichnungen („Siegel“) und „ausgezeichnete“ Unternehmen dürfen diese dann verwenden, um sich damit z.B. auf der eigenen Karrierewebseite zu schmücken und es im Personalmarketing einzusetzen. Dies soll Bewerbern eine Orientierung sein und für Unternehmen ein Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb um die Talente.
Ich möchte an dieser Stelle gern diskutieren, was eigentlich der Wert solcher Arbeitgeber-Rankings ist. Angeregt dazu hat mich übrigens dieser Artikel bei go-jobware.de. Da ich den Artikel dort aber für etwas zu einseitig negativ halte, lade ich dazu ein die Debatte hier zu führen. Außerdem kann am Ende dieses Beitrags eine schnelle Einschätzung per Abstimmungs-Klick abgegeben werden. Ich bin gespannt…
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Als Anregung ein paar Hintergründe über AG-Rankings:
– Die Teilnahme von Unternehmen an solchen Rankings kostet i.d.R. einen (jährlichen) Betrag, der gern auch vierstelligen ausfallen kann. Allein dadurch nehmen wohl nicht alle relevanten Arbeitgeber teil.
– Arbeitgeber aus ganz unterschiedlichen Branchen nehmen teil: Die Vergleichbarkeit der Attraktivität von Arbeitgebern aus sehr verschiedenen Branchen darf angezweifelt werden (Bsp. Gesundheitsdienstleister im Vergleich zu einem Automobilhersteller).
– Die entsprechenden Etikettierungen („Great Place…“ uvm.) sollen wie Qualitätssiegel wirken und haben daher einen hohen Wiedererkennungswert für Betrachter von z.B. Karrierewebseiten.
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Ich möchte in Erfahrung bringen, was Sie von solchen Rankings und Arbeitgeber-Auszeichnungen halten.  Sind diese Rankings sinnvoll und helfen bei der Jobwahl oder sind sie nur Fassade und für Employer Branding wenig wertvoll?
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Meine persönliche Meinung:
Ich würde mich nie für ein Unternehmen entscheiden, nur weil es ein entsprechendes Siegel führt. Ich habe auch noch nie von einem Bewerber gehört, wo dies der Fall war. Gekaufte „Auszeichnungen“ sind mir eher suspekt (tendenziell im Gegensatz zu Bewertungen auf bspw. kununu.de oder meinchef.de).
Die hohe Wiederkennbarkeit und Bekanntheit einiger der großen Arbeitgeber-Auszeichnungen scheint mir dennoch ein gewisser Vorteil zu sein. Es hilft auf bestimmte Arbeitgeberqualitäten zu fokussieren und kann damit indirekt auch ein Beitrag zur Positionierung der Arbeitgebermarke leisten. Ob aber diese via Arbeitgeber-Rankings zugeschriebenen Qualitäten dann im betrieblichen Alltag der jeweiligen Unternehmen tatsächlich zutreffen sei mal dahin gestellt. Somt ist der Vorteil der Bekanntheit von großen Arbeitgeber-Rankings doch recht begrenzt und m.E. keine mehrere tausend Euros wert. Für sehr große Unternehmen ist es unter Umständen tragbar. Im Mittelstand würde ich als Verantwortlicher das entsprechende Geld wohl eher in andere Maßnahmen investieren.

Was denken Sie?

Welche Einschätzungen oder eigenen Erfahrungen zu dem Thema gibt es? 
 
 

 

Meiner Meinung nach sind Arbeitgeber-Rankings für ein Unternehmen...

  • ...eher nicht aussagekräftig und bieten kaum Orientierung. (44%, 19 Votes)
  • ...ohne Aussagekraft und bieten keine Orientierung. (23%, 10 Votes)
  • ...eher aussagekräftig und bieten etwas Orientierung. (19%, 8 Votes)
  • ...sehr aussagekräftig und bieten eine gute Orientierung. (14%, 6 Votes)

Total Voters: 43

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14 Gedanken zu „Welchen Wert haben Arbeitgeber-Rankings?

  1. Helge Weinberg

    Lieber Christoph,

    ein spannendes Thema. In weiten Teilen stimme ich Dir zu. Das Ranking als alleiniges Entscheidungskriterium zu nehmen, das werden nur die wenigsten Bewerber tun. Rankings haben aber einige Funktionen, die sie für Unternehmen attraktiv machen. Sie geben Bewerbern Orientierung, einen ersten Hinweis, dass sich das Unternehmen schon einmal in seiner Funktion als Arbeitgeber auf den Prüfstand gestellt hat.

    Ein Ranking gibt dem Unternehmen die Möglichkeit, bestimmte Arbeitgeberqualitäten zu betonen. Das sehe ich auch so.

    Rankings zu den „beliebtesten“ Arbeitgebern werden von vielen Menschen wahrgenommen. Der DAX ist auch als Ranking für Bewerber anzusehen. „DAX“, das bedeutet „groß“, „sicher“, „klare Strukturen“, „international“. Das ist für viele attraktiv, unterstelle ich. „Beliebtester Arbeitgeber“ – wer möchte da nicht arbeiten? Wobei „beliebt“ oder „DAX“ nicht unbedingt „gut“ heißen muss. Aber darum geht es den Bewerbern bei diesen Unternehmen auch nicht unbedingt.

    Rankings geben zudem den Personalern Sicherheit und einen gewissen Stolz. Sicherheit aufgrund des Benchmarking, das den Status beschreibt und das Verbesserungen fördern kann. Stolz aufgrund der Tatsache, dass das eigene Unternehmen besser abgeschnitten hat als andere. Dass man also gut gearbeitet hat.

    Beste Grüße
    Helge

  2. Tibor

    Ich bin grundsätzlich auch kein Freund dieser Siegel, aber auch wenn Sie gekauft sind, steckt doch ehrliches Interesse seitens der HR bzw. Marketingabteilung dahinter.
    Wichtiger als das Siegel selbst ist für mich daher der Umstand, dass sich die Firmen hinsichtlich Ihrer Mitarbeiterzufriedenheit Gedanken machen. Im Rahmen der Siegelvergabe werden Mitarbeiterbefragungen durchgeführt und die Ergebnisse werden mit Sicherheit nicht einfach nur ungenutzt im Schreibtisch verschwinden.

  3. Helge Weinberg

    @Tibor Das sehe ich auch so. Allein die Tatsache, dass sich ein Unternehmen mit der Zufriedenheit der Mitarbeiter befasst, ist positiv zu werten. Ob die Teilnahme an dem Ranking reinen Marketingerwägungen entspricht, das tut der Sache keinen Abbruch. Ein zu 100 Prozent geschöntes Label „Super-Arbeitgeber“ würden die Mitarbeiter langfristig nicht mittragen. Ein deutliches Missverhältnis zwischen „Schein“ und „Sein“ würde schnell auf Facebook & Co. thematisiert werden.

  4. Lars Hahn

    Qualitätssiegel erzeugen sicher immer Eindruck. Bei der Jobsuche würde ich mich bestimmt nur wenig davon beeindrucken lassen. Als Arbeitgeber setze ich mehr auf langfristiges und „echtes“ Employer Branding. Zufriedene Mitarbeiter und Empfehlungen meiner Kunden bringen da bestimmt mehr.

    Denn wichtiger scheint mir heute für Arbeitgeber zu sein, dass sie offen und authentisch kommunizieren. Glaubwürdigkeit schafft aber ein Siegel nicht.

    Nebenbei: Ein Siegel lässt sich für einen vierstelligen Betrag „kaufen“. Glaubwürdigkeit hingegen ist unkäuflich und kostet stetige Mühe, am Unternehmen zu arbeiten.

  5. Sascha Jost

    Qualitätssiegel haben ihre Berechtigung, wie alle anderen Maßnahme des Recruitings und der Imagebildung auch. Ich nehme an, die wenigsten Bewerber verlassen sich bei der Informationssuche oder der Entscheidung für ein Unternehmen ausschließlich auf ein bestimmtes Siegel, sondern nutzen dies als zusätzliche Informationsquelle. Und natürlich, die Unternehmen müssen etwas dafür tun, dass sie zumindest in weiten Teilen auch so wahrgenommen werden, wie sie sich bei solchen „Tests“ darstellen. Ansonsten würde das als Teil der Imagebildung auf Dauer nach hinten losgehen.

  6. Christoph Athanas

    Danke erst einmal an alle Diskussionsteilnehmer.

    Mein Meinung zum Thema steht ja am Ende des Artikels, deshalb muss ich sie hier nicht wiederholen. Ich möchte noch folgendes bemerken: Ich finde es interessant, dass offenbar diese „Siegel“ bzw. AG-Rankings von uns „durchschaut“ werden. Einserseits. Andererseits gestehen einige hier (mich inklusive) den Arbeitgeber-Rankings eine gewisse Aussage zu. Allerdings eher indirekt, in etwa so, dass Unternehmen damit Wertschätzung für das Thema Mitarbeiter und Karriere signalisieren. So gedacht sind diese AG-Rankings dann nicht völlig sinnlos. Was ich als letztlich störend empfinde ist, was auch Lars Hahn schrieb, dass es gekaufte „Abzeichen“ sind. Wären es echte Wettbewerbe mit sagen wir nur 10 Ausgezeichneten pro Jahr, würde das anders aussehen. Die Unternehmen, welche gewinnen hätten wirklich was vorzuzeigen und die anderen könnten ggf. mit einem Hinweis „Teilnehmer des XYZ-Siegels“ immerhin unterstreichen, dass der gute Wille da war. Nur glaube ich kaum, dass diese Variante eintritt…

    Gibt es weitere Äußerungen und Meinungen?

  7. Dominik A. Hahn

    Hallo zusammen,

    über die bekannten und unbekannten Rankings kann man sicherlich streiten, und muss dies sogar tun. Nichtsdestotrotz sind Rankings wie die von trendence und Universum aus zwei Gründen wichtig (und richtig):
    – im Gegensatz zu vielen anderen Messungen sind diese repräsentativ und geben damit (mit den bekannten methodischen Einschränkungen) durchaus eine (von vielen) Schattierung(en) des aktuellen Arbeitgeberimages wieder
    – die Rankings sind nach wie vor aus Ermangelung anderer geeigneter KPIs relevante Größen, um die eigene Imagearbeit zu messen – gerade auch, weil die Ergebnisse im manager magazin, handelsblatt, FTD & Co besprochen werden und somit vorstandsvisibel sind.

    Eines muss man sich jedoch bewusst sein: Diese Rankings fragen ja meist nur die Wunsch-/Traum-/Idealvorstellungsarbeitgeber ab. Das bedeutet zweierlei:
    1. haben hier immer Marken mit attraktiven Produkten/Dienstleistungen/Images (Audi, Google, McKinsey) die Nase vorn und
    2. müssen dies dann am Ende nicht die Arbeitgeber sein, bei denen sich die Befrahten tatsächlich bewerben („Bei BMW habe ich ohnehin keine Chance genommen zu werden, also bewerbe ich mich lieber bei XYZ.“).

    Deshalb wäre aus meiner Sicht das interessantere Ranking eines, das sich auf die Arbeitgeberbewertungen auf kununu.com bezieht. Ich habe das auf meinem Blog mal exemplarisch mit den trendence Top-20-Unternehmen gemacht und Überraschendes herausgefunden: http://sozialesbrandmarken.wordpress.com/2011/07/29/neues-kununu-ranking-zeigt-noch-besser-die-tatsachliche-arbeitgeberattraktivitat/

    Viele Grüße
    Dominik A. Hahn

  8. Christoph Athanas

    Danke auch für die weiteren Meinungen und die Hinweise auf andere themenrelevante Blogbeiträge.
    Ich freue mich, dass wir hier so viele interessante Statements zum Thema erhalten haben und dass sich so viele Personen an der Abstimmung beteiligt haben.

  9. Sebastian Schlaudraff

    Ich halte es für falsch, Bewertungsseiten wie kununu.de für objektiver oder methodisch besser zu erklären.

    Vor dem Online-Start von kununu.de musste eine Grund-Datenbank mit Bewertungen aufgebaut werden, damit die User nicht vor einer wertlosen Seite stehen. Die Bewertungen wurden an verschiedenen Hochschulen „generiert“, denn mit brauchbaren Bewertungen und ernsthaften Erhebungen hatte das nicht viel zu tun. Ich habe selbst mitgemacht. Mir wurde gesagt, ich solle so viele AG wie möglich bewerten, Inhalt sei unwichtig, wenn ich was gewinnen wolle. Das sind keine Wissenschaftler, sondern da geht es m.E. nur ums Geld. Ich gebe da keinen Pfifferling auf diese kununu.de-Rankings.

    Ehrlich gesagt würde ich da auch einigermaßen etablierten Unternehmen bzw. Instituten vertrauen, die ihre Methoden (teilweise) offengelegt haben, international tätig sind und sogar eine Mindestverständnis für empirischen Forschung haben.

  10. Christoph Athanas

    Hallo Sebastian Schlaudraff,

    also, wenn ich es recht gesehen haben, gibt es hier niemanden, der kununu für pe se methodisch besser erklärt. Die Frage oben ist, welchen Wert die „klassischen“ Arbeitgeber-Rankings haben. Das Bewertungsplattformen wie kununu & Co. ebenfalls methodisch angreifbar sind ist klar. Die CHANCE auf eine bessere Glaubwürdigkeit ist aber über die Bewertungsplattformen ungleich höher, meine ich.
    Natürlich stehen hinter Bewertungsplattformen auch Geschäftsmodelle und es soll auch Geld verdient werden – klar. Zu Deinen Behauptungen, die schon starker Tobak sind, kann ich nichts sagen. Aber ich vertrete auch nicht kununu.
    Als Autor hier, hätte ich es aber schön gefunden, wenn Du auch zu Deiner letzten Aussage hinzugefügt hättest, welche Unternehmen denn da Deiner Meinung nach in Frage kämen!?
    Ich meine dieses Zitat von Dir: „Ehrlich gesagt würde ich da auch einigermaßen etablierten Unternehmen bzw. Instituten vertrauen, die ihre Methoden (teilweise) offengelegt haben, international tätig sind und sogar eine Mindestverständnis für empirischen Forschung haben.“

  11. Martin Poreda (kununu Co-Gründer)

    Hallo Sebastian Schlaudraff,

    also ich kenne Sie nicht und Sie anscheinend kununu auch nicht. Wir sind im Jahr 2007 als Hobbyprojekt gestartet und haben uns von 4 Bewertungen pro Tag (zu Anfangszeiten) auf heute 400+ Bewertungen pro Tag gesteigert. Dies erfolgte auf rein natürliche Art und Weise durch Incentivierung der Bewertungsabgabe (z.B. Gewinnspiele), durch Pressearbeit und Kooperationen (z.B. XING).
    Eine wie von Ihnen geschilderte Methodik liegt uns fern und ist nicht „the kununu-way“.
    Zum Abschluss noch: Bewertungen sind keine „Erhebungen“ und sollen keine Marktforschung mit wissenschaftlichen Methoden auch nur ansatzweise imitieren – wir haben uns nie in der „Marktforschungsecke“ positioniert.
    Gerne empfehle ich meinen Beitrag zu „urban legends“ rund um kununu – hier zu finden: https://www.xing.com/net/pri823725x/ebranding/hr-social-media-forum-78026/achtung-vor-vollidioten-in-der-social-media-beratung-39613373/
    Beste Grüße, Martin Poreda

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